Flugzeug in Vilnius verunglückt Was über die abgestürzte DHL-Maschine bekannt ist
25.11.2024, 10:59 Uhr Artikel anhören
In Vilnius läuft die Spurensuche.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Ein im Auftrag des Postdienstleisters DHL in Leipzig gestartetes Frachtflugzeug ist am frühen Morgen in der Nähe des Flughafens der litauischen Hauptstadt Vilnius abgestürzt. Erst im August wurde vor Brandsätzen gewarnt, die Unbekannte über Frachtdienstleister verschicken könnten. Noch sind die Hintergründe des Absturzes am frühen Morgen aber völlig unklar. Eine Übersicht:
Was bekannt ist:
Die Maschine war im Auftrag des Postdienstleisters DHL unterwegs und am frühen Morgen in Leipzig gestartet. Nach DHL-Angaben handelte es sich um eine Maschine der Fluggesellschaft Swift Air, laut der Radarseite "Flightradar24" eine Boeing 737-476 SF. Sie war im Auftrag der DHL auf dem Weg zum Flughafen von Vilnius gewesen. Ersten Angaben zufolge sollen vier Menschen an Bord gewesen sein. Mindestens ein Mensch kam nach ersten Informationen ums Leben, weitere Personen wurden verletzt und ins Krankenhaus gebracht.
Die Rettungsdienste teilten mit, die Einsatzkräfte seien um 5.31 Uhr informiert worden. Der Unfallort liegt in einem Stadtteil von Vilnius namens Liepkalnis. Die Maschine war schon fast am Zielflughafen angekommen, ehe die Piloten etwa einen Kilometer davor eine Notlandung eingeleitet hätten. Nach Angaben des litauischen Polizeichefs Arunas Paulauskas habe sich der Absturz dann kurz vor der Landung ereignet. Demnach hat das Flugzeug zwar versucht zu landen, aber die Landebahn nicht ganz erreicht.
Der Leiter des litauischen Rettungsdienstes, Renatas Pozela, sagte, dass das Frachtflugzeug nach dem Absturz mehrere hundert Meter schlitterte. Die Trümmerteile hätten dann ein Wohnhaus erfasst. Die zwölf Bewohner, drei Familien, befänden sich in Sicherheit. Laut Bürgermeister Valdas Benkunskas war es letztlich "Zufall", dass nichts Schlimmeres passiert ist.
Die Lage am Unfallort war am frühen Morgen unübersichtlich. Zahlreiche Einsatzkräfte waren vor Ort im Einsatz, ein Journalist des litauischen Rundfunks berichtete, dass viele Teile des Flugzeugs herumgeschleudert worden seien. Einige Trümmerteile trafen auch das Wohnhaus. Auf Bildern war zu sehen, wie Rauch an einem Wohnhaus zwischen Bäumen aufsteigt.
Bei dem Absturz wurde ein spanischer Staatsbürger getötet. Das sagte ein Vertreter der Polizeibehörde der litauischen Nachrichtenagentur Elta am Vormittag. Die übrigen Insassen des Flugzeugs - ein Deutscher, ein weiterer Spanier und ein Litauer - seien verletzt worden. Laut den Rettungskräften war das Feuer um 7.33 Uhr unter Kontrolle. Transportiert habe die Maschine Pakete für Kunden, sagte die Vertriebs- und Marketingleiterin von DHL Litauen der Nachrichtenagentur BNS.
Die Auswertung der Kommunikation zwischen dem Piloten und dem Tower deutet einem Bericht des litauischen Rundfunks zufolge nicht auf einen Notfall oder andere Unregelmäßigkeiten beim Landeanflug hin. In dem veröffentlichten Mitschnitt ist ein völlig ruhig und routinemäßig verlaufendes Gespräch zu vernehmen, wie ein vom Rundfunk befragter litauischer Luftfahrtexperte sagte.
Was nicht bekannt ist:
Zum konkreten gesundheitlichen Zustand der Verletzten machten die Behörden keine weiteren Angaben. Auch zum Alter der Insassen gebe es noch keine gesicherten Informationen, erklärte die Polizei. Unklar ist, ob es noch weitere Todesopfer, etwa am Boden, gegeben haben könnte. Und: Ob es sich bei dem Toten um den Piloten handelt, dazu gibt es widersprüchliche Berichte.
Letztlich ist ungewiss, weshalb die Maschine abgestürzt ist. Das sei "höchstwahrscheinlich auf einen technischen Fehler oder ein menschliches Versagen zurückzuführen", sagte Polizeichef Paulauskas. Auch andere Ursachen - wie etwa einen Terroranschlag könne er aber nicht ausschließen.
Ende August war bekannt geworden, dass deutsche Sicherheitsbehörden vor "unkonventionellen Brandsätzen" warnen, die von Unbekannten über Frachtdienstleister verschickt werden. Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und das Bundeskriminalamt (BKA) verschickten seinerzeit einen entsprechenden Warnhinweis an Unternehmen aus der Luftfahrt- und Logistikbranche.
Im Juli soll ein aus dem Baltikum verschicktes Paket im DHL-Logistikzentrum in Leipzig einen Brandsatz enthalten und Feuer gefangen haben. Ob es im Fall des nun abgestürzten Flugzeugs einen Sabotage-Verdacht gibt? Völlig unklar. Auch die deutschen Sicherheitsbehörden ermitteln. Man stehe dazu "im engen Austausch mit den beteiligten Stellen im In- und Ausland, um den Sachverhalt schnellstmöglich aufzuklären", hieß es.
Eine weitere Möglichkeit: Anfang des Jahres hatte eine Pannenserie bei Boeing für Aufsehen gesorgt. Besonders im Frühjahr gab es einige Schlagzeilen rund um den US-Hersteller - diese betrafen etwa abfallende Räder oder ein Flugzeug, das in der Luft eine Tür verlor. Die US-Flugaufsicht FAA hatte in der Folge Inspektionen bei 2600 Maschinen des Typs 737 angeordnet.
Quelle: ntv.de, ses/dpa