Panorama

Wussten sie vom Wettbüromord? Staatsanwalt ermittelt gegen LKA-Beamte

Haben LKA-Beamte wissentlich den Tod eines Menschen in Kauf genommen?

Haben LKA-Beamte wissentlich den Tod eines Menschen in Kauf genommen?

(Foto: picture alliance / dpa)

Vor mehr als vier Jahren erschießen Vermummte in Berlin den 26-jährigen Tahir Ö. Die Spur führt ins Rockermilieu. Nun gibt es erneut Anlass zum Verdacht, Polizisten hätten den Mord wissentlich in Kauf genommen. Diesmal werden Ermittlungen eingeleitet.

Im Zusammenhang mit einem Mord im Rockermilieu vor viereinhalb Jahren hat die Berliner Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen drei Polizisten eingeleitet. Die Beamten des Landeskriminalamts (LKA) stehen im Verdacht, den Tod eines Mannes in Kauf genommen zu haben, um anschließend gegen die Rockerbande Hells Angels vorgehen zu können. Seit Freitag wird nun wegen des Verdachts auf Totschlag durch Unterlassen ermittelt, wie Oberstaatsanwalt Sjor Kamstra nun mitteilte.

Der 26-jährige Tahir Ö. war am 10. Januar 2014 in einem Wettbüro im Berliner Stadtteil Reinickendorf von vermummten Angreifern aus dem Umfeld der Hells Angels erschossen worden. Aus einem rechtlichen Hinweis an die elf Angeklagten geht nun hervor, dass drei LKA-Beamte im Vorfeld von einer Gefährdung für Ö. gewusst haben könnten. Möglicherweise hatten die Beamten sogar schon "seit Ende Oktober 2013 von einer drohenden Tötung Tahir Ö.s durch Personen aus dem Umfeld der Hells Angels" Kenntnis, erklärte die Berliner Staatsanwaltschaft.

Die Berliner Polizei zeigte sich angesichts der Vorwürfe "schwer getroffen" und versicherte, das Strafverfahren "vollumfänglich" unterstützen zu wollen. "Wir sehen den Schutz von Leben und Gesundheit als elementaren Bestandteil und Kern unserer Aufgaben an", erklärte ein Sprecher. Die betroffenen Beamten würden bis auf Weiteres vom Dienst ausgeschlossen. Ferner kündigte die Polizei an, ein Disziplinarverfahren gegen die LKA-Mitarbeiter einzuleiten.

Bereits im Jahr 2014 hatte die Berliner Staatsanwaltschaft überprüft, ob die LKA-Beamten Fehler bei der "Gefährdungsbewertung des späteren Tatopfers" Ö. gemacht hatten. Ermittlungen wurden zu diesem Zeitpunkt nicht aufgenommen. Das Hauptverfahren zur Aufklärung des sogenannten Wettbüromords läuft seit vier Jahren. Zehn der verbliebenen elf Angeklagten stammen aus dem Rockermilieu.

Quelle: ntv.de, fhe/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen