Erfolg im Kampf gegen Pandemie USA lassen Biontech-Impfstoff zu
12.12.2020, 03:45 Uhr
Die Entscheidung in den USA folgt auf die Expertenanhörung der FDA.
(Foto: imago images/Hans Lucas)
Die Entscheidung kommt nicht überraschend. Im Ringen mit der Corona-Pandemie machen die USA einen großen Schritt. Das Land mit zuletzt Tausenden Toten und Hunderttausenden Infektionen am Tag hat nun einen Impfstoff. Zuletzt hatte das Weiße Haus massiv Druck auf die Behörde ausgeübt.
Im Kampf gegen die Corona-Pandemie haben die USA nun einen zugelassenen Impfstoff. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat nach eigenen Angaben dem Vakzin des deutschen Unternehmens Biontech und seines Partners Pfizer eine Notfallgenehmigung erteilt. Diese gelte für Personen ab 16 Jahre, teilte die FDA mit. Die US-Regierung hat sich bereits 100 Millionen Impfdosen im Wert von rund 1,95 Milliarden Dollar gesichert. Es besteht zudem die Option zum Erwerb von weiteren 500 Millionen Dosen. US-Präsident Donald Trump kündigt an, dass bereits innerhalb von 24 Stunden mit den Impfungen begonnen werden soll.
Eine bedingte Zulassung, wie nun erteilt, soll dringliche medizinische Bedürfnisse befriedigen. Fehlende Daten beispielsweise zur Langzeitwirksamkeit oder zu bestimmten Subgruppen müssen so schnell wie möglich nachgereicht werden. Auch bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (Ema) wurde die Zulassung des Corona-Impfstoffs in der EU beantragt, eine Entscheidung darüber steht noch aus. Bereits Anfang Dezember hatte die britische Aufsichtsbehörde für Arzneimittel dem Präparat von Biontech/Pfizer eine Notfallzulassung erteilt.
Die Entscheidung in den USA folgt auf die Expertenanhörung der FDA. Am Donnerstag hatte sich ein Berater-Komitee der Behörde dafür ausgesprochen, eine Notfallzulassung des Impfstoffs für Menschen ab 16 Jahren zu erteilen. Bei dem per Video-Schalte abgehaltenen Treffen stimmten 17 der Fachleute für die Zulassung, 4 votierten dagegen. Die Empfehlung des Berater-Komitees ist nicht bindend, meistens folgt die Behörde aber den Empfehlungen der Experten.
Parallel dazu hat Medienberichten zufolge das Weiße Haus den FDA-Chef, Steven Hahn, mit Drohungen zur umgehenden Notfallzulassung eines Corona-Impfstoffs gedrängt. Die "Washington Post" berichtete, Stabschef Mark Meadows habe Hahn aufgefordert, die Kündigung einzureichen, sollte der Impfstoff nicht noch am Freitag (Ortszeit) zugelassen werden. Die "New York Times" berichtete, Meadows habe Hahn gesagt, dieser solle andernfalls erwägen, nach einem anderen Job Ausschau zu halten. Mehrere US-Medien bestätigten die Berichte. Die Zulassung erfolgt nun am späten Freitag (Ortszeit).
Hahn selbst sprach in einer Stellungnahme an US-Medien dagegen von "einer unwahren Darstellung des Telefonats mit dem Stabschef". Die FDA sei "ermutigt" worden, den Antrag zügig zu bearbeiten. "Die FDA ist entschlossen, diese Genehmigung schnell zu erteilen." Die "New York Times" berichtete, die Behörde habe die Zulassung ursprünglich für Samstagmorgen geplant. Es sei unklar, was eine um einen halben Tag beschleunigte Zulassung an Vorteilen bringe.
"Große, alte, langsame Schildkröte"
Der abgewählte US-Präsident Donald Trump hatte ebenfalls den Druck auf die FDA erhöht. Er kritisierte die Behörde als "große, alte, langsame Schildkröte". Auf Twitter schrieb er: "Geben sie die verdammten Impfstoffe jetzt raus, Dr. Hahn. Hören Sie auf, Spielchen zu spielen, und fangen Sie an, Leben zu retten!!!" Trump hatte in der Vergangenheit mehrfach politischen Druck auf die Behörde in Hinblick auf die Zulassung von Corona-Impfstoffen und -Therapien ausgeübt und war dafür scharf kritisiert worden. Trump wertet die schnelle Entwicklung eines Corona-Impfstoffs auch als seinen Erfolg.
Am Mittwoch hatte die Zahl der Toten in den USA an einem einzelnen Tag erstmals seit Beginn der Pandemie bei mehr als 3000 gelegen. Die Zahl der registrierten Neuinfektionen lag nach Statistiken der Johns-Hopkins-Universität in den vergangenen Tagen jeweils bei mehr als 200.000.
Der sogenannte mRNA-Impfstoff von Pfizer/Biontech hat nach umfangreichen Testreihen eine Wirksamkeit von rund 95 Prozent, wie die Hersteller mitgeteilt hatten. Das bedeutet, dass unter den Probanden der geimpften Gruppe 95 Prozent weniger Erkrankungen auftraten als unter den Probanden der Kontrollgruppe. Inzwischen wurde die Studie auch im renommierten Fachmagazin "New England Journal of Medicine" (NEJM) veröffentlicht.
Das Vakzin funktioniert laut Hersteller über alle Altersgruppen und andere demografische Unterschiede hinweg ähnlich gut und zeige praktisch keine ernsten Nebenwirkungen. Die Tests hatten den Schutz vor einer Covid-19-Erkrankung untersucht.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa