Panorama

Psychische Fitness von Piloten UN-Luftfahrtorganisation fordert mehr Tests

Piloten lernen heutzutage an modernsten Flugsimulatoren. Teil der Ausbildung sind auch psychologische Tests.

Piloten lernen heutzutage an modernsten Flugsimulatoren. Teil der Ausbildung sind auch psychologische Tests.

(Foto: picture alliance / dpa)

Wer Pilot werden will, muss eine vielschichtige Ausbildung durchlaufen. Doch reichen die Tests, die Pilotenanwärter auf ihre psychische Eignung prüfen? Die Luftfahrtorganisation der UN fordert nun Spezialtests, denen sich aktive Piloten regelmäßig stellen müssen.

Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) fordert als Konsequenz des mutmaßlich vom Copiloten herbeigeführten Absturzes der Germanwings-Maschine regelmäßige medizinische Spezialtests von Piloten. Diese Untersuchungen müssten sowohl die psychische als auch die körperliche Fitness der Piloten prüfen, erklärte die Sonderorganisation der Vereinten Nationen.

Bisher ist es Praxis, dass angehende Piloten nur vor Karrierebeginn intensiv geprüft werden. Der Copilot der in Frankreich abgestürzten Maschine galt allerdings bis zu dem Unglück als unauffällig.

Die ICAO erklärte, die Untersuchungen müssten von Ärzten vorgenommen werden, die auf die besonderen gesundheitlichen Anforderungen im Luftverkehr spezialisiert seien. Falls die Ergebnisse Anlass zur Sorge gäben, müssten "noch speziellere" Untersuchungen stattfinden. Dann müssten auch neuropsychologische Checks in Erwägung gezogen werden.

Copilot war angeblich depressiv

Am Donnerstag war bekanntgeworden, dass der Copilot das am Dienstag in den französischen Alpen verunglückte Flugzeug mit 150 Menschen an Bord offenbar bewusst zum Absturz brachte. Über mögliche Motive des Mannes, der in den Minuten vor dem Aufprall der Maschine allein im Cockpit war, konnte die französische Staatsanwaltschaft zunächst keine Angaben machen. Sie räumte aber ein, dass die Frage nach einem Suizid gestellt werden könne.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr berichtete von einer mehrmonatigen Ausbildungsunterbrechung des 27-Jährigen, ohne die Gründe dafür zu benennen. Der "Bild"-Zeitung zufolge pausierte der Co-Pilot damals wegen einer "schweren depressiven Episode". Auch zuletzt war er demnach in regelmäßiger medizinischer Behandlung. Die These einer Depression war zuvor bereits in anderen Medien aufgetaucht. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf ließ die Wohnungen des Copiloten in Montabaur und Düsseldorf durchsuchen.

Die "Bild"-Zeitung berichtet unter Berufung auf Sicherheitskreise, dass der ausgesperrte Pilot mit einer Axt versuchte, die Tür zum Cockpit zu öffnen, um den Sinkflug der Maschine zu stoppen. "Zu der Sicherheitsausrüstung eines A320 gehört auch eine Axt", sagte eine Germanwings-Sprecherin der Zeitung. Bevor die Sicherheitsmaßnahmen nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA massiv verstärkt wurden, war es möglich, die Türen im Notfall mit der Axt einzuschlagen.

Fluggesellschaften ändern Sicherheitsvorschriften

Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag, Martin Burkert, kündigte an, alle Sicherheitsbestimmungen im Flugverkehr auf den Prüfstand zu stellen. "Wir hinterfragen alles", sagte der SPD-Politiker der "Passauer Neuen Presse". Debattiert werden müsse unter anderem darüber, welche Hilfsangebote es für das Personal bei physischen oder psychischen Problemen gebe und ob diese ausreichten. Burkert kündigte an, dass sich der Ausschuss insgesamt stärker dem Luftverkehr widmen werde.

Unterdessen zogen zahlreiche Fluggesellschaften Konsequenzen aus dem Drama: Easyjet, Air Berlin und mehrere weitere Linien verschärften ihre Sicherheitsvorschriften, sodass künftig das Cockpit immer mit mindestens zwei Menschen besetzt sein muss. Eine Sprecherin der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) bestätigte, die größten deutschen Fluggesellschaften wollten Konsequenzen ziehen und die Zwei-Personen-Regel im Cockpit einführen.

Während die europäischen Luftfahrtregeln dies nicht zwingend vorschreiben, gilt diese Vorschrift bereits in den USA. Auch Kanada führte die Zwei-Personen-Regel nun ein.

Quelle: ntv.de, nsc/AFP

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