Polizei spricht von Verletzten Tausende bei "Querdenker"-Demo in Leipzig
06.11.2021, 19:36 Uhr
Beobachten sprachen von einer angespannten Stimmung bei den Protesten.
(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)
Vor einem Jahr kamen rund 20.000 Teilnehmer bei einer "Querdenken"-Demo in Leipzig zusammen. Die Proteste liefen aus dem Ruder. Diesmal ist die Polizei mit einem Großaufgebot in Einsatz. Sie nimmt Anhänger der rechten Szene in Gewahrsam und leitet Dutzende Ermittlungsverfahren ein.
Ein Jahr nach einer eskalierten Demonstration der "Querdenker"-Szene in Leipzig haben sich in der Stadt wieder einige Tausend Menschen zum Protest gegen Corona-Maßnahmen versammelt. "Unser absolutes Ziel ist, dass es keinen Aufzug gibt", hatte Polizeisprecher Olaf Hoppe das Ziel der Einsatzkräfte ausgegeben. Die Polizei war dazu mit zahlreichen Kräften sowie drei Wasserwerferstaffeln vor Ort. Unterstützung kam auch aus anderen Bundesländern.
Für die Demonstration war überregional mobilisiert worden. Beobachter sprachen von einer angespannten Stimmung. Teilnehmer versuchten, wie vor einem Jahr den Gang über den geschichtsträchtigen Ring zu erzwingen. "Laufen, laufen", riefen sie auf dem Weg vom Augustusplatz zum Bahnhof. Etliche Teilnehmer hatten Kerzen in den Händen. Die Polizei hatte jedoch die Straße abgesperrt und wurde von den Demonstranten ausgebuht.
Wie eine Polizeisprecherin mitteilte, wurden mehrere Aufzüge mit Teilnehmerzahlen jeweils in dreistelliger Höhe im Innenstadt-Bereich von der Polizei gestoppt. Es kam auch zu mehreren Gegendemonstrationen. Wegen der Corona-Lage waren laut Verordnung nur stationäre Versammlungen mit maximal tausend Teilnehmern erlaubt.
Über 30 Ermittlungsverfahren eingeleitet
Insgesamt seien über 30 Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, teilte die Polizei am Samstagabend auf Twitter mit. Demnach kam es während der Demonstrationen zu Sachbeschädigung, Körperverletzung, Landfriedensbruch sowie Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Unter anderem seien Polizisten mit Gegenständen beworfen und mit Reizstoff besprüht worden. Ein Polizist wurde den Angaben zufolge verletzt und musste im Krankenhaus behandelt werden.
Die "Bewegung Leipzig" hatte zur Demonstration für Freiheit und gegen die Corona-Maßnahmen aufgerufen. Ursprünglich war sie für 3000 Teilnehmer angemeldet samt Zug über den Leipziger Ring. Wegen der verschärften Corona-Lage in Sachsen sind aber nur noch stationäre Kundgebungen mit maximal 1000 Teilnehmern zulässig. Schon am frühen Nachmittag wurde der Versammlungsort abgeriegelt, weil diese Zahl erreicht war. Allerdings hielten sich außerhalb noch viele weitere Anhänger auf. Die Polizei versuchte daraufhin, weitere Demonstranten auf eine alternative Fläche umzuleiten. Zudem versammelten sich zahlreiche Menschen zum Gegenprotest in der Stadt.
Am 7. November 2020 hatte es eine "Querdenken"-Demonstration mit mindestens 20.000 Teilnehmern in Leipzig gegeben. Auch damals war ein Zug über den Leipziger Ring nicht gestattet. Nachdem die Kundgebung wegen zahlreicher Verstöße gegen Auflagen aufgelöst worden war, hatten jedoch Tausende den Gang über den Ring erzwungen. Der Ring war der Ort der Montagsdemonstrationen während der friedlichen Revolution 1989, die zum Ende der DDR geführt hat.
Quelle: ntv.de, chf/dpa/AFP