Auf Wunsch der Angehörigen Tote Ärztin aus Österreich wird obduziert
03.08.2022, 16:41 Uhr
Die österreichische Impfärztin war am Freitag tot in ihrer Praxis im Bezirk Vöcklabruck aufgefunden worden.
(Foto: picture alliance/dpa/APA)
Der Fall Lisa-Maria Kellermayr bewegt ganz Österreich. Nachdem die 36-Jährige monatelang Drohungen erhalten hat, nimmt sie sich das Leben. Auf Wunsch ihrer Angehörigen findet nun eine Obduktion statt. Ein vorläufiges Ergebnis ist zeitnah zu erwarten.
In Österreich wird die Leiche der über Monate von Impfgegnern bedrohten Ärztin Lisa-Maria Kellermayr nun doch obduziert. Die Obduktion erfolge auf Wunsch der Angehörigen, sagte ein Justizsprecher nach Angaben der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Die Staatsanwaltschaft im oberösterreichischen Wels geht demnach aber weiterhin von einem Suizid der Medizinerin aus. Es gebe keine neuen Hinweise oder andere Erkenntnisse.
Ein vorläufiges Ergebnis der Obduktion könnte dem Bericht zufolge noch am Mittwoch vorliegen, die toxikologischen Analysen würden aber deutlich länger dauern, hieß es. Die österreichische Impfärztin war am Freitag tot in ihrer Praxis im Bezirk Vöcklabruck aufgefunden worden. Sie hatte unter anderem auf ihrer Webseite von monatelangen Einschüchterungen bis hin zu Morddrohungen "aus der Covid-Maßnahmen- und Impfgegnerszene" berichtet - und schließlich unter Berufung darauf ihre Praxis geschlossen.
Arbeitsbedingungen, "wie wir sie die letzten Monate erlebt haben", seien niemandem zuzumuten, hatte die Ärztin Ende Juni zur Begründung bei Twitter geschrieben. Sie stand Berichten zufolge über längere Zeit unter Polizeischutz. In dem Fall ermittelt auch die Staatsanwaltschaft München "gegen eine männliche Person wegen des Verdachts der Beleidigung und Bedrohung". Weitere Details wollte eine Sprecherin der Behörde nicht nennen.
Bundesregierung ist bestürzt
Einem Medienbericht zufolge soll der Mann aus Oberbayern der 36 Jahre alten Impfärztin mit Folter und Mord gedroht haben. Daneben erging auch eine Anzeige in Berlin, wie die Zeitungen der Mediengruppe Bayern unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft im österreichischen Wels berichteten.
Die Bundesregierung hat sich "tief bestürzt" gezeigt über den Suizid der von Gegnern der Corona-Maßnahmen bedrohten österreichischen Ärztin Lisa-Maria Kellermayr. Ein Regierungssprecher sagte in Berlin, es sei Kanzler Olaf Scholz und der Bundesregierung ein besonderes Anliegen, sich gemeinsam mit den österreichischen Freunden gegen den Hass zu stellen. Drohungen, Gewalt und Hetze seien auf das Schärfste zu verurteilen, gerade auch, wenn sie sich gegen medizinisches Personal und Ärztinnen und Ärzte richteten.
Die deutschen Sicherheitsbehörden kooperierten mit den österreichischen Behörden bei den Ermittlungen. "Digitaler Hass" im Internet bleibe viel zu häufig straflos, so der Sprecher. "Digitale Gewalt werden wir mit all unseren rechtsstaatlichen Mitteln und der Härte des Gesetzes bekämpfen."
- Bei Suizidgefahr: Notruf 112
Deutschlandweites Info-Telefon Depression, kostenfrei: 0800 33 44 5 33
- Beratung in Krisensituationen: Telefonseelsorge (0800/111-0-111 oder 0800/111-0-222, Anruf kostenfrei) oder Kinder- und Jugendtelefon (Tel.: 0800/111-0-333 oder 116-111)
- Bei der Deutschen Depressionshilfe sind regionale Krisendienste und Kliniken zu finden, zudem Tipps für Betroffene und Angehörige.
- In der Deutschen Depressionsliga engagieren sich Betroffene und Angehörige. Dort gibt es auch eine E-Mail-Beratung für Depressive.
- Eine Übersicht über Selbsthilfegruppen zur Depression bieten die örtlichen Kontaktstellen (KISS).
Quelle: ntv.de, mst/AFP/dpa