Panorama

Opferzahl in Haiti steigt auf 842 US-Ostküste zittert vor "Matthews" Stärke

Der Hurrikan hat inzwischen Florida erreicht.

Der Hurrikan hat inzwischen Florida erreicht.

(Foto: AP)

Hurrikan "Matthew" wütet entlang der Ostküste. Im Norden Floridas wird eine Sturmflut erwartet. Bis zu 800.000 Menschen sind zeitweise ohne Strom. Schäden in Höhe von 25 Milliarden Dollar drohen. Die Zahl der Toten in Haiti steigt weiter.

Der Hurrikan "Matthew" hat die Südostküste der USA erreicht. Auf Land traf der Wirbelsturm nicht, die Auswirkungen waren dennoch zu spüren. Es kam es zu Überschwemmungen. Bäume stürzten um. Rund 800.000 Haushalte in Florida waren zeitweise ohne Strom. Besonders heftig traf es die Städte St. Augustine und Jacksonville. Die schlimmsten Befürchtungen blieben aber aus. Das nationale Hurrikan-Zentrum in Miami warnte dennoch davor, die Situation zu unterschätzen. Es könne Sturzfluten geben, sagte Direktor Rick Knabb.

Besonders heftig traf es Florida - hier einen Autofahrer in Daytona Beach.

Besonders heftig traf es Florida - hier einen Autofahrer in Daytona Beach.

(Foto: AP)

US-Präsident Barack Obama rief die Menschen in den betroffenen Bundesstaaten erneut eindringlich dazu auf, den Anweisungen der Behörden zu folgen. Er hatte den Notstand für Florida, South Carolina, North Carolina und Georgia verhängt. Damit können leichter Bundesmittel und Hilfe aus Washington in die Staaten fließen. Auf seinem Weg in nordwestlicher Richtung an Floridas Ostküste hatte sich der Wirbelsturm zunächst etwas abgeschwächt. Das Hurrikan-Zentrum in Miami stufte ihn von der zweithöchsten Kategorie 4 auf 3 herab.

Die Experten rechnen damit, dass das Zentrum am frühen Samstagmorgen (Ortszeit) entweder dicht an der Küste vorbeiziehen wird oder auch auf Land treffen könnte. In ihrer jüngsten Prognose hieß es, dass der Sturm am Samstagmorgen der Küste von South Carolina sehr nahe kommen könnte. Der US-Wetterdienst warnte, dass die extremen Winde bei einem Landfall katastrophale Schäden verursachen könnten und eine immense Lebensbedrohung darstellten.

Versicherer fürchten immense Schäden

Die Gouverneurin von South Carolina, Nikki Haley, sagte, dass die Lage in dem Bundesstaat schlimmer werden könnte als zunächst angenommen. Sie rief die Menschen erneut dazu auf, den Evakuierungsmaßnahmen zu folgen. Floridas Gouverneur Rick Scott erklärte: "Geht auf keinen Fall nach draußen, während der Sturm noch tobt". Allein in Florida waren 1,5 Millionen Menschen aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. Mehr als 22.000 Menschen suchten Schutz in Notunterkünften. Im St. Lucie County starb eine Frau in der Nacht an einem Herzinfarkt, weil Rettungskräfte nicht rechtzeitig ausrücken konnten, wie der Sender CBS 12 berichtete.

Nach Wetterdienstangaben könnten die Verwüstungen des Sturms einige Gegenden Zentral-Floridas "für Wochen oder Monate unbewohnbar" machen. "Matthew" sei anders als alle Stürme in den vergangenen Jahrzehnten. Für US-Versicherer könnte er nach Schätzungen von Experten der zweitteuerste Wirbelsturm aller Zeiten werden. Forscher von Kinetic Analysis schätzen die versicherten Schäden auf bis zu 25 Milliarden Dollar. Damit würde der Hurrikan hinter "Katrina" landen, die 2005 unter anderem die Stadt New Orleans zerstört hatte.

Zahl der Todesopfer in Haiti steigt weiter

Zuvor hatte der Wirbelsturm in Haiti schwere Schäden hinterlassen. Die Hilfsorganisation Care nannte unter Berufung auf das Innenministerium die Zahl von 478 Toten. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete von über 840 Toten. Allein im besonders stark betroffenen Department Sud seien 283 Menschen getötet worden, meldete der Radiosender Metropole unter Berufung auf den örtlichen Zivilschutz. In der Stadt Jérémie seien 80 Prozent der Häuser zerstört oder beschädigt, sagte Care-Mitarbeiterin Holly Frew. "Wir haben mit Leuten gesprochen, die alles verloren haben."

Die Region ist noch immer weitgehend vom Rest des Landes abgeschnitten. Frew rechnete damit, dass die Opferzahl noch weiter steigen dürfte. Auf Fotos der UN-Blauhelmmission Minustah war zu sehen, dass große Gebiete vollständig unter Wasser standen. In anderen Regionen stürzten zahlreiche Bäume um, die Dächer der Häuser waren abgedeckt. Die Blauhelmsoldaten halfen bei den Aufräumarbeiten, während das Welternährungsprogramm Lebensmittel in die Region brachte. Die UN-Organisation hatte zuvor Nahrungsmittel für bis zu 300.000 Menschen für einen Monat in Haiti eingelagert. Personal und Güter wurden per Hubschrauber in das Katastrophengebiet geflogen.

Die EU kündigte am Abend an, weitere 1,5 Millionen Euro an Nothilfe für die Opfer auf Haiti zur Verfügung zu stellen. Zudem reiste ein Expertenteam in die betroffenen Gebiete, um Unterstützung in Bereichen wie Wasser- und Gesundheitsversorgung zu leisten. Frankreich, Spanien und Großbritannien stellten unter anderem Notunterkünfte und Wasserreinigungssysteme zur Verfügung, teilte die EU-Kommission mit. Darüber hinaus würden auch Satellitenbilder des "Copernicus Emergency Management Services" (EMS) zur besseren Lagebeurteilung übermittelt. Sie können zum Beispiel detailliert das Ausmaß der Schäden zeigen.

Quelle: ntv.de, shu/jug/rts/dpa

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