Panorama

Sechsjähriger verschwunden Was zum Fall des vermissten Arian bekannt ist

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Seit Montagabend fehlt von Arian jede Spur. Der Sechsjährige trug bei seinem Verschwinden einen gelben Pullover.

Seit Montagabend fehlt von Arian jede Spur. Der Sechsjährige trug bei seinem Verschwinden einen gelben Pullover.

(Foto: Privat/Facebook)

Auch an Tag vier läuft die Suche nach dem vermissten Arian weiter - doch die Zeit drängt. In der Nacht findet die Polizei eine erste Spur. Eine Tauchaktion in einem Tümpel bringt indes keine neuen Erkenntnisse. Könnte er sich in einem Unterschlupf versteckt halten? Was wir zum Fall wissen.

Wo ist Arian? Seit Montagabend fehlt von dem Sechsjährigen aus Bremervörde in Niedersachsen jede Spur. Hunderte Menschen beteiligen sich an der Suche, die Einsatzkräfte greifen zu teils unkonventionellen Methoden, bislang aber ohne Erfolg. Dabei tickt die Zeit: Die nächtlichen Minusgrade sind für den nur leicht bekleideten Jungen lebensgefährlich. Sein Autismus erschwert die Suche zusätzlich, die auch am vierten Tag unvermindert weitergeht.

Was ist passiert?

Am Montagabend verschwindet Arian aus seinem Elternhaus in Elm, ein Ortsteil von Bremervörde mit rund 1400 Einwohnern. Nach Angaben des Vaters habe der sechsjährige Autist erst kürzlich gelernt, wie man Türen öffnet. Alles deutet darauf hin, dass er das Haus eigenständig verlassen hat. Nur wenige Minuten, nachdem die Eltern das Verschwinden ihres Kindes bemerken, wählen sie den Notruf. Die Polizei beginnt unmittelbar danach mit der Suche.

Die Aufnahmen einer privaten Überwachungskamera bestätigten am Mittwoch die Version der Eltern. Sie zeigen Arian, wie er gegen 19:15 Uhr durch sein Wohngebiet läuft, bekleidet mit einem gelben, langärmligen Pullover, einer schwarzen Jogginghose und Socken. Eine Jacke und Schuhe trägt er nicht. Der Junge sei in Richtung eines benachbarten Waldgebietes gelaufen.

Was unternimmt die Polizei?

Seit drei Tagen läuft die Suche auf Hochtouren. Hunderte Einsatzkräfte und Helfer durchkämmen die Umgebung des Wohnhauses. Zum Einsatz kommen Drohnen, ein Hubschrauber und sogar ein Tornado-Flugzeug, das Luftaufnahmen mit einer Wärmekamera erstellt. In den Wäldern sind Spurhunde unterwegs und Wildkameras installiert. Mit einem sogenannten Sonarboot fahren Polizisten am Mittwoch den Fluss Oste ab.

Am Morgen teilt die Polizei mit, eine erste Spur gefunden zu haben: ein Fußabdruck, der Arian gehören könnte. "Die Hunde haben eine Fährte aufgenommen", sagt ein Sprecher. Die Fährte führe entlang der Oste in nördliche Richtung. Da der Junge Wasser möge, sei es möglich, dass er am Ufer entlanggelaufen sei. Die "Bild"-Zeitung berichtet, die Polizei habe in den vergangenen 24 Stunden sogar mehrere Fußabdrücke entlang des Flusses gesichtet. Taucher suchen zudem einen Tümpel in Flussnähe ab, bislang aber ohne neue Erkenntnisse. Im Laufe des Tages sollen rund 250 Soldaten der Bundeswehr die Helfer zusätzlich unterstützen.

Warum erschwert der Autismus des Jungen die Suche?

Arian hat durch seinen Autismus ein anderes Wahrnehmungsgefühl als die meisten Menschen. Der Sechsjährige kann laut Polizei nicht verbal auf sich aufmerksam machen und reagiert nicht auf Ansprachen. Das erschwert die Suche nach ihm. Er empfinde keinen Hunger, keinen Durst und keinen Ekel, sagt ein Sprecher.

Die Helfer greifen bei der Vermisstensuche darum auch auf ungewöhnliche Methoden zurück. In der Hoffnung, Arians Aufmerksamkeit zu erregen, hängen sie Süßigkeiten und Luftballons in der Nähe des Waldstücks auf. Von diesen sei der Junge fasziniert. Weil er überdies Feuerwerk mag, schießen die Einsatzkräfte in der Nacht Raketen in den Himmel. Zu einer neuen Spur führt das bisher nicht.

Was ist der aktuelle Stand der Ermittlungen?

Immer wieder betont die Polizei, die Lage sei ernst. Insbesondere die Minusgrade bei Nacht stellen für Arian eine große Gefahr dar. Seitens der Polizei heißt es, es sehe "gar nicht so gut aus". Dennoch bekräftigt Polizeihauptkommissar Michael Butt: "Wir glauben immer noch fest daran, dass wir Arian wohlbehalten finden können." Möglicherweise versteckt sich der Sechsjährige in einem Unterschlupf und schützt sich so vor den Witterungen.

Wo könnte sich Arian aufhalten?

Anwohner sind dazu aufgerufen, ihre Grundstücke nach dem vermissten Jungen abzusuchen. "Bitte seht insbesondere auch an Plätzen nach, die man zuerst nicht vermutet - wie eure Gartenlauben, Schuppen, eure Garagen, Ställe, Orte, an denen sich Tiere aufhalten oder andere Plätze, die mit etwas Geschick zugänglich wären für ein Kind", schreiben Arians Eltern auf Facebook. Auch Hochsitze, Bushaltestellen oder höhlenartige Orte sind demnach ein mögliches Versteck. Wer Hinweise auf Arians Verbleib geben kann, soll sich bei der Polizei unter der Telefonnummer 04761/7489-135 oder -144 melden.

Die Einsatzkräfte planen, im Ortsteil, in dem der Junge wohnt, alle Schuppen und Garagen zu öffnen und zu kontrollieren. Demnach sollen auch Mülltonnen durchsucht werden. Die Müllabfuhr pausiere am Freitag. Zudem sollen Gullydeckel geöffnet werden. Die Feuerwehr will über Lautsprecher über die geplanten Maßnahmen informieren.

Wie wahrscheinlich ist es, dass Arian noch lebt?

"Arian hat Überlebenschancen", sagt der Arzt Christoph Sprecht zu RTL. "Mit sechs Jahren ist der Junge zum Glück nicht mehr so klein wie beispielsweise ein Zweijähriger. Da kühlt sein Körper nicht so schnell aus." Trotzdem könnten bei Arian nach mehreren kalten Nächten lebensgefährliche Erfrierungen auftreten. "Es kommt darauf an, ob Arian eine Unterkunft finden oder bauen konnte, die Schutz bietet. Und ob er Nahrung zu sich nehmen konnte", sagt Specht.

Quelle: ntv.de, mdi/dpa

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