"Impfstoff macht Unterschied" Spahn findet Biontech-Erfolg "sehr ermutigend"
09.11.2020, 16:22 Uhr
Spahn: "Stand heute wird es wahrscheinlich so schnell wie noch nie zuvor in der Menschheitsgeschichte einen Impfstoff gegen ein neues Virus geben können."
(Foto: dpa)
Aus Sicht der Bundesregierung ist die Impfstoff-Erfolgsmeldung des deutschen Unternehmens Biontech ein hoffnungsvoller Schritt im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Denn unklar war bisher, ob es überhaupt eine Impfung gegen das Coronavirus geben kann. Doch wann folgt nun die Zulassung?
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat die Fortschritte des Mainzer Unternehmens Biontech und des Pharmakonzerns Pfizer bei einem Corona-Impfstoff als "sehr ermutigend" bezeichnet. Die Unternehmen hatten zuvor mitgeteilt, ihr Impfstoff biete nach Studiendaten einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor der Krankheit Covid-19. Voraussichtlich ab der kommenden Woche soll die Zulassung bei der US-Arzneimittelbehörde FDA beantragt werden.
"Es war ja bis jetzt unsicher, ob es überhaupt einen Impfstoff geben kann, der tatsächlich wirkt, der tatsächlich das Infektionsgeschehen reduziert und eine Infektion vermeiden hilft", so Spahn. Der Minister sagte, die Ergebnisse zeigten, "dass dieser Impfstoff einen Unterschied macht".
Mit dem Einsatz eines Corona-Impfstoffs rechnet die Bundesregierung frühestens im ersten Quartal des kommenden Jahres. "Stand heute wird es wahrscheinlich so schnell wie noch nie zuvor in der Menschheitsgeschichte einen Impfstoff gegen ein neues Virus geben können", sagte Spahn. Mit Blick auf den Biontech-Erfolg betonte Spahn jedoch, dass noch weitere Erfahrungen abgewartet werden müssten. "Das heißt noch nicht, dass morgen die Zulassung erfolgt."
Eine Zulassung bei der FDA wäre zuerst einmal eine Zulassung in den USA, so Spahn. "Es kann dadurch eine zeitliche Differenz entstehen zwischen amerikanischer und europäischer Zulassung." Doch gehe er von einer parallelen Beantragung bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA aus.
Deutscher Impfstoff "nicht zuerst in anderen Ländern"
Es freue ihn sehr, dass mit Biontech ein deutsches Unternehmen zu den ersten mit solchen Erfolgen zähle. Als deutscher Gesundheitsminister wolle er erreichen, dass ein Impfstoff eines deutschen Unternehmens "nicht zuerst in anderen Ländern zur Verfügung steht". Der Minister bekräftigte aber auch, dass die Bundesregierung mit unterschiedlichen Herstellern kooperiere. "Wir setzen auf mehrere Pferde", denn "wir wissen noch nicht, welche ins Ziel kommen".
Spahn äußerte sich auch zu den Empfehlungen des Deutschen Ethikrats, der Ständigen Impfkommission und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Diese seien eine "gute Grundlage" für die nun erforderlichen politischen Entscheidungen. Die Bundesregierung plant gegen das Coronavirus den Aufbau von 60 Impfzentren, die durch mobile Impfteams ergänzt werden sollen. Der Minister hob hervor, Entscheidungen über die Impf-Reihenfolge müssten dabei jeweils die Behörden vor Ort treffen. Als Ziel nannte Spahn eine Durchimpfung von mindestens 55 bis 65 Prozent der Bevölkerung, um so die Ausbreitung des Coronavirus zu stoppen. Eine Impfpflicht stehe aber nicht zur Diskussion.
Quelle: ntv.de, kst/dpa/AFP/DJ