Patienten und Gefangene gequältSyrischer Arzt wegen Folter angeklagt

Vor wenigen Jahren verlässt ein Arzt Syrien. Er kommt nach Deutschland und praktiziert weiter in seinem Beruf. Dann wird er festgenommen. Schreckliche Taten in syrischen Krankenhäusern werden ihm vorgeworfen. Die Anklageschrift der Bundesanwaltschaft benennt nun die grausigen Details.
Gegen einen syrischen mutmaßlichen Folter-Arzt hat die Bundesanwaltschaft Anklage wegen Mordes und Verbrechens gegen die Menschlichkeit erhoben. Der zuletzt in Hessen lebende Mann soll in zwei syrischen Militärkrankenhäusern und einem Gefängnis des Militärischen Geheimdienstes in 18 Fällen Menschen gefoltert und schwerst misshandelt haben, wie die oberste Anklagebehörde mitteilte. Zwei Opfer starben. Vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Frankfurt ist der Arzt auch wegen schwerer Körperverletzung, versuchter schwerer Körperverletzung sowie gefährlicher Körperverletzung angeklagt.
Der Mann hatte Syrien 2015 verlassen. Seither hatte er in Deutschland gelebt und als Arzt gearbeitet. Er wurde im Juni vergangenen Jahres festgenommen und ist seitdem in Untersuchungshaft. Alle Taten sollen sich zwischen 2011 und 2012 im Gefängnis in der westsyrischen Stadt Homs und in zwei Militärkrankenhäusern in Homs und Damaskus zugetragen haben, wo der Geheimdienst mutmaßliche Oppositionelle festhielt.
Der Arzt soll unter anderem einem Gefangenen, der sich gegen Schläge und Tritte wehrte, eine tödliche Substanz gespritzt haben, an der er binnen Minuten starb. Ein anderer Gefangener, der einen epileptischen Anfall hatte, starb, ohne dass die Todesursache eindeutig geklärt werden konnte. Zuvor hatte der Arzt der Bundesanwaltschaft zufolge den Kranken ins Gesicht geschlagen. Neben schwersten körperlichen und seelischen Misshandlungen wirft ihm die Bundesanwaltschaft vor, dass er zweimal versucht habe, Männer ihrer Fortpflanzungsfähigkeit zu berauben.
In der Notaufnahme des Militärkrankenhauses in Homs soll der Mann die Genitalien eines 14 oder 15 Jahre alten Jungen mit Alkohol übergossen und die Stelle mit einem Feuerzeug entzündet haben. Auf dieselbe Weise misshandelte der Angeschuldigte im Juli oder August 2011 einen in die Notaufnahme des Militärkrankenhauses eingelieferten Mann.