Panorama

Eine für alle Von Drohnen, Drohungen und Dirndln

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16 Tage jeden Tag dasselbe Spiel - und doch immer wieder neu.

16 Tage jeden Tag dasselbe Spiel - und doch immer wieder neu.

(Foto: IMAGO/Wolfgang Maria Weber)

Ein Ort, an dem die Welt - meist - noch in Ordnung ist: Die Wiesn in München. Es wird gefeiert, getrunken, gegessen, gebusselt. Man lässt sich die Laune nicht verderben, weder vom Wetter, noch von Miesepetern, nicht von Bombendrohungen und auch nicht von Drohnen über dem Flughafen.

Die Lage war ernst: Nicht genau zu beziffernde Drohungen drohten das Münchener Oktoberfest in der vergangenen Woche zu sprengen, im wahrsten Sinne des Wortes. Und dann kamen auch noch Drohnen dazu, über dem Flughafen. In beiden Fällen: Stillstand des normalen Lebens. Am Tag der Deutschen Einheit und dem folgenden Samstag war davon dennoch nichts mehr zu spüren: Kaiserwetter, Menschen strömten auf die Theresienwiese, Familien, Touristen, Einheimische, alle in Dirndl und Krachledernen.

Grandioses Geschäftsmodell

Aus der Beobachter-Perspektive kann man nicht umhin, anerkennend festzustellen: Chapeau, was für ein grandioses Geschäftsmodell. Auf dem Weg von der U-Bahn zum Eingang der Wiesn bekommen die Letzten, die bislang nicht im Besitz einer "Tracht" sind, die Möglichkeit, eine zu kaufen. In allen Preisklassen, vom Spaßdirndl bis zum echten Lodenjanker.

Und ja, für die Meckerer und Bedenkenträger: Es ist alles teurer geworden. Und am Freitag schien die Sonne und am Samstag irgendwann nicht mehr. Am Ende, in der Nacht, nach den Zelten, lange nach den Fahrgeschäften, drohen einige, meist Männer, in ihrer eigenen Kotze zu verrecken. Aber schließlich werden sie doch gerettet - von äußerst freundlichem Personal, anderen Passanten, den Taxifahrern dieser Weltstadt mit Herz oder ganz simpel von einem Sanitäter.

Die Stadt vibriert

Wenn man als Frau beispielsweise seine Party-Truppe auf dem Heimweg verliert und das Handy leer ist, dann findet sich ein Gentleman, der sein Mobiltelefon anbietet, ein Taxifahrer, der dich dahin fährt, wo du deine Crowd vermutest ("Das ist um die Ecke, aber ich bring' dich"), andere Passanten, die sich freundlich nach dir erkundigen. Das erlebt man so in Berlin nicht wirklich häufig. Die ganze Stadt vibriert und befindet sich in einem Ausnahmezustand, auf eine gute Weise.

Die Leute sind größtenteils auch so anständig gekleidet. Muss man mögen, klar, aber macht Spaß, sich das anzuschauen. Am Tag der Deutschen Einheit jedenfalls war das eine erfrischende Abwechslung zum Berliner Gemuffel. Nicht falsch verstehen, ich bin sehr gerne Berlinerin, eine echte, aber ich würde mich auch sehr freuen, wenn die Hauptstadt sich a bissl Lebensfreude abschaut, Lässigkeit, mia san mia, ihre Aggressionen mal beiseite lässt. Ich freu' mich immer sehr über München.

Quelle: ntv.de

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