Kopfschuss auf PolizistinVerdächtiger kommt vor Haftrichter

Die Polizistin, der in Unterföhring in den Kopf geschossen wurde, schwebt weiter in Lebensgefahr. Der mutmaßliche Täter kommt nun vor den Haftrichter. Viele Fragen sind noch offen - zum Beispiel, wie der Schütze dem Polizisten die Waffe entwenden konnte.
Der Schütze vom S-Bahnhof in Unterföhring bei München soll einem Haftrichter vorgeführt werden. Die Staatsanwaltschaft hat gegen ihn Haftbefehl wegen versuchten Mordes beantragt. Ein Polizeisprecher sagte, der bei der Schießerei am Vortag verletzte Mann könne aus dem Krankenhaus entlassen werden. Der 37-Jährige hatte bei einer Kontrolle einem Polizisten die Pistole entrissen und dessen Kollegin in den Kopf geschossen. Die 26-Jährige schwebe weiter "in höchster Lebensgefahr", sagte der Sprecher. Der 37-Jährige hat sich bisher noch nicht zu den Vorwürfen geäußert.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sieht unterdessen keinen Handlungsbedarf bei der Sicherung der Pistolen. Der Randalierer hatte die Dienstwaffe aus dem Holster des Beamten gezogen. "Vom Grundsatz her sollte es eigentlich nicht passieren, dass dem Kollegen die Waffe entrissen werden kann", sagte der bayerische GdP-Landesvorsitzende Peter Schall. "Da ist eigentlich ein Verriegelungsknopf." Die Beamten müssten extra die Bewegung trainieren, beim Ziehen der Waffe diesen Knopf zur Seite zu drücken. Von daher verwundere es, dass der Täter bei dem Vorfall die Waffe habe an sich reißen können.
"Aber für alle Eventualitäten ist man dann wohl doch nicht gewappnet", sagte Schall. Er betonte: "Zu kompliziert darf man es auch nicht machen, denn wenn ein Kollege in einer Notwehrsituation die Waffe schnell ziehen muss, kann er nicht erst zwei, drei Sicherungen öffnen müssen."
Verdächtiger soll Selbstgespräche geführt haben
Der 37-Jährige hatte nach bisherigem Stand bei seinem Vater in den USA gelebt und war zuletzt auf Europareise. Er sei am 12. Juni aus Athen in München angekommen, habe die Nacht am Flughafen verbracht und sei dann Richtung München gefahren, erklärte der Münchner Polizeipräsident Hubertus Andrä. Zeugen hätten ausgesagt, der Mann habe sich in der S-Bahn auffällig benommen, etwa Selbstgespräche geführt. Plötzlich und ohne ersichtlichen Anlass habe er einem zugestiegenen Fahrgast mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Fahrgäste griffen ein. Die Kontrolle durch eine herbeigerufene Polizeistreife am Bahnsteig Unterföhring sei zunächst Routine gewesen, so Andrä.
Als eine Streife zum S-Bahnhof gerufen wurde, nahmen die Beamten dort die Personalien der Beteiligten auf. Doch plötzlich versuchte einer der Randalierer, den Polizisten ins Gleisbett zu schubsen. Das konnte der Beamte verhindern - es entstand eine Rauferei, bei der der 37-Jährige die Pistole an sich riss. "Die Situation war nicht nur ein Handgemenge, sondern tatsächlich ein heftiger Kampf", sagte der Polizeipräsident.
Die Kollegin des Beamten schoss auf den Mann, der seinerseits die 26-Jährige mit einem Kopfschuss lebensgefährlich verletzte. Auch zwei unbeteiligten Zeugen schoss er in Arm und Bein. Der Mann habe lange Zeit in den USA gelebt, wo seine Eltern zu Hause sind, sagte der Polizeisprecher. Was der 37-Jährige dort gemacht hat, stehe noch nicht fest. "Wir wissen, dass er nicht beim Militär war."