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Sinnlose Fällung? Umweltschützer wollten Papst-Weihnachtsbaum retten

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Auch die Proteste konnten die Fällung nicht aufhalten.

Auch die Proteste konnten die Fällung nicht aufhalten.

(Foto: dpa)

Dass der Papst immer wieder heftig kritisiert wird, ist er gewohnt. Doch mit dieser Empörungswelle hat Franziskus vermutlich nicht gerechnet. Es geht nicht um Glaubensfragen, sondern um den Weihnachtsbaum für den Petersplatz.

Alljährlich schmückt ein stattlicher Weihnachtsbaum den Petersplatz in Rom. Der geschmückte Christbaum und die riesige Krippe sind in der Weihnachtszeit Ziel von Besuchern aus aller Welt. Der Baum kommt jedes Jahr aus einer anderen Region und wird meist mit Stolz übergeben. In diesem Jahr ist das jedoch anders.

Denn der diesjährige Baum kommt aus der Provinz Trentino, genauer gesagt aus dem Ort Val di Ledro. Es handelt sich um eine fast 30 Meter hohe Fichte, die 200 Jahre alt ist. Und genau das ist das Problem, zumindest aus Sicht vieler Menschen in der Region.

Sie sind alles andere als glücklich, dass ein so alter gesunder Baum gefällt wird, nur um dann auf dem Petersplatz zu stehen. Bei einer Petition auf Change.org wurden 50.000 Unterschriften gegen die Fällung gesammelt, berichtete die Zeitung "Il Messaggero". Der Papst wurde aufgefordert, dieses "nutzlose, anachronistische Massaker stoppen", hieß es auch unter Verweis auf die Umweltenzyklika "Laudato si" von Franziskus. Der Baum stammt aus den Wäldern am Passo Nota nahe dem Gardasee und wuchs dort auf einer Höhe von 1200 Metern.

"Es macht keinen Sinn, über Schäden durch den Klimawandel zu sprechen, wenn wir dann solche Bräuche aufrechterhalten, die den Tod einer jahrhundertealten Tanne fordern, ein Symbol für die anderen Millionen von Bäumen, die jedes Jahr in Italien und auf der ganzen Welt für ein Fest gefällt werden, für das der Baum nicht einmal das Symbol ist", argumentierten die Gegner. Sie würden den Baum auch gern geschmückt sehen, "aber dort, wo er steht - ohne ihn zu fällen".

Fällung unter Polizeischutz

Am Ende blieb der Protest jedoch ohne Erfolg. Auch ein Fackelzug zu dem Baum konnte ihn nicht retten. Am Dienstag wurde die Fichte in Anwesenheit der Polizei gefällt und ist nun auf einem Lkw auf dem Weg in den Vatikan.

Der Vatikan reagierte nach der Fällung auf die Proteste und Vorwürfe, der Baum würde umsonst gefällt werden. "Die Wahl dieser Fichte wurde nicht nur durch einen ästhetischen, sondern auch durch einen ökologisch verantwortungsvollen Wert bestimmt", hieß es in einer Mitteilung. Die Fichte gehöre zu den Bäumen des Ledro-Waldes, die für die ordnungsgemäße Bewirtschaftung des Waldes ohnehin gefällt werden mussten.

Die Baumschützer sind davon nicht überzeugt, sie argumentierten, dass die Kosten von 60.000 Euro an öffentlichen Mitteln für Lieferung und Transport des Baumes besser für wichtige Gesundheits- oder Verkehrsmaßnahmen des 5000-Einwohnerortes Ledro ausgegeben werden könnten, hieß es. Für den Petersplatz schlagen sie die Kreation eines dauerhaften künstlerischen Baums aus Holz vor, das von Bäumen stammt, die aufgrund des Klimawandels umgestürzt seien.

Quelle: ntv.de, sba

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