Zeugen sagen vor Gericht ausTugce vor tödlichem Schlag beleidigt

Bevor Sanel M. die Studentin Tugce so schlug, dass sie später starb, beleidigte er die junge Frau mehrfach. Im Prozess um den Tod der damals 22-Jährigen schildert eine Zeugin die Pöbeleien im Vorfeld der Gewalttat.
Der im Prozess um den Tod der Studentin Tugce angeklagte Sanel M. und seine Kumpel haben einer Zeugin zufolge das Opfer und deren Freundinnen mehrfach beleidigt. Das sagte eine 22-jährige Bekannte des Opfers vor dem Landgericht Darmstadt.
Sie und Tugce seien in der Tatnacht im November mit einer Gruppe junger Frauen in das Schnellrestaurant gekommen und dort von Sanel M. und seinen Freunden von Anfang an angepöbelt worden. Den Schlag gegen Tugce auf dem Parkplatz vor dem Schnellrestaurant hat sie nach eigener Aussage nicht gesehen.
Die Vernehmung der Frau dauerte rund anderthalb Stunden. Am Montag sollten noch weitere Freundinnen Tugces gehört werden. Sanel M. soll Tugce in der Tatnacht mit der flachen Hand so geschlagen haben, dass sie stürzte und sich schwerste Kopfverletzungen zuzog. Die 22-Jährige fiel ins Koma, aus dem sie nicht mehr erwachte.
Geständnis unter Tränen
Zuvor soll es zunächst darum gegangen sein, dass Tugce zwei Mädchen helfen wollte, die sich in der Toilette im Untergeschoss von Sanel M. und seiner Gruppe belästigt gefühlt haben sollen. Die Zeugin sprach von einem Gerangel an den Toiletten. Tugce habe Sanel M. und dessen Freunden mit groben Worten gesagt, sie sollten verschwinden.
Der Angeklagte hatte den Angriff auf die junge Frau beim Prozessbeginn am Freitag bereits unter Tränen eingeräumt und sein Bedauern ausgedrückt. "Ich habe in der Tatnacht der Tugce eine Ohrfeige gegeben, und sie ist dann umgefallen", sagte der 18-Jährige.
Sanel M. sitzt seit der Tat in Untersuchungshaft. Er war laut Staatsanwaltschaft bereits viermal mit dem Gesetz in Konflikt geraten, darunter einmal wegen gefährlicher Körperverletzung. Er saß 2013 in Jugendarrest. Für den Prozess hat die Jugendkammer des Landgerichts zehn Verhandlungstage geplant. Etwa 60 Zeugen und zwei Sachverständige sollen gehört werden. Ein Urteil wird Mitte Juni erwartet.