Sorge um ungeimpfte Senioren Stöhr erwartet im nächsten Sommer "absoluten Normalzustand"
28.08.2021, 15:44 Uhr
Absoluter Normalzustand - so sieht Epidemiologe Stöhr den kommenden Sommer.
(Foto: imago images / Rupert Oberhäuser)
Die derzeit steigenden Coronazahlen seien erwartbar gewesen. Deswegen sieht Epidemiologe Stöhr in ihnen auch keinen Grund zur Beunruhigung. Anders bewertet er, dass noch vier Millionen Senioren ungeimpft seien. Dennoch prophezeit er einen wieder normalen Sommer.
Der Epidemiologe Klaus Stöhr geht davon aus, dass die Corona-Pandemie in Deutschland nach dem Winter vorüber ist. "Ab dem Frühjahr werden wir eine dramatische Entspannung der Situation erleben", sagte Stöhr dem "Münchner Merkur". "Die Pandemie ist dann vorbei. Im Sommer wird trotz einiger Infektionen wieder absoluter Normalzustand herrschen."
Die steigenden Corona-Infektionszahlen seien bislang zwar "eine erwartbare Entwicklung" und "kein Grund zur Aufregung", sagte Stöhr. Allerdings müsse man sich Sorgen um die mehr als vier Millionen ungeimpften über 60-Jährigen in Deutschland machen: "Die sind für das Virus noch voll empfänglich", sagte Stöhr. "Das reicht im Winter aus für eine dramatische Zunahme von schweren Verläufen und Einweisungen in die Krankenhäuser. Darüber muss man sich Sorgen machen und hier den Impffortschritt verbessern." Deshalb müssten Auffrischungsimpfungen und eine bessere Impfquote in der Pflege "Priorität werden".
Sorgen über den Impfstatus der Deutschen äußert auch der Hausärzteverband. Die Nachfrage nach Corona-Schutzimpfungen sei deutlich niedriger als in der ersten Hälfte des Jahres. "Der Impfturbo, den wir im Frühjahr und bis zum Juli hinein erlebt hatten, ist definitiv abgeflaut", sagte Bundesvorstandsmitglied Armin Beck dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Während einzelne Kolleginnen und Kollegen uns zuvor noch von 300 oder sogar 500 Anfragen wöchentlich berichteten, erhalten viele mittlerweile nur noch zögerliche 30 oder weniger."
Beratungszeit vor Impfung sehr angestiegen
"Hinzu kommt, dass die Beratung bei vielen Patientinnen und Patienten deutlich aufwändiger geworden ist, da natürlich der Anteil der klaren Impfbefürworter unter den Ungeimpften mit Voranschreiten der Impfkampagne stark abgenommen hat", führte Beck weiter aus. "Den bisher nicht geimpften Patienten diese näherzubringen, nimmt viel Zeit in Anspruch", sagte der Mediziner. Hier sei "viel Überzeugungsarbeit zu leisten".
Laut täglichem Statusbericht von Gesundheitsminister Jens Spahn sind derzeit mehr als 60 Prozent der Menschen in Deutschland vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Die dafür meist nötige zweite Spritze haben inzwischen gut 50 Millionen Menschen (60,1 Prozent) erhalten, wie das Bundesgesundheitsministerium bekannt gab. Knapp 65 Prozent (54 Millionen) sind demnach mindestens einmal geimpft. Am gestrigen Freitag waren den Angaben zufolge 213.092 Impfdosen verabreicht worden. In Spitzenzeiten waren es beinahe fünf Mal so viele.
In Bremen haben bereits 74,7 Prozent mindestens eine Impfung, 70,2 Prozent sind dort vollständig geimpft. In Sachsen dagegen haben erst 54,8 Prozent mindestens eine Impfung, 51,4 Prozent sind dort vollständig geimpft. "Jede einzelne Impfung hilft, dass wir gemeinsam gut durch Herbst und Winter kommen", twitterte Spahn einmal mehr.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa/AFP