Vandalismus oder Kunst? US-Stadt streitet über Wackelaugen auf Skulpturen
17.12.2024, 12:19 Uhr Artikel anhören
Rund 100.000 Einwohner leben in Bend, einer Stadt im US-Bundesstaat Oregon.
(Foto: picture alliance / prisma)
Im August klebt eine unbekannte Person Wackelaugen auf Skulpturen in der US-Stadt Bend. Viele Einwohner freuen sich über die Aktion. Doch nun zieht die Stadtverwaltung die Reißleine und will den Wackelaugen-Vandalismus stoppen.
In der Stadt Bend im US-Bundesstaat Oregon ist eine Debatte darüber entbrannt, was Kunst und was Vandalismus ist. Im Kern streiten sich die Stadtverwaltung und die Einwohner Bends um selbstklebende Wackelaugen, die viele noch aus dem Kunstunterricht in der Grundschule kennen dürften.
Seit einigen Monaten werden die Menschen in der knapp 100.000 Einwohner zählenden Stadt beobachtet: Eine Unbekannte oder ein Unbekannter klebte im August Wackelaugen auf Skulpturen in Bend. Acht Kunstwerke entlang der "Roundabout Art Route" durch den dortigen Landkreis konnten auf einmal sehen. Dazu gehörten unter anderem eine Reh-Kuh mit Kitz, ein Hirsch, zwei Pferde, ein Phönix und eine fast zwei Meter hohe Kugel.
Im Unterschied zu vielen Einwohnern fand die Stadtverwaltung von Bend den Wackelaugen-Vandalismus gar nicht lustig: "Die Wackelaugen, die an den verschiedenen Kunstwerken in der Stadt angebracht sind, mögen zwar ein Schmunzeln hervorrufen, aber es kostet Geld, sie vorsichtig zu entfernen, um die Kunstwerke nicht zu beschädigen", heißt es in einem Post des Accounts der Stadtverwaltung in den sozialen Medien. Klebstoffe, Graffiti-Farbe oder alles, was die Kunstwerke beschädigen könnte, sollen die Menschen laut Stadtverwaltung von den Skulpturen fernhalten.
Zwischen Spießertum und Spaß an der Freude
Der Post sammelte mehrere hundert Kommentare. Einige äußerten ihre Empörung, denn sie sehen im Wackelaugen-Vandalismus ein Zeichen der Hoffnung in ihrem tristen Alltag. "Meine Tochter und ich kamen heute am flammenden Huhn vorbei und mussten sehr lachen", schreibt eine Person und meint mit "Huhn" die Phönix-Installation. "Wir lieben die Kulleraugen. Diese Stadt wird so spießig. Lasst uns Spaß haben!" Andere schlugen unter dem Post vor, das Budget der Stadt besser in die Bekämpfung von Obdachlosigkeit, Bildung oder bessere Parkmöglichkeiten zu investieren.
Die Stadt habe 1500 US-Dollar für die Entfernung der Kulleraugen von den Installationen ausgegeben, schreibt René Mitchell, Kommunikationsdirektorin von Bend, in einer E-Mail der "New York Times". Sie fügte hinzu, dass die Kreis-Skulptur neben den Wackelaugen auch noch mit Graffiti beschmiert war. Die Reparatur dieses Schadens belief sich demnach auf 5000 US-Dollar.
"Klebstoffe können Farbe, Wachs oder andere Schutzbeschichtungen auf den Metallen ablösen", schreibt Mitchell weiter. "Wenn Farbe auf Stahl abgeblättert, zerkratzt oder mit Klebstoffen entfernt wird, rostet der Stahl." Ohne die spezielle Beschichtung könnten einige Metalle schneller rosten.
"Das Wackelaugen-Problem in Bend gerät außer Kontrolle!"
Auf das Wackelaugen-Vandalismus-Verbot reagierten schließlich auch lokale Unternehmen: Ein Restaurant montierte auf ein Foto des Restaurantgebäudes zwei Augen und postete das Bild mit dem Kommentar "Dieser Trend mit den Wackelaugen muss aufhören!" auf Facebook. Auch die Indoor-Axtwurfanlage in Bend postete auf Instagram ein Bild mit Wackelaugen und schrieb dazu: "Das Wackelaugen-Problem in Bend gerät außer Kontrolle!"
Die Wackelaugen sind mittlerweile von beinahe allen Skulpturen entfernt worden - sie seien nur noch an der Phönix-Skulptur zu sehen, so Mitchell. Die Stadt versuche nicht, die Freude der Einwohner zu unterdrücken. Mitchell zufolge sind die Strafverfolgungsbehörden nicht eingeschaltet worden. Es gäbe derzeit keine Ermittlungen zum Wackelaugen-Vandalismus seitens der Stadt.
"Auch wir finden die Wackelaugen lustig und freuen uns über die Bewunderung und das Interesse, das unsere Gemeinschaft ihnen und unserer öffentlichen Kunstsammlung entgegenbringt", so Mitchell. "Wir wollen nur sicherstellen, dass die Kunstwerke erhalten bleiben und nicht beschädigt werden."
Quelle: ntv.de, rwe