Überlastete Gesundheitssysteme WHO: Fast 15 Millionen Tote wegen Pandemie
05.05.2022, 16:27 Uhr
Offiziell starben bisher 6,2 Millionen Menschen an COVID-19.
(Foto: Anupam Nath/AP/dpa)
Noch ist die Pandemie nicht vorbei, doch die WHO zieht bereits eine vorläufige Bilanz: Weltweit fielen laut der Weltgesundheitsorganisation fast 15 Millionen Menschen der Pandemie zum Opfer. Darunter sind Corona-Tote, aber auch Opfer überlasteter Gesundheitssysteme.
Die Corona-Pandemie hat nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in den Jahren 2020 und 2021 weltweit etwa 14,9 Millionen Menschen das Leben gekostet. Die Zahl umfasst sowohl verstorbene Corona-Infizierte als auch Menschen mit anderen Krankheiten oder Verletzungen, die wegen der Überlastung der Gesundheitssysteme nicht rechtzeitig behandelt werden konnten, wie die WHO berichtete. Unter den Corona-Infizierten liegt die Todeszahl gemäß Meldungen der WHO-Mitgliedsländer weltweit jetzt bei etwas mehr als 6,2 Millionen.
Die WHO fordert mehr Investitionen ins Gesundheitswesen, damit künftig lebensnotwendige Behandlungen in Krisenzeiten wie einer Pandemie nicht aufgeschoben werden müssen. Nach WHO-Angaben war die Übersterblichkeit am größten in Südostasien, Europa und Nord- und Südamerika mit zusammen 84 Prozent aller Fälle. Übersterblichkeit heißt hier, wie viel mehr Menschen 2021 und 2022 im Vergleich zu Vorjahren ohne Pandemie gestorben sind. 68 Prozent der zusätzlichen Todesfälle ordnet die WHO zehn Ländern zu: Brasilien, Ägypten, Indien, Indonesien, Mexiko, Peru, Russland, Südafrika, der Türkei und den USA. Gut 80 Prozent der zusätzlichen Todesfälle passierten in Ländern mit mittleren Einkommen. 57 Prozent der Verstorben waren Männer.
Pandemie hat auch Todesfälle verhindert
In die WHO-Berechnung floss ein, dass durch die Pandemie auch Todesfälle verhindert wurden, etwa Unfälle im Straßenverkehr oder bei der Arbeit, weil vielerorts Ausgangssperren galten und Menschen von Zuhause arbeiteten. Die WHO hat auch länderspezifische Eigenheiten beachtet.
Indien hatte die geplante WHO-Schätzung schon im Vorfeld kritisiert. Die Methodologie funktioniere bei einem Land wie Indien mit 1,3 Milliarden Einwohnern nicht. Die Webseite Devex und die "New York Times" berichteten, die Regierung in Neu-Delhi sei mit der hohen Toten-Schätzung der WHO nicht einverstanden. Die Behörden nannten einen Tag vor der WHO-Veröffentlichung die Zahl von 475.000 zusätzlichen Todesfällen im Jahr 2020. Die WHO-Schätzung liegt fast doppelt so hoch. Indien erlebte die mit Abstand schlimmste Corona-Welle erst 2021. Bilder von Massenbegräbnissen gingen in dem Jahr um die Welt.
Quelle: ntv.de, kst/dpa