Gewitter machen sich breit Tornado-Gefahr in mehreren Regionen - Bahn erwartet Einschränkungen
22.06.2023, 11:23 Uhr Artikel anhören
Im Süden bekommen die Menschen die ersten Unwetter bereits zu spüren, heute erreicht die Wetterfront auch Mittel- und Ostdeutschland. Dort besteht Meteorologen zufolge sogar ein erhöhtes Tornado-Risiko. Im Süden werden zudem riesige Hagelkörner erwartet. Die wetter.de-Meteorologen sprechen von DEM Unwettertag des bisherigen Jahres.
In weiten Teilen des Landes dürfte es heute ungemütlich werden. Es drohen Unwetter mit lokal extrem heftigen Regenfällen. "Heute ist DER Unwettertag: Es wird mit dieser Schwergewitterlage der bislang schlimmste Tag des Jahres beim Wetter. Alle Extreme können auftreten: Starkregen, Orkanböen, extrem großer Hagel und Tornados", prognostizieren die wetter.de-Meteorologen Oliver Hantke und Martin Pscherer.
Gegen Abend erreichen die Gewitter und Unwetter auch den Osten. Ausgespart bleiben tagsüber nur die Küstenregionen. Auch im Süden und Südwesten der Republik kann es zu Gewitterzellen und Orkanböen von bis zu 120 Kilometern pro Stunde kommen. Dabei werde auch mit Hagelkörnern von fünf bis sieben Zentimetern Größe gerechnet. "Es drohen Chaos und die Sorge um Leib und Leben."
Bis zum Mittag sei es noch vergleichsweise ruhig. Ab dann aber bis etwa 15.00 Uhr gibt es im Westen schon häufiger kräftigere Gewitter, eventuell auch rund um das Rhein-Main-Gebiet und später Richtung Erzgebirge/Thüringer Wald. Dann zieht die Unwetter-Front zum Abend Richtung Berlin und Brandenburg. Ab Mitternacht trifft es dann hauptsächlich den Osten und Norden und Nordwesten.
Bahn hebt Zugbindung auf
Die Temperaturen steigen im Süden und Osten auf bis zu 35 Grad. Im Norden und Westen pegeln sie sich zwischen 20 und 27 Grad ein. Ab dem Nachmittag und Abend nimmt die Unwettergefahr deutlich zu, schreiben die Meteorologen weiter. Es drohen Starkregen mit Mengen um 50 Liter pro Stunde, teilweise auch um die 100 Liter innerhalb weniger Stunden.
Das drohende Unwetter am ersten Tag der NRW-Sommerferien könnte vielen Familien Probleme bei der Reise in den Urlaub machen. Die Deutsche Bahn warnte davor, dass es ab Mittag Beeinträchtigungen im Zugverkehr geben könne. Reisenden, die am Donnerstag oder Freitag mit der Bahn fahren wollten, bot die Bahn an, ihr Ticket zu einem späteren Zeitpunkt zu nutzen. Die Zugbindung wurde generell aufgehoben. "Reparaturtrupps und Einsatzfahrzeuge sind in Bereitschaft versetzt, um Unwetterschäden an Oberleitungen und Hindernisse im Gleisbett, wie umgestürzte Bäume oder Teile von Dächern, Planen und Unrat, zu beseitigen", sagte ein Sprecher.
Auch auf den Autobahnen könnte der erwartete Starkregen am ersten großen Reisetag der Sommerferien für Probleme sorgen. Die Polizei Duisburg appellierte an Autofahrer, bei starkem Niederschlag und Gewitter langsamer zu fahren, mehr Abstand zu halten und das Licht einzuschalten. An den beiden größten Flughäfen in NRW hat die Unwetterwarnung zunächst keine Konsequenzen. Man beobachte aber die Lage, hieß es von beiden Airports.
Unwettergefahr herrscht zunächst in einem Streifen, der sich von Aachen und dem Niederrhein über Düsseldorf und das Ruhrgebiet bis nach Münster und Bielefeld erstreckt. Dort könnte es innerhalb von sechs Stunden zwischen 40 und 80 Liter Niederschlag pro Quadratmeter geben. In einem Streifen vom östlichen Nordrhein-Westfalen über Hessen bis nach Unterfranken, Thüringen und das südliche Sachsen-Anhalt drohe erhöhte Tornadogefahr, so die Meteorologen.
Angesichts der drohenden Unwetter warnen Experten in Niedersachsen vor möglichen Hochwassern. "Ab heute Nachmittag bis in die Morgenstunden zum Freitag sind aufgrund von lokal teils extrem heftigem Starkregen starke Wasserstandsanstiege insbesondere in Bächen und kleineren Flüssen möglich", teilte die Hochwasservorhersagezentrale in Hildesheim mit. Die genaue Lage und Intensität der Niederschläge könne aktuell nicht zuverlässig vorhergesagt werden. Hochwasservorhersagen seien bei solchen Wetterlagen mit Unsicherheiten verbunden.
Bis zu 60 Liter Niederschlag pro Quadratmeter erwartet
Die Hochwasserexperten rieten, auf die aktuellen Wetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zu achten. Der Vorhersage der Meteorologen zufolge ziehen Regen und Gewitter südwestlich der Linie Emsland, Osnabrück, Bremen und Elbmündung ab dem Mittag auf. Am stärksten betroffen wird wohl der Streifen von Südwestniedersachsen über Vechta und Bremen bis nach Hamburg und ins Wendland sein. Demnach sind unwetterartige Regenmengen zwischen 20 und 40 Litern pro Quadratmetern binnen kurzer Zeit wahrscheinlich - örtlich seien auch mehr als 60 Liter pro Quadratmeter nicht ausgeschlossen, hieß es. Abseits der Gewitter könne es Starkregen zwischen 20 und 35 Litern pro Quadratmeter binnen sechs Stunden geben. Der Starkregen werde etwa ab 18.00 Uhr bis Freitag gegen 10.00 Uhr erwartet, danach soll sich die Lage beruhigen.
Am morgigen Freitag ziehen sich die Schauer in die Osthälfte zurück und mit teils kräftigem Westwind setzt sich spürbar kühlere Luft vom Atlantik durch. Das Wochenende wird meist schön und sommerlich warm, am Sonntag sind im Westen und Südwesten aber schon wieder heiße 30 bis 33 Grad zu erwarten.
Bereits am Mittwoch hatte es in Teilen Deutschlands starke Gewitter gegeben. Im Süden Baden-Württembergs stürzten Bäume um, heftige Winde deckten Dächer ab. In einigen Städten im Südwesten fiel zudem wegen beschädigter Leitungen zeitweilig der Strom aus. Starke Regenfälle und Windböen verursachten in Schwaben und Niederbayern zahlreiche Schäden und Behinderungen. Feuerwehren rückten aus.
Quelle: ntv.de, vmi/jwu/jpe/dpa