Mutter und Tochter verurteilt US-Bestatterin verkauft illegal Leichenteile

Megan Hess ist Bestatterin und kümmert sich meist zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Vater um Beerdigungen und Einäscherungen. Doch sie verkauft auch heimlich Körperteile von Leichen, die ihrem Bestattungsunternehmen übergeben werden. Dafür muss sie nun ins Gefängnis.
"Zum Warenkorb hinzufügen": ein üblicher Vorgang im Online-Geschäft. Doch die Website von "Donor Services" bot nicht Kleidung oder Technik an, sondern Körperteile. Wie aus einer Reuters-Recherche hervorgeht, war das ein lukratives Geschäft für die Betreiberin Megan Hess aus dem US-Bundesstaat Colorado. Demnach kostete ein Becken mit Schenkeln fast 1200 US-Dollar, ein Kopf 500 Dollar, ein Knie 250 Dollar und ein Fuß 125 Dollar.
Für Hess war es ein einfacher Nebenjob - denn die 46-jährige Bestattungsunternehmerin hatte einen ständigen Zustrom neuer Leichenteile durch ihr Bestattungshaus "Sunset Mesa Funeral Home". Und unter bestimmten Bedingungen wäre daran auch nichts Verbotenes. Wenn die Zustimmung vorliegt, ist es ein legaler und normaler Vorgang, bestimmte Körperteile zu Forschungszwecken weiterzuverkaufen. Hess betrieb ihr Online-Geschäft jedoch in vielen Fällen heimlich und ohne Einverständnis der Verstorbenen oder ihrer Angehörigen.
Deshalb wurde sie nun wegen Betrugs zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Die 46-Jährige hatte sich bereits im Juli schuldig bekannt. Ihre 69-jährige Mutter, Shirley Koch, bekannte sich ebenfalls schuldig und wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt.
Hunderte Familien betrogen
Mehr als 200 Familien sollen von Hess und ihrer Mutter betrogen worden sein, teilt die Staatsanwaltschaft in Colorado mit. In dem Gerichtsverfahren haben 26 dieser Opfer ihre Geschichte erzählt. "Unsere süße Mutter haben sie zerstückelt", sagte Erin Smith. Die Schultern, Knie und Füße ihrer Mutter wurden verkauft. "Wir haben nicht einmal einen Namen für ein so abscheuliches Verbrechen."
"Hess und Koch nutzten ihr Bestattungsunternehmen zeitweise, um Leichen und Leichenteile zu stehlen, indem sie betrügerische und gefälschte Spenderformulare verwendeten", sagte Staatsanwalt Tim Neff laut einer Gerichtsakte, aus der die britische Zeitung "Guardian" zitiert. "Das Verhalten von Hess und Koch verursachte immensen emotionalen Schmerz für die Familien und Angehörigen."
In den Vereinigten Staaten ist es illegal, Organe wie Herzen, Nieren und Sehnen zur Transplantation zu verkaufen; sie müssen gespendet werden. Der Verkauf von Körperteilen wie Köpfen, Armen und Wirbelsäulen - was Hess getan hat - zur Verwendung in der Forschung oder Lehre ist jedoch nicht durch Bundesgesetze geregelt.
Hess beging laut Staatsanwaltschaft Straftaten, als sie Angehörige von Verstorbenen betrog, indem sie über deren Einäscherungen log und Leichen sezierte und diese ohne Genehmigung verkaufte. Die Unternehmen, die die Arme, Beine, Köpfe und Torsi von Hess kauften, wussten nicht, dass sie in betrügerischer Absicht erworben worden waren, argumentierte die Staatsanwaltschaft nach Informationen der "Guardian".
Ein kleines Familienunternehmen
In einem Interview mit Reuters aus dem Jahr 2016 erklärte Hess, dass sie und ihre Mutter etwa zehn Leichen im Monat bearbeiteten. Ihr Vater, Alan Koch, leitete das Krematorium. Sie beschrieb den Spenderservice als ein kleines Familienunternehmen. Die Spenderdienste würden 15 Prozent des Gesamtgeschäfts ausmachen, erklärte Hess damals.
Doch ehemalige Angestellte erzählen, wie lukrativ das illegale Nebengeschäft wirklich war: "Sie erwähnte bei mehreren Gelegenheiten, wie viel Geld sie pro Monat bekommen würde, was mich umgehauen hat", sagte Jennifer Henderson, eine ehemalige Blumendesignerin für Sunset Mesa, der Nachrichtenagentur Reuters. "Sie sagte, dass sie in einem Monat etwa 40.000 Dollar durch den Verkauf von gespendeten Leichen erhalten hat."
Kari Escher, die auch für das Bestattungshaus gearbeitet hat, erzählte Reuters, wie Koch ihr eines Tages ihre Goldzahnsammlung zeigte. Koch soll ein Jahr zuvor das Gold von einigen Zähnen verkauft haben. Mit dem Geld sei die ganze Familie nach Disneyland in Kalifornien gereist, so Escher.