Entscheidung über U-Haft Tatverdächtiger hatte Waffenarsenal
01.02.2022, 13:34 Uhr
Der 38-jährige Deutsche war am Montag zusammen mit einem 32-Jährigen festgenommen worden.
(Foto: imago images/Jan Huebner)
Viele Hintergründe zum Mord an zwei Polizisten im rheinland-pfälzischen Kusel sind noch unklar. Zwei Tatverdächtige befinden sich zurzeit in U-Haft. Einer soll gleich mehrere Waffen in seiner Wohnung gehortet haben.
Nach den tödlichen Schüssen auf zwei junge Polizisten aus dem Saarland haben die Ermittler bei den Tatverdächtigen ein großes Waffenarsenal sichergestellt. Wie aus Sicherheitskreisen verlautete, fand die Polizei bei einer Hausdurchsuchung im saarländischen Spiesen-Elversberg fünf Kurzwaffen, ein Repetiergewehr, zehn weitere Langwaffen, eine Armbrust sowie einen Schalldämpfer und Munition.
Die Ermittler gehen den Angaben zufolge davon aus, dass der festgenommene 38-jährige Tatverdächtige Zugang zu den Waffen hatte. Im Haus des zweiten Tatverdächtigen seien zwei Langwaffen entdeckt worden, hieß es. Der 32-Jährige habe seine Bereitschaft erklärt, auszusagen.
Der 38-jährige Deutsche war am Montag zusammen mit einem 32-Jährigen festgenommen worden. Sie sitzen inzwischen in Untersuchungshaft. "Bis ausgeschlossen werden kann, dass es noch weitere Täter gibt, dauern die Ermittlungen an", sagte eine Polizeisprecherin.
Auf einer Straße im pfälzischen Kreis Kusel waren am frühen Montagmorgen eine 24 Jahre alte Polizeianwärterin und ein 29 Jahre alter Oberkommissar bei einer Verkehrskontrolle erschossen worden waren. Die Festnahmen der beiden Tatverdächtigen erfolgten noch am selben Tag.
Zunächst stellte sich der 38-jährige S. der Polizei, nachdem diese öffentlich mit Namen und Foto nach ihm gefahndet hatte. Der Verdächtige habe sich über seine Anwältin gemeldet und sei vor einem Haus in Sulzbach festgenommen worden. In dem Haus wurde auch ein 32 Jahre alter Verdächtiger festgenommen. In welchem Zusammenhang er zu den Schüssen stehe, müssten die Ermittlungen ergeben, hieß es. Beide Männer hätten sich zunächst nicht zur Sache geäußert, hatte die Polizei erklärt.
"Wollen lückenlos wissen, was dort geschehen ist"
Die Fahndungsmaßnahmen hätten in der Nacht angedauert, weil weitere Mittäter nicht ausgeschlossen werden könnten, hieß es. Trotz der beiden Festnahmen sind viele Fragen offen. Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz hatte eine "sehr, sehr intensive Vernehmung" der Tatverdächtigen angekündigt. "Wir wollen lückenlos wissen, was dort geschehen ist", sagte der SPD-Politiker dem SWR.
Ob es weitere Verdächtige gebe, würden Ermittlungen und Befragungen zeigen. "Wir gehen im Moment von den beiden aus, die wir in dem Gebäude dann auch festnehmen konnten." Es stehe der Vorwurf im Raum, dass die beiden Männer "sehr, sehr brutal zwei Polizeibeamten das Leben genommen" hätten.
"Die Staatsanwaltschaft muss die konkrete Einschätzung vornehmen." Dass sich die Polizei künftig auf Verkehrskontrollen völlig anders einstellen müsse, denke er nicht, sagte Lewentz. "Die beiden Einsatzkräfte haben Schutzausstattung getragen und sind vorsichtig herangegangen. Was dort mit aller Brutalität abgelaufen ist, erlebt die Polizei bei den Kontrollen nicht im Normalfall." Ein solch schreckliches Ereignis sei die Ausnahme. Es sei aber allgemein mehr Aggression gegen Einsatzkräfte festzustellen, meinte Lewentz. "Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und keine Frage nur für die Polizei. Diese Frauen und Männer sind für uns alle da."
Der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Holger Münch, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), sein Haus werde bei der Aufklärung der Tat "seine volle Unterstützung" leisten. "Es ist unbegreiflich, wenn Polizistinnen oder Polizisten bei der Erfüllung ihrer Aufgabe, die Bevölkerung vor Gefahren zu schützen, zum Angriffsziel werden und ihr Leben verlieren." Auch Innenpolitiker mehrerer Parteien auf Bundesebene rückten die Risiken des Polizeiberufs in den Fokus. So sagte der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Sebastian Hartmann, der "Bild"-Zeitung: "Brutal zeigt sich die Gefährlichkeit des Polizeiberufs. Die Tat ist restlos aufzuklären auch mit Blick auf den besten Schutz von Polizeibeamten."
Quelle: ntv.de, mba/dpa