Helfer aus Osteuropa bleiben weg Verband sieht Seniorenbetreuung in Gefahr
24.03.2020, 15:58 Uhr
		                      Laut dem VHBP arbeiten täglich 300.000 Pflegekräfte aus Osteuropa in Deutschland.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Betreuung älterer Menschen gerät laut Experten durch die Corona-Krise in Schieflage. Viele osteuropäische Pfleger bleiben wegen der aktuellen Lage in ihrer Heimat. Einer Schätzung zufolge werden nach Ostern hierzulande Zehntausende Betreuungskräfte fehlen.
Die Versorgung älterer Menschen durch osteuropäische Betreuer könnte nach Meinung von Experten demnächst völlig aus den Fugen geraten. Der Verband für häusliche Pflege und Betreuung (VHBP) warnte, dass wegen der Corona-Krise nach Ostern bis zu 200.000 Betreuungskräfte fehlen.
Noch dramatischer ist die Lage aus Sicht der Stiftung Patientenschutz: "Die Betreuer fehlen schon jetzt, die Krise ist längst da", sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch. Hunderttausende Pflegekräfte vornehmlich aus Polen hätten Deutschland angesichts der Pandemie bereits verlassen, weitere etwa aus der Ukraine und dem Baltikum säßen auf gepackten Koffern.
Verbandsgeschäftsführer Frederic Seebohm äußerte die Sorge, dass Pfleger aus Osteuropa früher als geplant in ihre Heimat zurückreisen und kein Ersatz mehr kommt. "Das hängt mit der Angst vor dem Virus, Angst um die eigenen Familien und auch der Situation an den Grenzen zusammen." Dort gibt es zum Teil langen Wartezeiten. Von etwa 300.000 täglich in Deutschland arbeitenden Betreuern seien zudem nur zehn Prozent mit ordentlichen Papieren im Land, schätzt der Verband. Der Rest arbeite illegal.
Seebohm sprach von einem "Tabuthema". Problem sei zudem, dass Reisen mit Kleinbussen weiterhin erlaubt seien. "Das ist eine Virenschleuder, wie man sie sich besser nicht vorstellen könnte."
Haushaltshilfen, vorwiegend aus Osteuropa, versorgen laut Sozialverband VdK in Deutschland zwischen 300.000 und 500.000 Pflegebedürftige zu Hause. Genaue statistische Daten liegen nicht vor. Gut drei Viertel, das sind 2,59 Millionen aller Pflegebedürftigen, werden derzeit zu Hause versorgt, davon 1,76 Millionen in der Regel allein durch Angehörige.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa/AFP