Panorama

China ändert Zählweise erneutWarum die Infiziertenzahlen wieder steigen

31.03.2020, 16:57 Uhr
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In Wuhan will man schnell zurück zur Normalität - dabei leigen die Infiziertenzahlen deutlich höher, als von den Behörden verbreitet wird. (Foto: REUTERS)

Im ehemaligen Epizentrum der Coronavirus-Pandemie soll bald wieder Normalität einkehren. Geschäfte öffnen wieder und Einwohner dürfen wieder reisen. Doch die niedrigen Infiziertenzahlen aus China machen stutzig: Durch eine neue Zählweise dürften sie künftig wieder drastisch steigen.

Als Wunder von Wuhan wird das schnelle Eindämmen des Coronavirus in der Millionenmetropole bezeichnet. Dank eines Lockdowns des öffentlichen Lebens sind die Fallzahlen in dem chinesischen Epizentrum der Pandemie drastisch zurückgegangen. In der gesamten Volksrepublik tendiert die Zahl der täglich Neuinfizierten zu einem niedrigen zweistelligen Wert. Nach Angaben der chinesischen Behörden gehen die jüngsten 48 Fälle auf Einreisende zurück - die sogenannten importierten Fälle.

Die Gesamtzahl dürfte sich aber bald schlagartig ändern. Denn die Pekinger Gesundheitskommission wird ab Mittwoch auch asymptomatische Fälle in der täglichen Statistik der Neuinfektionen aufführen. Derzeit stehen 1541 Menschen unter Beobachtung, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden, aber keine Symptome zeigen. Bislang hatte China nachweislich Infizierte, die aber keine Symptome der Covid-19 genannten Krankheit zeigen, nicht bei den neu nachgewiesenen Ansteckungen mitgerechnet.

Es ist unklar, inwieweit die offizielle Statistik die wahre Lage spiegelt und wie hoch die Dunkelziffer ist. Für Zweifel sorgt etwa, dass China die Zählweise schon in den vergangenen Monaten mehrfach geändert hatte. "Der Lockdown in Wuhan war effektiv, allerdings dürften wesentlich mehr Menschen gestorben sein als die offiziellen Zahlen zugeben", sagt Chinaforscher Andreas Fulda. "Ohne Presse- und Meinungsfreiheit bleibt die Stimme der Opfer des Coronavirus unterdrückt", sagt er.

Nur vereinzelt gibt es Hinweise auf lücken- oder fehlerhafte Zählungen. In einem Eintrag auf einer Internet-Plattform vom 12. März etwa hatte ein Einwohner aus Yueyang berichtet, es habe mehrere Neuinfizierte in der Stadt gegeben, auf der offiziellen Liste stehe aber die Zahl null. Die örtliche Regierung hatte daraufhin erklärt, es seien tatsächlich fünf Personen positiv getestet worden. Da sie aber keine Symptome gehabt hätten, seien die Behörden auch nicht verpflichtet gewesen, dies öffentlich mitzuteilen.

Zeugen berichten über Test-Probleme

Von Normalität ist derweil auch Wuhan noch weit entfernt, doch etliche Firmen haben inzwischen ihre Arbeit wieder aufgenommen. Ab 8. April sollen die Einwohner der Hauptstadt der Provinz Hubei ihre seit Wochen abgeriegelte Stadt wieder verlassen können. Doch auch dort gibt es Zweifel, ob die Gefahr durch das Virus gebannt ist. Bewohner und medizinisches Personal sagten der Nachrichtenagentur Reuters, es habe in einigen Kliniken Probleme mit den Tests gegeben. Das habe bedeutet, dass einige Infizierte nicht registriert und nicht in die Statistik einbezogen worden seien.

Nach den offiziellen Zahlen sind bislang 3305 Menschen in China dem Virus zum Opfer gefallen. Insgesamt wurden auf dem chinesischen Festland 81.518 Infizierte registriert, von denen sich bislang mehr als 76.000 wieder erholt haben. Allerdings machen die Behörden keine Angaben dazu, wie viele Menschen täglich getestet werden.

Quelle: ntv.de, mba/rts/dpa

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