Land besonders stark betroffen Spanien registriert zweiten Affenpocken-Toten
30.07.2022, 16:06 Uhr
Knapp 4300 Infektionen mit dem Affenpockenvirus wurden bislang in Spanien gemeldet.
(Foto: dpa)
Zwei junge Männer, die sich mit Affenpocken infiziert haben, sind in Spanien ums Leben gekommen. Es handelt sich um die ersten Todesfälle im Zusammenhang mit dem Erreger in Europa. Ob Vorerkrankungen als Ursache mitgewirkt haben, wird noch untersucht.
Spanien hat binnen weniger Stunden zwei Todesfälle im Zusammenhang mit dem Affenpockenvirus (MPXV) gemeldet. Das Gesundheitsministerium in Madrid gab im Laufe des Tages den Tod eines weiteren Patienten bekannt, nachdem es am Freitagabend über einen ersten Verstorbenen berichtet hatte. Es handelt sich um die ersten in Europa festgestellten Todesfälle im Zusammenhang mit der sich rasch ausbreitende Infektionskrankheit. Beide seien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der EU-Kommission gemeldet worden, schrieb das Gesundheitsministerium.
Nach Angaben der zuständigen regionalen Behörden wurden der erste Fall in der Region Valencia im Osten und der zweite in Andalusien im Süden des Landes registriert. Beide Patienten waren demnach mit einer durch die Infektion bedingten Gehirnentzündung in Krankenhäuser eingewiesen worden. Das Gesundheitsministerium der Region Valencia teilte am Freitagabend mit, der Tod des Patienten dort sei "durch eine infektionsbedingte Enzephalitis (Gehirnentzündung) verursacht" worden. Der Fall werde weiter "analysiert, um die Ursache endgültig zu bestätigen". Die Regionalzeitung "Levante" schrieb, es handele sich um einen "etwa 40 Jahre alten Mann", der auf der Intensivstation in einem Krankenhaus der Stadt Alicante lag.
In Andalusien gab das regionale Gesundheitsministerium am Wochenende bekannt, bei dem zweiten Todesopfer handele es sich um einen 31-Jährigen, der mit einer durch die Infektion verursachten Meningoenzephalitis auf die Intensivstation des Universitätskrankenhauses in Córdoba eingeliefert worden sei. Die Todesfälle könnten möglicherweise auf Vorerkrankungen zurückgehen. Ob Begleiterkrankungen vorlagen, ist jedoch in beiden Fällen noch unklar. Die Zeitung "El País" schrieb, das medizinische Institut "Instituto de Salud Carlos III" in Madrid werde Gewebeproben untersuchen, um die Ursache der Todesfälle besser zu verstehen.
Weltweit wurden seit Mai bisher insgesamt acht Todesfälle wegen Affenpocken festgestellt. Die ersten fünf waren aus Afrika gemeldet worden, wo die Krankheit 1970 erstmals bei Menschen festgestellt worden war. Neben Spanien hatte am Freitag auch Brasilien einen Todesfall gemeldet. Allerdings habe es sich um einen Patienten mit weiteren Erkrankungen gehandelt, teilte das Gesundheitsministerium in Brasília mit.
Weltweiter Gesundheitsnotstand ausgerufen
Dem jüngsten, am heutigen Samstag veröffentlichten Bericht des spanischen Zentrums für Gesundheitsnotfälle zufolge sind im Land derzeit 3750 Menschen an Affenpocken erkrankt, 120 davon würden im Krankenhaus behandelt. 4298 sollen sich demnach bisher insgesamt angesteckt haben. Spanien ist eines der am stärksten von der Krankheit betroffenen Länder. Weltweit sind laut dem Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, rund 70 Prozent der seit Mai gemeldeten 18.000 Ansteckungen mit Affenpocken in Europa festgestellt worden, rund 25 Prozent auf dem amerikanischen Kontinent.
Zu den typischen Symptomen der Krankheit gehören hohes Fieber, geschwollene Lymphknoten und Windpocken-ähnliche Pusteln. Übertragen wird die Krankheit durch engen Körper- und Hautkontakt. Im Gegensatz zu den seit 1980 ausgerotteten Menschenpocken verlaufen Affenpocken in der Regel deutlich milder; die meisten Menschen erholen sich innerhalb einiger Wochen von der Infektion.
Angesichts der Ausbreitung der Infektionskrankheit hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am vergangenen Samstag einen weltweiten Gesundheitsnotstand ausgerufen. In Deutschland wurden bis Ende vergangener Woche laut Robert-Koch-Institut 2268 Erkrankungsfälle registriert.
Quelle: ntv.de, fzö/AFP/dpa