Kampfhund tötete Mutter und Sohn Tierfreunde planen Mahnwache für Chico
17.04.2018, 16:38 Uhr
Der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes fordert Konsequenzen aus den Fehlern der Behörden im Fall Chico.
(Foto: imago/localpic)
Der Kampfhund Chico beißt in Hannover zwei Menschen tot und wird eingeschläfert. Die Behörden haben im Vorfeld gravierende Fehler begangen. Tierschützer fordern nun bundesweite Konsequenzen aus dem Fall - und einige wollen um den Terriermischling trauern.
Tierfreunde wollen am Wochenende eine Mahnwache für den eingeschläferten Kampfhund Chico abhalten. Für Sonntag sei eine Versammlung mit 80 bis 100 Teilnehmern angekündigt worden, sagte ein Polizeisprecher in Hannover. Zuvor war bei Facebook eine Veranstaltungsankündigung aufgetaucht: "Ihr dürft Kerzen und Plakate mitbringen", heißt es darin.
In Hannover hatte der Terriermischling vor zwei Wochen seine 52-jährige Besitzerin und deren 27-jährigen Sohn totgebissen. Am Montag war Chico eingeschläfert worden. Wie die Stadt einräumte, hätte die beiden Opfer den aggressiven Hund gar nicht halten dürfen. Der Mann habe unter Betreuung gestanden, die Mutter saß im Rollstuhl. Schon 2011 hatte das Veterinäramt Hinweise darauf erhalten.
In Hannover stand zunächst im Raum, Chico in einer Spezialeinrichtung für schwierige Hunde unterzubringen. Wie eine tierärztliche Untersuchung ergab, litt er jedoch an einer schmerzhaften, frischen Kieferverletzung und hätte häufig operiert werden müssen. Zudem hätte er nur isoliert gehalten werden können.
Peta akzeptiert Einschläferung
Die Tierrechtsorganisation Peta sieht die Politik in der Pflicht, Menschen und Hunde künftig besser zu schützen. Sie forderte einen verpflichtenden Hundeführerschein für alle Halter und ein Zuchtverbot für sogenannte Kampfhunde. "Hohe Tierarztkosten allein dürfen kein Grund für eine Einschläferung sein", sagte Jana Hoger von Peta. Bevor aber ein Rudeltier sein Leben in einem Stahlzwinger ohne soziale Kontakte verbringen und darunter leiden müsse, spreche sich Peta nicht gegen das Einschläfern aus.
Angesichts mehrerer Beißattacken in der jüngsten Zeit plädiert der Deutsche Tierschutzbund für die bundesweite Einführung eines Hundeführerscheins. "Es geht darum, die Sachkunde der Hundehalter zu verbessern - und zwar in allen Bundesländern", sagte Verbandspräsident Thomas Schröder. Dagegen habe es keinen Sinn, Rasse-Listen mit angeblich gefährlichen Rassen zu erstellen, betonte er.
Im hessischen Bad König starb vor gut einer Woche ein sieben Monate alter Junge, dem der Staffordshire-Mischling der Familie in den Kopf gebissen hatte. In Ostfriesland musste eine 52-Jährige nach einem Dobermann-Angriff am Montag notoperiert werden. Sie ist laut Polizei inzwischen außer Lebensgefahr.
Verdacht auf fahrlässige Tötung
Der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes forderte im Fall Chico Konsequenzen aus den von der Stadt Hannover zugegebenen Fehlern. "Das Leben von Chico ist beendet, aber die Aufklärung der Vorgeschichte muss jetzt erst richtig losgehen", sagte Schröder. "Wir haben hier zwei Tote zu betrauern und einen toten Hund."
Alles deute darauf hin, dass die zuständigen Behörden entweder Hund und Halter nicht trennen wollten oder die Dramatik nicht erkannt hätten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung gegen unbekannt. "Wenn es Hinweise auf Probleme gibt, muss ein Amt sich verantwortlich fühlen und darf nicht sagen, wird schon nicht so schlimm sein", betonte Schröder.
In Niedersachsen gibt es anders als in anderen Bundesländern im Hundegesetz keine Rasselisten. Die Regelung, die Gefährlichkeit jedes einzelnen Hundes zu prüfen, sei richtig, sagte der Chef des Tierschutzbundes. "Es gibt keine Rasse Kampfhund." In Niedersachsen muss, wer einen Hund anschaffen will, in der Regel eine Prüfung ablegen, den sogenannten Hundeführerschein.
Quelle: ntv.de, hny/dpa