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1000 Tonnen Wasser, 1500 Fische Warum ist der AquaDom geplatzt?

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Mit einem lauten Knall explodiert am Morgen der AquaDom, ein riesiges Aquarium mitten in Berlin. Trümmerteile fliegen durch die Gegend, Unmengen an Wasser ergießen sich auf die Straße. Wie kam es zu dem Unglück? Und können "Nemo" und "Dorie" noch gerettet werden? Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Wo stand der AquaDom?

Die Touristenattraktion stand im Dom Aquarée, einem Hotel-, Wohn- und Geschäftszentrum in der Nähe des Berliner Doms und des Alexanderplatzes mit dem Fernsehturm. Zugleich war der AquaDom der Ausgang des Sea Life Berlins.

Warum war der AquaDom außergewöhnlich?

Der AquaDom war nach Angaben der Betreiber das "größte, zylindrisch frei stehende Aquarium der Welt". Er wurde im Dezember 2003 eingeweiht. 16 Meter hoch war der AquaDom. Die gesamte Konstruktion erreichte eine Höhe von 25 Metern. Der Durchmesser betrug 11,5 Meter. Der AquaDom bestand aus Acrylglas, das bis zu 20 Zentimeter dick war. Für das Aquarium wurden 41 Acrylglas-Panels - 26 Panels für den äußeren Zylinder und 15 Panels für die Innenseite des Zylinders - und 16 Klebeverbindungen verarbeitet. Der Boden des AquaDoms lag 8,84 Meter über dem Boden. Rund eine Million Liter Salzwasser fasste die Anlage. Das waren 1000 Kubikmeter Wasser mit einem Gewicht von rund 1000 Tonnen. In der Mitte des Zylinders konnten Besucher in einem Aufzug durch das Innere des Aquariums hindurchfahren. Die Baukosten für den AquaDom beliefen sich auf rund 13 Millionen Euro. Generalunternehmer für den Bau war eine Kooperation der Unternehmen ICM und Müller-Altvatter. Das Acrylglas kam von Reynolds Polymer.

Welche Fische lebten im AquaDom?

In dem Becken lebten etwa 1500 Fische aus über 100 verschiedenen Arten in einem echten Korallenriff, darunter Clownfische, schwarzweiß gestreifte Wimpelfische, bunte Lippfische, farbenprächtige Kaiserfische und Paletten-Doktorfische, bekannt aus Disneys "Findet Nemo" sowie Papageifische und Rochen.

Was ist passiert?

Am frühen Morgen des heutigen Freitags ist der riesige Fischtank geplatzt. Laut der Berliner Polizei gab es gegen 5.45 Uhr ein sehr lautes Geräusch. Das berichten auch mehrere Hotelbewohner. Teile der Fassade des Hotels sind demnach auf die Straße geflogen. Enorme Mengen an Wasser traten aus. Auf Fotos sind Trümmerteile auf der nassen Straße vor dem Eingang zu dem Gebäude zu sehen. Andere Aufnahmen zeigen das völlig verwüstete Foyer des Komplexes. Polizeiangaben zufolge wurden zwei Menschen durch Glassplitter verletzt, sie werden derzeit im Krankenhaus behandelt. Rettungshunde durchsuchen das Gebäude nach Menschen. Hunderte Einsatzkräfte sind vor Ort.

Wie groß ist der Schaden?

Von dem Aquarium dürfte nicht mehr viel übrig sein. Nach Angaben der Feuerwehr wurde der Riesenbehälter mit einer Million Liter Wasser sehr schnell zerstört. "Wenn das Aquarium defekt ist, dann platzt das schlagartig", sagte ein Feuerwehrsprecher der dpa. "Das ist nicht ein kleiner Riss, aus dem das Wasser austritt, sondern das komplette Aquarium ist schlagartig geplatzt." Demnach lief ein großer Teil des Wassers wohl durch die Türen im Erdgeschoss auf die Straße und dort in die Gullys. In den Kellergeschossen habe man nicht viel Wasser gefunden.

Die Hotelgäste mussten mit Wärmedecken ausgestattet das Gebäude aus Sicherheitsgründen verlassen. In bereitgestellten Bussen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und der Feuerwehr können sich die Menschen aufwärmen.

Können die Fische gerettet werden?

Laut Augenzeugenberichten bietet sich im Hotel ein dramatisches Bild: Überall lägen tote Fische. Keiner der rund 1500 AquaDom-Bewohner sei mehr im Wasser, sagt die Feuerwehr. Die meisten der Tiere seien bereits verendet. Einige Fische sowie Haie aus kleineren Aquarien von Sea Life konnten allerdings gerettet werden, erzählt ein Mitarbeiter ntv.de. Für sie werde derzeit eine neue Unterkunft gesucht, wahrscheinlich in einem Zoo.

Kommt es zu Verkehrseinschränkungen?

Laut Verkehrsinformationszentrale (VIZ) ist aktuell die Karl-Liebknecht-Straße in Richtung Unter den Linden ab der Spandauer Straße gesperrt. "Es gibt extrem viel Wasser auf der Fahrbahn", heißt es. Zu Einschränkungen kommt es im Tram- und Bus-Verkehr im Bereich der Liebknecht-Straße und des Hackeschen Markts. "Es fließt auf die Straße. Bitte umfahren Sie den Bereich großräumig", schrieb die Polizei auf Twitter.

Was war die Ursache?

Bislang ist die Ursache für das geplatzte Becken noch unklar. Hinweise auf einen Anschlag gibt es laut Polizei "momentan überhaupt nicht". Nach Informationen der "Bild"-Zeitung ist der Grund für die Explosion Materialermüdung. Auch Berlins Innensenatorin, die SPD-Politikerin Iris Spranger, sagte: "Die Ermittlung zur Ursache ist natürlich noch nicht abgeschlossen, erste Anzeichen deuten jedoch auf eine Materialermüdung." Dabei wurde der AquaDom erst im Sommer nach einer zweieinhalb Jahre langen Sanierung, die mehr als zwei Millionen Euro kostete, wieder eröffnet. Demnach wurden Silikondichtungen erneuert und das Becken grundgereinigt.

Quelle: ntv.de, hny

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