Gewalt im Salonga-NationalparkWWF hält Folter-Bericht zurück

Das Image des Pandabären-Clubs ist arg ramponiert: Paramilitärische Wildhüter sollen in afrikanischen Nationalparks Dorfbewohner bedrohen, foltern und vergewaltigen. Der WWF verspricht Aufklärung. Nun liegt der Umweltstiftung ein interner Bericht vor. Doch der bleibt unter Verschluss.
Die Umweltorganisation WWF hält einen belastenden Bericht über Menschenrechtsverletzungen im Salonga-Nationalpark in der Demokratischen Republik Kongo zurück. Das berichtet das Onlineportal der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) unter Berufung auf die britische Rainforest Foundation (RFUK). Laut Bericht strebt der WWF bislang keine Veröffentlichung der von ihm selbst veranlassten Studie an. RFUK-Direktor Simon Counsell sprach daher von einem "Versuch des WWF, die Vorfälle in Salonga zu vertuschen".
Als Reaktion auf den Zeitungsbericht teilte der WWF mit, die Vorwürfe über eine mutmaßliche Zusammenarbeit mit brutalen Wildhütern würden aufgeklärt. Die unabhängige Untersuchungskommission gehe ihrer Arbeit nach, versicherte der WWF. Die Umweltstiftung werde den Report-Entwurf mit der Regierung im Kongo diskutieren, um etwaige dringend erforderliche Verbesserungen umzusetzen. Der Bericht der Kommission werde veröffentlicht, versicherte die WWF-Sprecherin.
Berichte über Gewaltexzesse in mehreren afrikanischen Nationalparks waren Anfang März öffentlich geworden. Danach unterstütze der WWF seit vielen Jahren Wildhüter, die verdächtigte Wilderer systematisch gefoltert und teils ermordet hätten. Die Vorfälle im Salonga-Nationalpark hatte RUFK schon Monate vorher aufgedeckt und den WWF sowie die deutsche staatliche Förderbank Kfw, die den Park mit 5,4 Millionen Euro mitfinanzierte, im Mai 2018 zunächst noch vertraulich über die Anschuldigungen unterrichtet.
Im Februar hatten zwei Teams die Region laut FAZ bereist, um sechs besonders gravierenden Fällen von Vergewaltigung, Folter und Tötungen nachzugehen. Laut RFUK bestätigte ihr Bericht im Wesentlichen die Vorkommnisse, die sich zwischen 2002 und 2015/16 ereignet haben sollen. Der WWF wolle die Untersuchung einer weiteren internen Bewertung unterziehen, ohne dass klar wäre, ob und wann etwas veröffentlicht würde.
Tötungen, Vergewaltigungen, Folter
Die britische Regenwald-Stiftung betont laut FAZ, dass es sich bei den sechs im Detail untersuchten Fällen lediglich um eine Stichprobe gehandelt habe. Im Laufe der vergangenen Monate seien weitere Vorwürfe hinzugekommen. Insgesamt berichtet die Stiftung von neun Tötungen, zehn Vergewaltigungen und 20 Fällen von Folter oder Misshandlung. Dabei habe man lediglich elf von fast 700 Dörfern in der Region besuchen können.
Hintergrund des Konflikts ist, dass für die Schutzzonen viele Menschen von ihrem angestammten Land vertrieben wurden und dass sie sich jetzt nicht mehr ausreichend aus dem Regenwald ernähren können, in dem sie gewöhnlich jagen und sammeln.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich der WWF mit Gewaltvorwürfen konfrontiert sieht. Im Jahr 2017 hatte die britische Menschenrechtsgruppe Survival International den Tierschützern vorgeworfen, Ureinwohner im Regenwald von Kamerun systematisch zu misshandeln.