Massentötung war rechtswidrig Streit um Nerzschlachtungen in Dänemark
10.11.2020, 17:08 Uhr
Müssen auch gesunde Nerze gekeult werden? Viele Farmer in Dänemark haben wachsende Zweifel.
(Foto: picture alliance/dpa)
Viele Nerzfarmer in Dänemark weigern sich, ihre gesunden Tiere zu schlachten. Nun stellt sich heraus: Eine Aufforderung der Regierung in Kopenhagen dazu war rechtswidrig. Ein neues Gesetz soll nun schnellstmöglich her, um die Massentötung landesweit behördlich anzuordnen.
In Dänemark herrscht zunehmend Verwirrung um die von der Regierung veranlasste Massenkeulung aller Nerze im Land. Für die Tötung von gesunden Pelztieren außerhalb bestimmter Risikozonen gibt es nämlich noch keine rechtliche Grundlage. Lebensmittelminister Mogens Jensen räumte ein: "Wir haben einen Fehler begangen. Es gibt keine gesetzliche Befugnis, um Nerzzüchter außerhalb der 7,8-Kilometer-Zonen zu bitten, ihre Nerze zu schlachten", sagte Jensen dem Sender TV2. Dies habe er bei der Bekanntgabe nicht gewusst. Es ändere aber nichts daran, dass durch die Nerzzucht in Dänemark in Corona-Zeiten ein Risiko bestehe. Die Züchter sollten mit Blick auf die Volksgesundheit damit weitermachen, die Tiere zu töten.
Regierungschefin Mette Frederiksen hatte bei der Ankündigung der Maßnahme am vergangenen Mittwoch davon gesprochen, dass alle Nerze in Dänemark getötet werden sollten, um so sicherzustellen, dass eine bei den Nerzen aufgetretene Coronavirus-Mutation eingedämmt werde. Auch in einer Mitteilung des Umwelt- und Lebensmittelministeriums hieß es: "Die Regierung hat auf Grundlage einer neuen Risikobewertung der Gesundheitsbehörden beschlossen, alle dänischen Nerzbestände zu schlachten." Den Pelztierzüchtern wurde eine Bonuszahlung in Aussicht gestellt, wenn sie ihre Tiere innerhalb weniger Tage keulten.
In einem neuen Brief der Lebensmittelbehörde Fødevarestyrelsen an die dänischen Nerzzüchter hieß es nun, man bedauere, dass aus einem vorherigen Schreiben vom Freitag nicht hervorgegangen sei, dass es sich um eine "Aufforderung" der schnellstmöglichen Tötung gesunder Bestände außerhalb der 7,8-Kilometer-Zonen gehandelt habe. Wie TV2 berichtete, deckt die Gesetzeslage nur infizierte Nerzfarmen sowie Bestände in einem bestimmten Umkreis ab - besagte 7,8 Kilometer.
Neues Gesetz soll schnellstmöglich kommen
Bis Dienstag wurden landesweit 2,4 Millionen Nerze getötet. Doch einige Züchter weigern sich, ihre völlig gesunden Tiere zu keulen. Ein neues Gesetz zur Notschlachtung auch gesunder Tiere sollte eigentlich bereits am Mittag im Schnellverfahren durch das Parlament gebracht werden. Angesichts der Vorbehalte bei einer Mehrheit der Abgeordneten wird der Entwurf der sozialdemokratischen Minderheitsregierung nun aber wie gewöhnlich in drei Lesungen behandelt. Zugleich mit der Anordnung der Massentötung soll auch die Haltung von Nerzen bis einschließlich 31. Dezember 2021 verboten werden. Für Zoos, Zirkusse oder die Privathaltung von maximal fünf Nerzen sollen Ausnahmen gelten.
Die Virus-Mutation "Cluster 5" wurde außer bei Nerzen auch bei insgesamt zwölf Menschen im Norden Jütlands gefunden. Seit Donnerstag dürfen deshalb die Einwohner der am schwersten betroffenen Gemeinden ihre Region nicht mehr verlassen. In den vergangenen Tagen wurden jetzt keine neuen Ansteckungen bei Menschen mehr entdeckt. Deshalb besteht die Hoffnung, dass der Virus-Stamm beim Menschen bereits wieder verschwunden ist.
Quelle: ntv.de, mau/dpa