Panorama

Zwei Polizisten erschossen Was über den tödlichen Angriff in Kusel bekannt ist

Die Polizei warnt davor, im Landkreis Kusel Anhalter mitzunehmen.

Die Polizei warnt davor, im Landkreis Kusel Anhalter mitzunehmen.

(Foto: picture alliance/dpa)

Am frühen Morgen fallen bei einer Verkehrskontrolle im rheinland-pfälzischen Kreis Kusel Schüsse. Zwei Polizisten kommen dabei ums Leben. Bevor sie getötet werden, können die Beamten noch Funksprüche absetzen. Ein Verdächtiger ist inzwischen festgenommen.

Wie ist es zu den Schüssen gekommen?

Zwei junge Polizisten sind bei einer Verkehrskontrolle mitten in der Nacht im Kreis Kusel in der Westpfalz erschossen worden. Nach dem, was zunächst über den Hergang bekannt wurde, waren die Beamten wohl schon näher an das Fahrzeug herangetreten und hatten mit der Kontrolle begonnen, als die Schüsse etwa um 4.20 Uhr fielen. Die Beamten der Polizeiinspektion Kusel seien auf einer routinemäßigen Streifenfahrt unterwegs gewesen und hätten den Wagen auf der Kreisstraße 22 in Ulmet gestoppt, sagte ein Sprecher der Polizei in Kaiserslautern. Die Täter sind flüchtig. Aus Sicherheitskreisen heißt es gegenüber ntv, dass einer der beiden Polizisten noch mehrere Schüsse abgegeben haben soll. Die Waffe seiner Kollegin kam offenbar nicht zum Einsatz.

Wer sind die getöteten Beamten?

Bei den Opfern handelt es sich um eine 24-jährige Polizeianwärterin, die sich im praktischen Teil ihrer Ausbildung befand, wie der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz mitteilte. Nach Angaben der Gewerkschaft der Polizei (GdP) war die Polizeianwärterin noch Studentin an der Hochschule der Polizei. Bei ihrem 29-jährigen Kollegen handelte es sich um einen Polizeioberkommissar. Beide waren zusammen als Zivilstreife unterwegs, trugen aber Uniform und Sicherheitswesten, berichtete eine Polizeisprecherin in Kaiserslautern. Laut Polizeisprecher Bernhard Christian Erfort vom Polizeipräsidium Westfalz konnten die Frau und der Mann nur "noch tot sowie verletzt und mittlerweile verstorben aufgefunden werden". Aus Sicherheitskreisen heißt es gegenüber ntv, dass beide Polizisten durch Kopfschüsse getötet wurden.

Warum hatte die Streife das Auto angehalten?

Die Beamten hatten am Morgen eine Polizeikontrolle angemeldet. Ob und welchen Anlass es dafür genau gab, werde derzeit überprüft, sagte Polizeisprecher Erfort. Die beiden konnten aber nach Angaben aus Sicherheitskreisen noch einen Funkspruch an ihre Kollegen absetzen, mit den Worten: "Die schießen." Demnach hatten sie kurz zuvor ihre Kollegen informiert, sie hätten totes Wild in einem Fahrzeug gefunden.

Was ist über die mutmaßlichen Täter bekannt?

Es wird davon ausgegangen, dass es sich mindestens um zwei Täter handeln soll. Ein 38-jähriger Mann aus dem Saarland wurde von der Polizei öffentlich zur Fahndung ausgeschrieben. Nach ntv-Informationen aus Sicherheitskreisen soll der Mann aus dem Kreis Neunkirchen in der Vergangenheit bereits wegen Unfallflucht aufgefallen sein und eine Waffenerlaubnis haben. Lokalen Medienberichten zufolge betreibt er ein Geschäft für Wildhandel. Der Mann wurde am späten Nachmittag in Sulzbach festgenommen. Wie der "Focus" berichtet, soll es noch einen weiteren 29-jährigen Gesuchten geben. Die Behörden verfügten offenbar über das Kennzeichen des Fluchtfahrzeugs. Demnach soll dem Medienbericht zufolge dem Halter der Führerschein entzogen worden sein.

Wie geht es weiter?

Die Fahndungsmaßnahmen nach der Festnahme des 38-Jährigen laufen laut Polizeiangaben weiter, weil nicht ausgeschlossen werden kann, dass es Mittäter gebe. Am Tatort wurden Spuren gesichert. "Da wird im Moment auf dieser Straße jeder Stein umgedreht", sagte eine Polizeisprecherin. Es seien bereits mehr als 50 Hinweise aus der Bevölkerung allein über die Hotline eingegangen, sagte ein Polizeisprecher. Die Polizei überprüfte in mehreren Bundesländern Verdächtige, dabei könnten auch Wohnungen durchsucht werden. Die Behörden baten zwischenzeitlich die Einwohner, im Landkreis Kusel und im Saarland keine Anhalter mitzunehmen. Mindestens ein Tatverdächtiger sei bewaffnet. Die GdP-Landesvorsitzende, Sabrina Kunz, appellierte an die Bürger im Raum Kaiserslautern, am Montag auf Versammlungen gegen Corona zu verzichten, mit Rücksicht auf die schreckliche Tat und die Ermittlungen, für die viele Kräfte gebraucht würden. Wer etwas Verdächtiges wahrgenommen hat, soll sich unter der 0631/3692528 mit der Polizei in Verbindung setzen.

Welche Reaktionen gibt es bereits?

Die Anteilnahme ist groß. "Unabhängig davon, welches Motiv der Tat zugrunde liegt: Diese Tat erinnert an eine Hinrichtung, und sie zeigt, dass Polizistinnen und Polizisten jeden Tag ihr Leben für unsere Sicherheit riskieren", sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser. "Meine Gedanken sind bei den Familien, Freunden und Kollegen der Opfer. Wir werden alles tun, um die Täter dingfest zu machen." Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Landesinnenminister Lewentz zeigten sich "zutiefst schockiert" über die tödlichen Schüsse. "Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen", hieß es in einer Mitteilung der beiden SPD-Politiker in Mainz. Die Ministerpräsidentin ordnete Trauerbeflaggung im Land an.

Quelle: ntv.de, ses/dpa

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