Panorama

Unendliche Trauer in einem Bild So entstand das Foto von Mesut Hançer

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Die ganze Welt erfuhr von Mesut Hançers Schmerz.

Die ganze Welt erfuhr von Mesut Hançers Schmerz.

(Foto: AFP)

Die Aufgabe von Journalisten und Reportern ist es, über Ereignisse wie das Erdbeben im syrisch-türkischen Grenzgebiet zu berichten. Doch manchmal werden sie selbst Teil der Geschichte, wie der Fotoreporter, dessen Foto von einem trauernden Vater um die Welt ging.

Es ist das Bild, das von der Erdbebenkatastrophe in der Türkei und Syrien um die ganze Welt ging: Ein Vater sitzt vor einem eingestürzten Haus in der südtürkischen Stadt Kahramanmaraş und hält die Hand seiner toten Tochter. Das Bild hat Adem Altan gemacht, der seit mehr als 40 Jahren als Fotojournalist arbeitet.

Nach seiner Aussage lässt sich das Bild, das am Dienstagmorgen entstand, mit keinem der Zehntausenden Fotos vergleichen, die er im Lauf seiner Karriere gemacht hat. Altan ist für die Nachrichtenagentur AFP vor Ort. Von Ankara aus machte er sich Anfang der Woche auf ins Erdbebengebiet.

Am Dienstagmorgen erreichte er Kahramanmaraş, erzählte Altan dem britischen "Guardian". Familien gruben in den Trümmern eines eingestürzten Appartementkomplexes nach ihren Angehörigen. Das Beben der Stärke 7,8 lag gerade erst etwas länger als 24 Stunden zurück.

"Mach ein Foto von meinem Kind"

Der Fotograf konnte jedoch den Blick nicht von einem Mann wenden, der beinahe regungslos zwischen Staub und Betonteilen saß. "Als ich genauer hinsah, sah ich, dass er eine Hand hielt", sagt der Fotograf, "also begann ich zu fotografieren".

Inzwischen kennt die ganze Welt den Namen des Mannes: Mesut Hançer. Er ist der Vater, der die Hand seiner 15-jährigen getöteten Tochter Irmak nicht loslässt. Hançer habe gesehen, dass Altan fotografiert habe und ihn gebeten, weiterzumachen. "Mach ein Foto von meinem Kind", habe Hançer gesagt und ihm seine Tochter gezeigt.

"Ich sah den Kopf eines Menschen unter den Trümmern. Ich frage ihn nach seinem Namen", erzählt der Fotograf. "Dann fragte ich nach dem Namen seines Kindes. Er war ein bisschen weit weg, und ich hatte Schwierigkeiten, ihn zu verstehen. Er sagte, seine Tochter hieße Irmak."

Altan machte zahlreiche Fotos an diesem Morgen von dem trauernden Vater und seiner toten Tochter. Die Arbeit sei ihm sehr schwergefallen. "Meine Augen waren voller Tränen und es fiel mir schwer, nicht zu weinen, während ich fotografierte. Nachdem ich die Fotos gemacht hatte, wartete ich noch eine Weile, in der Erwartung, dass jemand kommen und das Mädchen wegbringen würde. Leider kam niemand."

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Einen Tag später sei er noch einmal zum eingestürzten Wohnkomplex zurückgekehrt, aber Hançer sei nicht mehr dort gewesen. Und auch der Leichnam des Mädchens war fort.

Seitdem hat Altan Hunderte Nachrichten zu dem Foto erhalten, das auch durch die sozialen Medien verbreitet wurde. Jemand habe ihm geschrieben, das sei ein Foto, "dass wir nie vergessen werden, bis wir sterben". Für ihn zeige das Bild die "physische und emotionale Zerstörung durch das Erdbeben, es dokumentiert die unermessliche Liebe eines Vaters zu seiner Tochter und es stellt die Frage: 'Gibt es einen größeren Schmerz als diesen?'"

Quelle: ntv.de

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