Panorama

Matisse aus Rosenberg-Sammlung"Sitzende Frau" ist Raubkunst

12.06.2014, 12:35 Uhr
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Für ein Bild aus der Gurlitt-Sammlung ist die Herkunftsfrage beantwortet. (Foto: AP)

Jahrelang setzen der jüdische Kunsthändler Paul Rosenberg und später seine Nachkommen alle Hebel in Bewegung, um herauszufinden, wo sich seine Bilder von den Nazis geraubten Bilder befinden. Nun ist die Frage für ein Bild beantwortet.

Henri Matisses "Sitzende Frau" aus der Sammlung von Cornelius Gurlitt ist nach Einschätzung der Taskforce "Schwabinger Kunstfund" tatsächlich Raubkunst. "Auch wenn nicht mit letzter Sicherheit dokumentiert werden konnte, unter welchen Umständen Hildebrand Gurlitt in den Besitz des Werkes gekommen ist, so kommt die Taskforce zu dem Ergebnis, dass es sich bei dem Werk um NS-Raubkunst aus dem rechtmäßigen Eigentum der Sammlung von Paul Rosenberg handelt", teilte die Leiterin Ingeborg Berggreen-Merkel mit.

Wann die Familie das Bild aus den 20er Jahre zurückbekommt, ist allerdings völlig unklar. Gurlitt und seine Anwälte hatten vor dem Tod des Kunstsammlers bereits Verhandlungen aufgenommen, die kurz vor dem Abschluss standen. Rosenbergs Enkelinnen Marianne Rosenberg, eine New Yorker Anwältin, und Anne Sinclair, die Ex-Frau von Dominique Strauss-Kahn, hofften bereits, das Bild, das ihrem Großvater geraubt wurde, wieder in Empfang zu nehmen können.

Dem jüdischen Kunsthändler Paul Rosenberg von den Nazis geraubt, befand sich das Bild einst im Besitz von Hermann Göring, bevor es später - über Umwege - in die Sammlung Gurlitt gelangte. Rosenberg war bis zum Zweiten Weltkrieg der wohl wichtigste Kunsthändler Europas, gut befreundet mit Picasso - und auch mit Matisse. 1940 schaffte er es mit seiner Familie gerade noch über Spanien in die USA, nur mit einigen Bildern und seinem Dokumenten-Archiv. Nach dem Krieg erhielt Rosenberg nur einen geringen Teil seiner Sammlung zurück. Die "Sitzende Frau" blieb verschwunden – bis sie jetzt wieder in der Sammlung in München auftauchte. Der Wert des Bildes wird auf 60 bis 70 Millionen US-Dollar geschätzt.

Nach der de facto schon mit den Rosenberg-Enkelinnen getroffenen Vereinbarung meldete sich allerdings ein weiterer Anspruchsteller, und die Übergabe fand nicht statt. Das Kunstmuseum Bern, das Gurlitt als seinen Alleinerben eingesetzt hat, hat noch nicht entschieden, ob es das Erbe antritt.

Quelle: ntv.de, sba/dpa

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