Bandenkrieg in MexikoUnbekannte erschießen berühmten Reporter

Javier Valdez ist in Mexiko ein bekannter Journalist: Als einer von wenigen wagt er sich vor in die Abgründe der Drogen-Kartelle und legt mehrere Bücher vor - eines über den berüchtigten Bandenboss "El Chapo". Nun wird er Opfer einer Tat, die er wohl geahnt hat.
Im Nordwesten Mexikos ist der für seine Recherchen zum Drogenkrieg bekannte und preisgekrönte Journalist Javier Valdez auf offener Straße erschossen worden. Der 50-Jährige, der seit mehr als zehn Jahren auch für die Nachrichtenagentur AFP arbeitete, wurde vor dem Büro des Nachrichtenmagazins "Ríodoce" getötet. Präsident Enrique Peña Nieto ordnete eine Untersuchung des "abscheulichen Verbrechens" in Culiacán im Bundesstaat Sinaloa an.
Valdez arbeitete seit fast drei Jahrzehnten als Journalist. Außer für AFP schrieb der Familienvater auch für die mexikanischen Zeitungen "La Jornada" und die von ihm mitbegründete Zeitschrift "Ríodoce". Das Magazin wurde eine maßgebliche Quelle in der Berichterstattung über den Drogenkrieg in einem Land, in dem viele Medien aus Angst vor Gewalt Selbstzensur üben.
Unter anderem schrieb Valdez über das Sinaloa-Kartell und dessen inzwischen inhaftierten Gründer Joaquín Guzmán alias "El Chapo". Im vergangenen Jahr veröffentlichte er sein letztes Buch über Drogenkartelle. Es beschäftigte sich vor allem mit der Rolle der Medien bei der Bekämpfung der Drogenkriminalität.
Journalist zu sein bedeute, auf einer schwarzen Liste zu stehen, sagte Valdez bei der Vorstellung des Buches. Selbst wenn man mit kugelsicherer Weste und Leibwächtern geschützt werde, seien es am Ende die Gangs, die entschieden, "an welchem Tag sie dich töten werden".
"Jemand muss es tun"
Für seine Arbeit wurde Valdez 2011 von der US-Medienrechtsgruppe Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) ausgezeichnet. Zudem erhielt er einen Preis der Journalistenschule der Columbia University.
AFP-Informationsdirektorin Michèle Leridon äußerte sich "entsetzt" und sprach den Angehörigen des Journalisten ihr Beileid aus. "Indem er seit Jahren über die mächtigen Drogenkartelle in Mexiko recherchierte, bewies Javier extremen Mut, in dem Wissen, dass er damit sein Leben riskierte", erklärte Leridon in Paris.
Der Bruder des Toten, Rafael Valdez, sagte, dieser habe nichts über Drohungen berichtet. "Ich habe ihn gefragt, warum er sein Leben aufs Spiel setzt, und er antwortete: 'Das ist etwas, das ich gerne tue, und jemand muss es tun. Man muss kämpfen, um die Dinge zu ändern.'"
In diesem Jahr wurden in Mexiko bereits fünf Journalisten getötet. Erst vor wenigen Wochen erklärte das CPJ, Mexikos Presse sei in einem "tödlichen Kreislauf von Gewalt und Straflosigkeit" gefangen. Seit dem Jahr 2000 wurden laut der Organisation Reporter ohne Grenzen 102 Journalisten in Mexiko ermordet.