Hat Zirkus Mitschuld an Unglück? Tote Artistin: Mutter nennt mögliche Unfallursache
01.10.2025, 11:17 Uhr Artikel anhören
Die Ermittlungen zur genauen Unfallursache laufen noch. Auch eine Obduktion der Leiche wurde angeordnet - das Ergebnis steht noch aus.
(Foto: picture alliance/dpa)
Vor den Augen von rund 80 Zuschauern stürzt eine Trapez-Künstlerin während einer Zirkusvorstellung im sächsischen Bautzen in den Tod. Die Ermittler gehen von einem tragischen Unfall aus. Dabei spielte das hohe Arbeitspensum ihrer Tochter eine Rolle, sagt die Mutter der verunglückten Artistin.
Nach einem tödlichen Unfall während einer Zirkusvorstellung in Bautzen hat sich die Mutter der verunglückten Artistin im spanischen Fernsehen geäußert. Maite C. geht davon aus, dass ihre Tochter Marina B. Teile ihrer Trapez-Choreografie vergaß, die Übung demzufolge falsch ausführte und so in den Tod stürzte. Als Ursache dafür nennt sie eine Überlastung ihrer Tochter. Damit könnte der Zirkus eine Mitschuld am Unfall ihrer Tochter tragen, sagte C. dem spanischen Sender "antena3".
Marina B. war zunächst Turnerin. Ihre Karriere im Zirkus begann sie 2018 und trat in Dutzenden Manegen auf - darunter in Spanien, Polen und Deutschland. Für den Zirkus Paul Busch arbeitete sie als Selbstständige und wurde pro Auftrittstag bezahlt, wie ihre Mutter berichtete. Am Nachmittag des 27. September führte die Spanierin ihre Trapez-Nummer vor rund 80 Zuschauerinnen und Zuschauern auf. Als sie sich in rund fünf Metern Höhe befand, verlor sie den Halt und stürzte kopfüber zu Boden. Augenzeugen berichteten von viel Blut und einer Verletzung an der Schläfe. Die 27-Jährige verstarb noch am Unfallort.
Ein Hindernis oder andere Personen hätten sich während der Vorführung nicht in der Manege befunden, erklärte ein Polizeisprecher später. Die Beamten haben die Ermittlungen aufgenommen, gehen aber weiterhin davon aus, dass es sich um einen tragischen Unfall handelt.
"Es war ein Unfall. Durch Erschöpfung"
Dem widerspricht auch die Mutter nicht. Im spanischen Fernsehen berichtet sie von der komplizierten Übung, die ihre Tochter kurz vor ihrem Tod ausführte. Demnach geht sie davon aus, dass B. eine Bewegung nicht vollständig ausführen konnte. "Eine Zuschauerin sah, dass sie auf dem Trapez war und eine Übung machte, bei der sie sich dreimal umwickeln musste. Sie rollte sich nur zweimal auf und fiel kopfüber auf den Boden", sagte C. "Irgendetwas muss passiert sein, wir glauben, dass sie eine Drehung vergessen hat."
Ihre Tochter sei grundsätzlich sehr verantwortungsbewusst mit ihrem gefährlichen Job umgegangen, erklärt C. weiter. Allerdings habe es Faktoren gegeben, die zu der Unachtsamkeit und schließlich dem Tod ihrer Tochter geführt haben könnten. "Es war ein Unfall. Durch Ablenkung, Erschöpfung oder Stress." C. habe sich schon länger um die hohe Belastung ihrer Tochter gesorgt.
Sie hätte bereits viele Stunden gearbeitet und sei gestresst gewesen, weil ihr trotz hoher Belastung noch 15 Tage Arbeit im Zirkus bevorstanden. Diese habe sie absolvieren wollen, um ihre Unterkunft, einen Wohnwagen, zu finanzieren. Die Mutter macht im Interview deutlich, dass ihre Tochter aufgrund der enormen Belastung verantwortungsbewusster hätte handeln müssen - ebenso wie der Zirkus.
Mutter gibt Zirkus Mitschuld
Dieser habe ein hohes Arbeitspensum gefordert. B. habe mehrere Akrobatik-Shows alleine abdecken müssen. Maite C. gibt dem Zirkus daher eine gewisse Mitschuld am Tod ihrer Tochter. Dies zeige auch die Reaktion, sagt sie. "Das Erste, was der Zirkus einem sagt", sei, dass ihre Tochter die Arbeitsbedingungen "akzeptiert hat". Auf Nachfrage der "Bild"-Zeitung äußerte sich der Zirkus nicht zu den Äußerungen der Mutter.
Die Ermittlungen der Behörden zur genauen Unfallursache laufen noch. Nach wie vor sei davon auszugehen, dass es sich um einen tragischen Unfall gehandelt habe, Hinweise auf Fremdverschulden oder eine Straftat gebe es nicht, betonte der Polizeisprecher. Allerdings stehen noch die Ermittlungen der Kriminaltechniker und die Auswertung der Zeugenvernehmungen an. Die Beamten sicherten unter anderem das Trapez sowie die zugehörigen Seile. Zudem sei die Obduktion der Leiche angeordnet worden. Jüngst hat sich die Polizei außerdem mit der Bitte um Videoaufnahmen von dem Unglück an die Zuschauerinnen und Zuschauer gewandt. Auch Vertreter von Staatsanwaltschaft, Berufsgenossenschaft und Gewerbeamt wollten demnach den Unfallort im Zirkus begutachten.
Quelle: ntv.de, spl