Panorama

Entlastung, bevor es zu spät ist Tschechien schränkt Bewegungsfreiheit ein

Ministerpräsident Andrej Babis bittet um Entschuldigung.

Ministerpräsident Andrej Babis bittet um Entschuldigung.

(Foto: picture alliance/dpa/CTK)

Tschechien weist die höchste Neuinfektionsrate unter allen EU-Staaten auf, die Sieben-Tage-Inzidenz liegt derzeit bei 730,8. Um ein "zweites Bergamo" zu verhindern, greift die Regierung zu drastischen Maßnahmen. Ministerpräsident Babis bittet die Bevölkerung um "eine neue Chance".

In Tschechien wird die Bewegungsfreiheit der Bevölkerung ab Montag wegen eines starken Anstiegs der Corona-Neuinfektionen stark eingeschränkt. Die Regierung in Prag teilte mit, ab kommender Woche dürfe der eigene Wohnbezirk nur noch verlassen werden, um zur Arbeit, zum Arzt oder zu einem pflegebedürftigen Angehörigen zu fahren. Dafür werde ein Nachweis benötigt. Die Bezirke entsprechen in ihrer Größe etwa deutschen Landkreisen.

In Wohngebieten gelte in der Öffentlichkeit Maskenpflicht, ebenso an Arbeitsplätzen. Sämtliche Schulen und nicht lebenswichtigen Geschäfte würden geschlossen. Sport und Spaziergänge seien nur im eigenen Wohnort erlaubt.

Laut Innenminister Jan Hamacek gelten die Maßnahmen zunächst für drei Wochen. "Das einzige Ziel ist, die Kurve der Neuinfektionen und der Intensivpatienten umzukehren, bevor es zu spät ist", sagte der Innenminister vor Journalisten. Die Regierung verhängte einen neuen einmonatigen Notstand, der am Sonntag in Kraft tritt. Bereits seit vergangenem Jahr gilt eine nächtliche Ausgangssperre, Restaurants sind geschlossen. "Wenn wir das nicht tun, sieht die ganze Welt ein zweites Bergamo in Tschechien", warnte Ministerpräsident Andrej Babis nach einer Sondersitzung des Kabinetts.

Kapazität auf Intensivstationen erreicht

Tschechien hat rund 10,7 Millionen Einwohner und derzeit die höchste Neuinfektionsrate unter allen EU-Staaten. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt derzeit bei 730,8. Bei der Zahl der Toten liegt das Land laut einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP hinter der Slowakei auf Platz zwei.

Ministerpräsident Babis hat Fehler seines Kabinetts im Kampf gegen die Corona-Pandemie eingeräumt, auch in der Kommunikation. Er bat die Bevölkerung um "eine neue Chance". "In den nächsten drei Wochen müssen sich die Leute verhalten wie sie es im März 2020 getan haben", sagte er. Von der ersten Corona-Welle war Tschechien weitgehend verschont geblieben.

Seit Beginn der Pandemie hat das 10,7 Millionen Einwohner zählende Land 1,2 Millionen Infektionsfälle und 20.000 Todesfälle gezählt. Zuletzt bewegte sich die tägliche Infektionsrate bei 15.000. Gesundheitsminister Jan Blatny erklärte, er rechne bald mit einem Anstieg auf rund 20.000. Die Impfungen gegen das Coronavirus laufen langsamer an als erwartet. Am Dienstag hatte das Gesundheitsministerium erklärt, wegen der hohen Corona-Fallzahlen habe Tschechien seine Kapazitätsgrenze bei den Plätzen auf den Intensivstationen erreicht.

Quelle: ntv.de, chr/dpa/AFP

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