Lebensgefahr am Feiertag? Wieso an Himmelfahrt das Unfallrisiko steigt
28.05.2025, 17:00 Uhr Artikel anhören
Idyllisch und gesellig: Vatertagsbräuche sind oft mit Alkoholkonsum verbunden.
Kein Tag im Jahr ist gefährlicher als Himmelfahrt - gemessen an der Zahl der Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss. Regelmäßig ragt der Vatertag aus der amtlichen Unfallstatistik mit besonders hohen Fallzahlen heraus. Ein wichtiger Faktor: das Wetter.
Ende Mai steuert Deutschland auf einen der unfallträchtigsten Tage des Jahres zu: An Christi Himmelfahrt ist die Zahl der Alkoholunfälle im Straßenverkehr regelmäßig außergewöhnlich hoch. Im vergangenen Jahr zum Beispiel verzeichnete die amtliche Unfallstatistik an jenem Tag bundesweit 287 alkoholbedingte Straßenverkehrsunfälle. Damit gab es am Vatertag so viele Unfälle unter Alkoholeinfluss wie an keinem anderen Tag des Jahres. Es steht zu befürchten, dass sich das Muster an diesem Donnerstag wiederholt.
Zum Vergleich: Über das gesamte Jahr hinweg kommt es in Deutschland im Schnitt zu rund 95 Verkehrsunfällen pro Tag, bei denen mindestens eine der beteiligten Person alkoholisiert war.
In der Kalenderansicht zur deutschen Unfallstatistik sind die Häufungen der Alkoholunfälle an Wochenenden und Feiertagen im mehrjährigen Vergleich gut zu erkennen. Insgesamt verzeichnete das Statistische Bundesamt im Jahr 2024 laut vorläufiger Auswertung rund 34.700 Unfälle mit Alkoholbezug. Bei insgesamt 17.016 dieser Ereignisse kamen Menschen zu Schaden. Das entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem Anstieg von 8 Prozent. Allein am Vatertag 2024 waren bei 204 der 287 Alkoholunfälle Verletzte zu beklagen, eine Person kam ums Leben. Endgültige Daten für 2024 stehen noch aus.
Die saisonale Häufung am Vater- oder Herrentag hat verschiedene Ursachen: An Himmelfahrt - nach dem kirchlichen Kalender traditionell am 39. Tag nach Ostern - kommen die Effekte eines bundesweiten Feiertags mit teils sehr speziellen regionalen Bräuchen zusammen. Überall im Land treffen sich Männergruppen, um den Tag mit einem Umtrunk unter freiem Himmel zu genießen. Wanderwege und Ausflugslokale füllen sich, der arbeitsfreie Tag und die oft frühlingshaft milden Temperaturen locken generell mehr Menschen ins Freie. Scheint dazu noch die Sonne, kann das ein oder andere Bier schnell zu Kopf steigen.
"Die Kombination ist brandgefährlich"
"Die Gefahren, die von Alkohol im Straßenverkehr ausgehen, werden nach wie vor von vielen Menschen unterschätzt", sagt Fani Zaneta, Referentin für Verkehrssicherheit beim TÜV-Verband mit Blick auf das erhöhte Risiko. "An Wochenenden und Feiertagen sind die Menschen unterwegs, wollen gesellig feiern und dabei Alkohol trinken", sagt Zaneta. "Die Kombination aus fröhlicher Stimmung, Alkoholkonsum und Selbstüberschätzung ist im Straßenverkehr jedoch brandgefährlich." Die Effekte sind bekannt: Weitere Tage mit einer regelmäßig überdurchschnittlichen Zahl an Unfällen mit Alkoholeinfluss sind zum Beispiel Neujahr sowie der Tag der Arbeit am 1. Mai.
Am Vatertag kommen meist mehrere Faktoren zusammen: Am 18. Mai 2023 zum Beispiel, dem Himmelfahrtstag vor zwei Jahren, registrierten die Behörden bundesweit sogar 340 Unfälle im Straßenverkehr unter Beteiligung von mindestens einem alkoholisierten Verkehrsteilnehmer. Die Witterungsbedingungen spielen beim Unfallgeschehen offenbar eine große Rolle: In den Wetteraufzeichnungen aus dem Jahr 2023 war Himmelfahrt ein "freundlicher Tag", das Wetter war in Deutschland "verbreitet trocken und gerade im Westen sehr sonnig".
Im Jahr davor, am 26. Mai 2022, gab es 319 Unfälle. Das meteorologische Archiv verzeichnete für jenes Datum lediglich "Höchstwerte zwischen 15 und 23 Grad" und einen "insgesamt eher wolkigen Tag". Im Jahr 2021 gehen an Himmelfahrt, dem 13. Mai mit 182 vergleichsweise wenig alkoholbedingte Verkehrsunfälle in die Statistik ein. Das Wetter war in jenem Jahr jedoch nicht der beherrschende Einfluss: Unter den damals geltenden Corona-Beschränkungen waren generell weniger Ausflügler in Deutschland unterwegs.
Neue Wettervorhersage für Donnerstag
Für den anstehenden Himmelfahrtstag an diesem Donnerstag rechneten die ntv-Meorologen zunächst mit angenehmen 17 bis 24 Grad. Die Wettervorhersage für den bundesweiten gesetzlichen Feiertag fiel zuletzt etwas freundlicher und trockener aus als die Tage zuvor berechnet: "Im Nordwesten wolkig und nachmittags etwas Regen", hieß es aus der Wetterredaktion, in Bayern könne es dagegen "noch häufig Schauer" geben. "Dazwischen freundlicher und oft trocken, Richtung Ostsee lässt sich die Sonne am häufigsten blicken." Möglicherweise klart das Wetter weiter auf.
Bei frühsommerlichen Temperaturen lauern am Vatertag jedoch auch Gefahren abseits der Straße: Ein unüberlegter Sprung in Baggersee, Fluss oder Badesee zum Beispiel kann Angeheiterte oder gar Betrunkene schnell in akute Lebensgefahr bringen. Die Zahl der tödlichen Unglücke in deutschen Gewässern stieg den Daten der Wasserretter von der DLRG zufolge im vergangenen Jahr auf insgesamt 411. Das waren 31 mehr Todesfälle durch Ertrinken als im Jahr davor. Tagesgenaue Zahlen veröffentlicht die DLRG nicht. Jedoch: Bei gut 75 Prozent der Betroffenen im Unfallgeschehen am Wasser handelt es sich um Männer. In der DLRG-Statistik steigen die Fallzahlen mit Beginn der warmen Jahreszeit bis weit in den Sommer regelmäßig an.
Quelle: ntv.de, mmo/lst/dpa