Panorama

Bedenkenlos ins kühle Nass?So sauber sind deutsche Badestellen

29.05.2018, 16:36 Uhr
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Deutsche Badeseen: Nichts wie rein ins nasse Vergnügen! (Foto: imago/imagebroker)

Ungetrübter Badespaß: In den meisten deutschen Gewässern kann man unbesorgt schwimmen. Fast alle Badestellen erfüllen die EU-Mindeststandards. Doch die Zahl der Orte mit mangelhafter Wasserqualität steigt trotzdem.

Das Baden bleibt in fast allen Flüssen, Seen und an den Küsten in Deutschland ein sauberes Vergnügen. Nach einem neuen EU-Bericht erfüllen 98 Prozent der 2287 untersuchten deutschen Badestellen die EU-Mindeststandards für Badegewässer. Den allermeisten (91,4 Prozent) bescheinigt der in Kopenhagen vorgestellte Bericht sogar eine ausgezeichnete Qualität. Acht Badestellen in Deutschland allerdings fielen beim Test durch - das sind drei mehr als im Vorjahr.

Den Stempel "mangelhaft" bekamen zwei Badestellen in Bayern - am Satzdorfer See in Runding und am See Freigericht-Ost in Kahl am Main. In Brandenburg erwischte es eine Badestelle an der Spreelagune in Lübben, in Hessen eine am Südufer des Werratalsees. In Baden-Württemberg sollte man am Goldscheuer-Badesee in Kehl vorsichtig sein, in Sachsen an der Blauen Adria in Bautzen, in Sachsen-Anhalt am Strandbad Reinsdorf. Erneut schlecht bewertet wurde die Ostsee-Badestelle in Tremt, am Strelasund zwischen Stralsund und der Insel Rügen.

Welche Ursachen die schlechte Wasserqualität an einzelnen Stellen hat, listet der EU-Bericht nicht auf. "Der häufigste Grund sind schwere Regenfälle und Gewitter, die die Kanalisation überfließen lassen", sagt EEA-Experte Peter Kristensen. Nur sehr selten werde verschmutztes Wasser direkt in Seen oder ins Meer geleitet. "An kleinen Seen können auch viele Vögel der Grund sein", meint der Experte. Ihr Kot könne das Wasser genauso verunreinigen, wie der von Hunden, die am Wasser laufen gelassen werden. Insgesamt verbesserte sich die Wasserqualität in Deutschland erneut leicht.

Die Daten zu den europäischen Badegewässern stammen aus der Saison 2017. Insgesamt nimmt der Bericht mehr als 21.000 Badestellen in den EU-Ländern sowie in Albanien und der Schweiz unter die Lupe. Wen es im Urlaub ans Mittelmeer zieht, der sollte sich Malta oder Zypern anschauen: Hier sowie in Griechenland und Kroatien lässt sich besonders unbesorgt planschen. "Im Mittelmeer-Raum ist die Wasserqualität besser als in Nordeuropa", sagt Kristensen. Das liege auch daran, dass es im Sommer weniger regne. Außerdem sei das Wasser tiefer und das starke Sonnenlicht töte Bakterien ab. Geprüft wurde das Bade-Wasser vor allem auf zwei Darmbakterien: E-coli und Darm-Enterokokken.

Infektionen als Gefahr

Wer besonders auf Nummer sicher gehen will, der sollte nach Luxemburg fahren. Hier bekamen alle zwölf untersuchten Badestellen Bestnoten. In Frankreich, Italien und Spanien sah es nicht ganz so gut aus - allerdings gebe es dort auch einfach besonders viele Strände, gibt Kristensen zu bedenken. Vorsichtig sollten Urlauber in Estland sein, wo 7,4 Prozent der Badestellen als mangelhaft bewertet wurden. Auch in Irland (4,9 Prozent) und in Großbritannien (3,3 Prozent) badet man nicht ganz so sorglos.

Hat die EEA eine Badestelle mit "mangelhaft" bewertet, liegt die Wahrscheinlichkeit laut Kristensen bei etwa eins zu zehn, dass man sich beim Baden eine Infektion einhandelt. Die Behörden sollten für diese Gewässer in der neuen Saison ein Badeverbot verhängen oder zumindest vom Baden abraten, sagt er. Außerdem sollten sie herausfinden, woher die jeweilige Verunreinigung stammt, und etwas dagegen tun. Das sei in Deutschland auch an mehreren Badestellen schon passiert. Wird ein Badegewässer fünfmal hintereinander als mangelhaft klassifiziert, sollte ein dauerhaftes Verbot ausgesprochen werden.

Doch was, wenn ausgerechnet der See vor der Haustür schlechte Bewertungen bekommen hat - und es keine Alternative in Reichweite gibt? "Dann sollte man besser nicht nach starkem Regen baden", rät Kristensen.

Quelle: uzh/fzö/dpa

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