Stolze Preise zu Ostern erwartet Washington erwägt Hennen-Impfung gegen Eier-Knappheit
15.03.2025, 04:52 Uhr Artikel anhören
Kalifornische Legehenne: Die Geflügelbetriebe fürchten nach einer Impfung Exportverluste.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Das Vogelgrippe-Virus könnte den Amerikanern ein unbeschwertes Osterfest verderben. Nach Massenschlachtungen werden im Handel die Eier knapp, die Preise steigen auf sechs bis neun Dollar für das Dutzend. Könnte eine Hennen-Impfung helfen? Die Betriebe sind skeptisch.
Rund sechs Dollar für das Dutzend Eier müssen die Amerikaner derzeit auf den Tisch blättern. In Teilen der USA liegt der Preis noch darüber, und auch zu Ostern zeichnet sich keine Entspannung ab. Eier sind knapp, wofür vor allem Massenschlachtungen nach Vogelgrippe-Fällen in der Hühnerzucht verantwortlich sind. Deshalb ist eine Debatte über Hühner-Impfungen entbrannt. Hühner gegen den Vogelgrippe-Erreger zu impfen, könnte die Verbreitung der Krankheit eindämmen helfen und möglicherweise die Schlachtung von Millionen Legehennen vermeiden. Doch die Hühnerfleischindustrie fürchtet dadurch Nachteile und sieht Ausfuhren in Höhe von Milliarden Dollar pro Jahr gefährdet.
Die Regierung zögere mit dem Einsatz von Impfstoffen vor allem wegen des Widerstands der Fleischbranche, sagt der Tierarzt Simon Shane, der auf der Website www.Egg-News.com über die Eier-Branche in den USA informiert. "Im Grunde ist dies eine politische Angelegenheit, die sich nur deshalb zugespitzt hat, weil Eier zwischen acht und neun Dollar pro Dutzend kosten und die Regierung in Verlegenheit bringen." Im Kampf gegen das Virus wird derzeit beim Auftreten in einem Betrieb der gesamte Bestand getötet. Seit 2022 waren dies in den USA mehr als 166 Millionen Geflügeltiere. Den größten Anteil dabei machten Legehennen aus, und deren Verlust lässt Eier knapp werden und treibt die Preise für die Mangelware nach oben.
Das US-Landwirtschaftsministerium hat inzwischen angekündigt, 100 Millionen Dollar (rund 92 Millionen Euro) in die Erforschung von Impfstoffen gegen Vogelgrippe zu stecken. Dies ist eingebettet in ein Maßnahmenpaket im Umfang von einer Milliarde Dollar, mit dem die Geflügelbetriebe vor dem Virus geschützt werden sollen - und von dem die Regierung wieder sinkende Eierpreise erwartet. Die Hühnerfleischbranche sieht mögliche Impfungen hingegen skeptisch. Sie befürchtet, dass ein solcher Schritt den Exporten schaden könnte. Die beliefen sich im vergangenen Jahr auf fast 4,7 Milliarden Dollar (rund 4,3 Milliarden Euro). Die Betriebe haben die Sorge, dass Handelspartner Importe stoppen, weil geimpfte Tiere und Bestände nicht mehr als frei von Vogelgrippe eingestuft würden.
Masthähnchen weniger betroffen als Legehennen
Erst einmal müsse die Regierung ein wirksames System entwickeln, wie geimpfte Bestände auf mögliche Ausbrüche überwacht werden, auch wenn die Tiere keine Symptome zeigen, erklärt John Clifford, Mitarbeiter eines Exportausschusses der Geflügelindustrie und ehemals Führungskraft im US-Landwirtschaftsministerium. Dann könne die Branche mit den Exportpartnern ins Gespräch kommen, um Handelsprobleme zu minimieren. Sollten Fälle in geimpften Beständen auftreten, müsse nach wie vor geschlachtet werden, fordert Clifford. Es könne sinnvoll sein, Legehennen zu impfen, aber keine Masthähnchen, schlägt er vor.
Bei diesen hat das Vogelgrippe-Virus in den USA bislang keine so große Rolle gespielt wie in der Eierproduktion: Die Tiere werden im Alter von sechs bis acht Wochen geschlachtet, während Legehennen über zwei Jahre oder mehr Gefahr laufen, sich anzustecken. Zudem konzentriert sich die Masthähnchenproduktion stark auf den Südosten der USA, wo es nicht so viele Ausbrüche gab wie im Mittleren Westen oder Westen.
Ob Impfung oder nicht: Für die Ostersaison käme die Maßnahme ohnehin zu spät. Die diesjährigen Ostereier werden einen stolzen Preis kosten. Nach der Nachfragespitze könnte sich die Lage danach etwas entspannen - wenn die großen Produzenten weitere Vogelgrippe-Ausbrüche vermeiden können.
Quelle: ntv.de, mau/AP