Panorama

Übergriffe in der Provinz KayesUN dringen auf Ende der Sklaverei in Mali

29.10.2021, 16:27 Uhr
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Ehemaliger Sklavenmarkt der französischen Kolonialmacht in der malischen Region Kayes: Trotz Verbots bestehen die Besitzstrukturen fort, berichten die UN. (Foto: imago images/Joerg Boethling)

Während der Westen seine koloniale Vergangenheit aufarbeitet, hat die Sklaverei in einigen afrikanischen Ländern überdauert. Die UN rufen den Krisenstaat Mali auf, mit dieser "abscheulichen Praxis" zu brechen. Hintergrund sind fortdauernde Übergriffe auf Menschen, die als Besitztum angesehen werden.

Die Vereinten Nationen (UN) fordern Mali auf, die erbliche Sklaverei abzuschaffen. Die Sklaverei sei zwar bereits 1905 in der damaligen französischen Kolonie offiziell beendet worden, teilten UN-Menschenrechtsexperten mit. Doch noch immer bestehe in Mali ein System, in dem Menschen gezwungen würden, ohne Bezahlung für Familien zu arbeiten, die ihre Vorfahren versklavt hätten. Das malische Gesetz kriminalisiere diese Form der Erbsklaverei nicht ausdrücklich, sodass die Täter selten zur Verantwortung gezogen würden.

Hintergrund der jüngsten Aufforderung an die Regierung in Bamako, zu handeln, sind Übergriffe im September. Laut UN attackierten Malier eine Gruppe von Menschen, die als Sklaven angesehen wurden, weil sie den Unabhängigkeitstag feierte. Zwei Tage lang dauerten die Angriffe, in denen ein Mann starb und mindestens zwölf Menschen verletzt wurden. Es sei bereits der achte Vorfall dieser Art in diesem Jahr in der Region Kayes gewesen, teilten die UN mit. Dass solche Übergriffe in der Region so häufig vorkämen, zeige, dass die Erbsklaverei noch immer akzeptiert werde von einflussreichen Politikern, traditionellen Anführern, Strafverfolgungsbehörden und Justiz. Kayes liegt rund 500 Kilometer nordwestlich von Bamako.

"Straflosigkeit für Angriffe muss enden"

"Wir haben diese abscheuliche Praxis schon viele Male verurteilt", erklärten die UN-Experten. "Die malische Regierung muss jetzt Maßnahmen ergreifen und die Straflosigkeit für Angriffe auf sogenannte Sklaven beenden." Trotz ihres Verbotes gibt es noch immer Erbsklaverei in Malis Nachbarländern Senegal, Burkina Faso, Niger und Mauretanien . Mauretanien hatte 1981 die Sklaverei offiziell abgeschafft - als letztes Land der Welt.

Der instabile Krisenstaat Mali wird seit Jahren von islamistischen Terrorgruppen geplagt. Im Mai entmachtete das Militär die Übergangsregierung, die eigentlich bis zur Präsidentschaftswahl 2022 im Amt sein sollte. Putschistenführer Assimi Goïta ließ sich danach zum neuen Übergangspräsidenten ausrufen. Zuletzt sorgten zudem Berichte über einen möglichen Einsatz von Truppen der russischen Söldnerfirma Wagner in dem westafrikanischen Land für weitere Beunruhigung. Die EU ist in Mali unter anderem mit einer militärischen Trainingsmission aktiv (EUTM Mali).

Quelle: ntv.de, mau/rts

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