Tote Zirkusartistin in Bautzen "Vor allem für die Kinder ist das ein Schock"
28.09.2025, 14:55 Uhr Artikel anhören
Die Show war von knapp Hundert Menschen besucht.
(Foto: picture alliance/dpa)
Nach dem tödlichen Sturz einer Zirkusartistin vor Publikum ist die Trauer groß. Die Polizei stuft den Vorfall in Bautzen als Arbeitsunfall ein. Sie appelliert an die Zuschauer, psychologische Betreuung in Anspruch zu nehmen.
Es sollte eine unterhaltsame Familienvorstellung in einem Zirkus werden und endete mit einem tödlichen Unglück: Vor den Augen zahlreicher Besucher, unter ihnen viele Kinder, stürzt eine Artistin im sächsischen Bautzen aus etwa fünf Metern vom Trapez. Die 27-Jährige aus Spanien stirbt noch in der Manege.
Das Unglück ereignete sich am Samstagnachmittag im Zirkus Paul Busch. In der Vorstellung saßen knapp Hundert Menschen, darunter viele Familien mit Kindern. "Das Kriseninterventionsteam war sofort im Einsatz und hat die Gäste und auch die anderen Zirkusmitarbeiter betreut", sagte Polizeisprecher Stefan Heiduck. Der Zirkusbetreiber war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Nach Polizeiangaben hatte der Zirkus am Freitag die erste Vorstellung gegeben und für die kommenden Tage noch weitere geplant. Nun werde aber davon ausgegangen, dass der Zirkus das Zelt abbaue, sagte Polizeisprecher Heiduck.
"Artisten gehen Gefahren ein"
Der Vorsitzende des Verbandes deutscher Circusunternehmen sprach von einem tragischen Unfall. "Vor allem für die Besucher und die Kinder ist das ein schlimmes Erlebnis, ein Schock", sagte Ralf Huppertz. Ihm sei kein tödlicher Absturz einer Artistin in Erinnerung, schon aber schwere Verletzungen.
Der Beruf der Artisten beinhalte gewisse Gefahren und eine 100-prozentige Absicherung sei bei einigen Darbietungen nicht möglich, betonte Huppertz. "Die Artisten gehen Gefahren ein, die sie selbst einkalkulieren und einschätzen. Darüber sind sie sich aber auch im Klaren." Er selbst kenne die Darbietung nicht, bei der die Frau ums Leben gekommen war. "Aber eigentlich sind fünf Meter keine besondere Höhe für Artisten, die sind gut trainiert und muskulös. Die Frau muss sehr unglücklich oder auf ein Hindernis gefallen sein", vermutete Huppertz.
Einstufung als Arbeitsunfall
Nach ersten Angaben der Polizei wird das Unglück als Arbeitsunfall eingestuft. Hinweise auf ein Fremdverschulden gibt es derzeit nicht. Der Polizeisprecher appelliert an die Menschen, die das Zirkuszelt nach dem Unfall verlassen hatten und nach Hause gefahren waren, sich bei der Betreuungshotline (03571/192 96) zu melden. "Denn vor allem bei Kindern sei die Hilfe wichtig, bevor sich ein Trauma bildet", betonte Stefan Heiduck.
Artistinnen und Artisten sind nach Verbandsangaben in der Regel selbstständige Künstler. "Sie sind auch für ihre Darbietungen selbst verantwortlich und bauen ihre Geräte meist auch selbst auf", erläuterte Huppertz. In manchen Fällen kontrolliere aber auch ein Zeltmeister den Aufbau.
Bautzens Oberbürgermeister zeigte sich bestürzt von dem Unglück. "Im Namen der Stadt spreche ich den Angehörigen und Hinterbliebenen mein aufrichtiges Mitgefühl aus. Unsere Gedanken sind bei den Familien und allen, die von diesem schweren Unglück betroffen sind", sagte Karsten Vogt.
Quelle: ntv.de, mdi/dpa