Panorama

Pandemie-Lage in Deutschland So stark brechen die Corona-Testzahlen ein

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Der Moment, auf dem die amtliche Corona-Statistik aufbaut: PCR-Tests beruhen in der Regel auf tiefen Abstrichen im Nasen- und Rachenraum.

(Foto: dpa)

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Einschneidende Veränderungen in der Pandemie-Strategie: Der Ausstieg aus dem Corona-Test-Angebot schränkt die Datenlage massiv ein. Das Testaufkommen sackt ab, in der Warn-App und beim RKI kommen dazu kaum noch frische Zahlen an.

Drei Jahre nach Pandemiebeginn wird der Blick auf das Infektionsgeschehen in Deutschland plötzlich unscharf: Corona-Tests sind seit 1. März nicht mehr kostenlos erhältlich. Betroffene müssen für Bürgertests und PCR-Tests seitdem selbst in die Tasche greifen. Was die Staatskasse entlastet, führt in der Statistik zu dramatischen Veränderungen.

Die Zahl der amtlich erfassten Coronavirus-Ansteckungen geht unvermittelt steil zurück. Prominente Kennzahlen zur Einschätzung der Pandemielage wie etwa die Zahl der täglich gemeldeten Neuinfektionen, die Sieben-Tage-Inzidenz oder die Positivenquote verlieren plötzlich ihre breit aufgestellte Grundlage. Angaben aus der offiziellen Corona-Warn-App des Bundes belegen, wie massiv sich die politische Weichenstellung auf das Testaufkommen in Deutschland auswirkt:

Neuinfektionen, Inzidenz, Virus-Lage: Die genannten Indikatoren stützen sich im Kern allesamt auf die Zahl der laborbestätigten Infektionsfälle - in der Regel also auf die Auswertung der sogenannten PCR-Tests, mit denen sich Ansteckungen zweifelsfrei nachweisen lassen. Die hier gezeigten Daten aus der Warn-App beruhen auf den Meldungen, die über diesen Kanal hochgeladen wurden. Unabhängig davon ermittelt das Robert-Koch-Institut (RKI) die Testzahlen-Entwicklung anhand von Angaben aus Universitätskliniken, Forschungseinrichtungen und den beteiligten Laboren.

Im neuen Wochenbericht geht das RKI nicht auf die vollkommen veränderte Datengrundlage ein. In einer Fußnote heißt es lediglich: "Bei der Bewertung der Inzidenzen der gemeldeten Fälle ist zu berücksichtigen, dass diese auch durch das Testverhalten und Testangebote in der Bevölkerung beeinflusst wird." Ansonsten attestiert der Bericht nur einen deutlichen Rückgang der Fallzahlen: "Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz der gemeldeten Fälle mit einem labordiagnostischen Nachweis vonSARS-CoV-2 ist in Meldewoche (MW) 9 im Vergleich zur MW 8 um 24 Prozent gesunken." Die Meldewoche 9 endete am Sonntag, 5. März.

Mit dem Ausstieg aus dem kostenlosen Test-Angebot beginnt eine neue Pandemie-Phase. Die Auswertung der Proben im Labor ist zeit- und personalaufwändig: Dafür lieferten die gewonnenen Daten im Gegenzug ein verlässliches Bild zum Infektionsgeschehen in der Fläche. Lokale Ausbrüche? Rückläufige Trends? Versteckte Anzeichen für das Heranrollen einer neuen Welle? Dank der PCR-Testdaten ließen sich solche Entwicklungen schnell erkennen. Politik, Wirtschaft und die breite Öffentlichkeit bekamen durch die Leistungen der Labore ein täglich aktualisiertes Lagebild zur Beurteilung der Pandemie-Situation.

In Spitzenzeiten analysierten die deutschen Labore pro Woche mehr als 2,6 Millionen Tests. Steigende Positivenquote oder Engpässe bei den Laborkapazitäten waren in den ersten Jahren der Pandemie Anlass für hochkarätig besetzte Pressekonferenzen. Kanzlerin Angela Merkel selbst erklärte nach Bund-Länder-Krisenrunden höchstpersönlich, wie sich die Sieben-Tage-Inzidenz bewegt und wo die neuen Warnschwellen liegen.

Wichtigster Baustein für diese Kennzahlen war das möglichst niedrigschwellige und flächendeckend verfügbare Angebot an PCR-Tests. Diese Grundlage ist Anfang März entfallen. Ob und wie sich das Virus in der Bevölkerung weiter ausbreitet, ist damit künftig nur noch über indirektere Indikatoren erfassbar - etwa über die hochgerechnete Zahl der akuten Atemwegserkrankungen, die Zahl der Arztbesuche oder die Entwicklung auf den Intensivstationen.

Quelle: ntv.de

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