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Was geschah im Dezember 2020? Vermisstenfall elektrisiert Frankreich - Prozess beginnt

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In Albi beginnt der landesweit mit Interesse verfolgte Prozess um das Verschwinden einer 33-Jährigen.

In Albi beginnt der landesweit mit Interesse verfolgte Prozess um das Verschwinden einer 33-Jährigen.

(Foto: picture alliance/dpa/AFP)

Es ist die erste Nacht der Corona-Ausgangssperre in Frankreich. In Cagnac-les-Mines verschwindet eine Frau scheinbar spurlos. Nach einiger Zeit richten sich Ermittlungen gegen den Ehemann, der jedoch seine Unschuld beteuert. Nun steht er vor Gericht. Der Fall sorgt landesweit für lebhafte Debatten.

In Frankreich kommt einer der berühmtesten Vermisstenfälle der vergangenen Jahre vor Gericht. Scheinbar spurlos verschwindet eine junge Mutter nachts in einem kleinen Ort in Südfrankreich. Ermittler gehen bald von einer Straftat aus. Doch ein Geständnis gibt es nicht und auch eine Leiche wird nicht gefunden. Fast fünf Jahre später sitzt ab heute der Ehemann der Verschwundenen in Albi vor Gericht. Die Anklage lautet: vorsätzliche Tötung seiner Partnerin. Ein Vorwurf, den der Beschuldigte zurückweist.

Die Nacht, in der die damals 33-jährige Krankenschwester verschwindet, ist die erste, in der im Dezember 2020 wegen der Corona-Pandemie landesweit eine nächtliche Ausgangssperre gilt. Kurz nach 4.00 Uhr meldet der Mann seine Frau bei der Gendarmerie als vermisst. Das Ehepaar befinden sich zu dem Zeitpunkt in der Scheidungsphase, hat einen sechs Jahre alten Sohn und eine anderthalb Jahre alte Tochter. Die Frau stellt sich eine Zukunft mit ihrem heimlichen Liebhaber vor, wie Medien später übereinstimmend berichten.

Schon bald betreiben die Ermittler großen Aufwand, um die Frau zu finden. Außer ihrem Telefon und der Kleidung an ihrem Körper fehlt nichts. Fahnder gehen in dem 2500-Einwohner-Ort Cagnac-les-Mines von Haus zu Haus, Freiwillige und Hunde durchforsten die Umgebung, Helikopter und Drohnen überfliegen waldiges Gebiet, auch Taucher kommen zum Einsatz und ein Teich wird abgepumpt. Ohne Erfolg.

Mitgefangener belastet Mann

Ein halbes Jahr nach dem Verschwinden gerät dann der Ehemann ins Visier der Fahnder. Medien berichten von Ungereimtheiten in seinen Aussagen zum Abend des Verschwindens. Zwei Nachbarinnen geben demnach an, in der Nacht die Schreie einer Frau gehört zu haben. Die Brille der Verschwundenen ist stark beschädigt. Ihr Auto ist am Morgen andersherum geparkt als üblich, heißt es. Andersherum als am Abend zuvor.

Zudem erzählen Bekannte den Berichten zufolge von Drohungen, die der Noch-Ehemann gegen seine Frau ausgesprochen haben soll. Der mittlerweile 38-Jährige hat stets seine Unschuld beteuert. Seine Verteidiger werfen den Ermittlern vor, nur in eine Richtung gesehen zu haben.

Doch, was den Fall auch so bizarr macht, ist, dass ein ehemaliger Mitgefangener und eine zwischenzeitliche Freundin des Mannes erzählen, er hätte ihnen gegenüber davon gesprochen, seine Frau getötet zu haben. Dem Mann droht vor Gericht nun lebenslange Haft.

Der rätselhafte Fall um das Verschwinden der Frau hat Frankreich in seinen Bann gezogen. Der Medienandrang ist gewaltig. In etlichen Podcasts, Videos und Artikeln zeichnen Medien den Verlauf der Ermittlungen, die Tage vor und nach dem Verschwinden der Frau, detailliert nach.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa

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