Panorama

Hassbotschaften gefunden Somalier erstach drei Frauen bei Woolworth

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Die Verkäuferin in der Haushaltsabteilung der Würzburger Woolworth-Filiale war das erste Opfer.

(Foto: picture alliance/dpa)

Der junge Asylbewerber ging in ein Kaufhaus, erkundigte sich nach einem Messer und tötete noch im Geschäft drei Frauen. Seine Motive sind weiter unklar, doch er soll zuvor schon mit Messerdrohungen aufgefallen sein. Die Ermittler wissen inzwischen, dass er sich seit 2015 legal in Deutschland aufhält.

Bei der Messerattacke von Würzburg sind drei Frauen in einem Kaufhaus getötet worden. Das sagte Unterfrankens Polizeipräsident Gerhard Kallert am Nachmittag in Würzburg. Der Verdächtige habe sich unmittelbar vor der Attacke in der Woolworth-Filiale in der Innenstadt nach Messern erkundigt. Dann habe er sich eines aus einer Auslage geschnappt, sofort auf eine Verkäuferin eingestochen und sie tödlich verletzt. Anschließend tötete der Mann nach bisherigen Erkenntnissen zwei weitere Frauen in dem Geschäft. Danach griff er weitere Menschen in einer Bank und auf der Straße an. Sechs weitere Frauen und ein Junge wurden verletzt. Eine Frau kämpfte am Samstag noch um ihr Leben.

Die "Bild"-Zeitung berichtete mit Hinweis auf einen internen Behördenvermerk, der Beschuldigte habe bei seiner Festnahme gesagt, er habe mit dem Angriff seinen "Dschihad" verwirklicht. Die Ermittler bei der Pressekonferenz bestätigten, es sei das Wort "Dschihad" gefallen. Zugleich hieß es, bei den Opfern habe es sich überwiegend um Frauen gehandelt. Ob der Angreifer bewusst weibliche Opfer ausgewählt hatte, müsse noch ermittelt werden. Nach gegenwärtigem Ermittlungsstand könne es sich auch um einen Zufall handeln.

Hassbotschaften in Obdachlosenheim gefunden

Der Somalier sei am 6. Mai 2015 nach Deutschland eingereist, sagte Kallert weiter. Seit dem 4. September 2019 war er in Würzburg erfasst, sein Asylverfahren laufe. "Ich habe Verletzte gesehen, ich habe Tote gesehen", sagte Kallert. Er bedankte sich unter anderem bei Bürgern, die durch das Verbrechen in eine Extremsituation geraten seien und mitgeholfen hätten, den Täter in eine Gasse zu treiben. Nach aktuellem Ermittlungsstand stach der 24-jährige Somalier am Freitagnachmittag in der Innenstadt grundlos auf ihm unbekannte Menschen ein.

In dem Obdachlosenheim, in dem der 24-Jährige zuletzt lebte, fanden die Ermittler Hassbotschaften. Das sagte der Leitende Kriminaldirektor Armin Kühnert. Das Material sei sichergestellt, aber noch nicht ausgewertet worden. Auch Nachrichten auf einem entdeckten Handy müssten noch untersucht werden, was wegen der dabei genutzten Fremdsprache etwas dauere.

Bereits im Januar Messervorfall

Der junge Mann soll bereits Monate vor der Tat mit einem Messer gedroht haben. Im Januar bei einem Streit in seiner Obdachlosenunterkunft habe er zu einem Messer gegriffen und es bedrohlich in der Hand gehalten. Das sagte Wolfgang Gründler von der Generalstaatsanwalt Bamberg. Worum es bei der Auseinandersetzung mit Mitbewohnern und Verwaltern ging, sagte Gründler nicht. Verletzt worden sei damals niemand. Die Polizei leitete aber ein Ermittlungsverfahren wegen Bedrohung und Beleidigung ein, der Somalier kam vorübergehend in eine Psychiatrie.

Im Juni soll der 24-Jährige zudem einen Verkehrsteilnehmer in der Würzburger Innenstadt belästigt haben. "Da hat der Beschuldigte ein verstörtes Verhalten mit psychischen Auffälligkeiten gezeigt." Der Mann sei erneut in eine Psychiatrie gekommen, aber nach einem Tag wegen fehlenden Behandlungsbedarfes entlassen worden.

Es müsse jetzt ermittelt werden, inwiefern die Psyche des 24 Jahre alten Somaliers eine Rolle gespielt habe und inwiefern islamistische Einstellungen zur Tat beigetragen hätten, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann bei der Pressekonferenz. Ein Zeuge habe glaubhaft erklärt, dass der Täter in dem Kaufhaus "Allahu akbar" - Gott ist groß - gerufen habe. Herrmann hielt es auch für möglich, dass beides - islamistische Einstellung und psychische Auffälligkeiten - am Ende zu der Tat beigetragen haben könnte. "Das schließt sich ja nicht aus und muss nun weiter ermittelt werden", sagte der CSU-Politiker.

Verteidiger bezweifelt Islamismus

Der Pflichtverteidiger des verdächtigen Somaliers, Hanjo Schrepfer, hatte zuvor einen islamistischen Hintergrund bezweifelt. Nach Gesprächen mit dem 24-Jährigen könne er bisher kein islamistisches Motiv erkennen. Sein Mandant solle noch am Samstag in ein Gefängnis in Untersuchungshaft überstellt werden. Er sei haftfähig trotz einer Beinschussverletzung. "Offiziell hat er sich noch nicht zur Sache eingelassen", erklärte der Verteidiger.

Ungeachtet der Bluttat in der Würzburger Innenstadt haben am Samstag Dutzende Menschen den Abend an Würzburgs "Partymeile" am Mainufer verbracht. Bei sommerlichen Temperaturen versammelten sich überwiegend junge Menschen im Bereich des Mainkais und am Mainufer, das nicht weit vom Ort der Messerattacke am Barbarossaplatz entfernt liegt.

Um den Tatort mitten in der Würzburger Innenstadt war indessen Ruhe eingekehrt. Kerzen flackerten im Abendlicht. Menschen hielten im Vorbeigehen inne und legten auch noch in den Abendstunden Blumen nieder. Polizisten standen noch immer vor der abgesperrten Filiale einer Einzelhandelskette, wo der 24 Jahre alte Somalier die drei Frauen getötet und sechs weitere Personen verletzt hatte. Nur wenige Meter vom Tatort entfernt ist das Juliusspital, in dem Verletze liegen. In Gedenken wurden auch hier Blumen niedergelegt und Kerzen angezündet.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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