Trump kürzt Frühwarnsysteme ein Fluten könnten in den USA häufiger zur Todesfalle werden


Durch fehlende Mitarbeiter könnten die Warnungen vor Naturkatastrophen immer schlechter werden.
(Foto: AP)
Wenige Tage nach der verheerenden Flutkatastrophe in Texas mit über hundert Toten macht der Supreme Court den Weg frei für Massenentlassungen in den Bundesbehörden. Für künftige Naturkatastrophen zeichnen Experten darum eine düstere Prognose.
Nach der Hochwasserkatastrophe in Texas werden Stimmen nach einem funktionierenden Katastrophenschutz laut. Über 100 Menschen, darunter 28 Kinder, haben ihr Leben in den Wassermassen verloren. Frühzeitige Warnungen für das gefährdete Gebiet gab es offenbar nicht - und das, obwohl die Region in Texas als Wüstenlandschaft mit großen Flüssen für Sturzfluten bekannt ist.
Bei den verantwortlichen Wetterbehörden in Texas habe es laut Chris Murphy, Senator des US-Bundesstaates Connecticut, Personalmangel gegeben. Bundesweit hat die Effizienzbehörde DOGE über 600 Stellen abgebaut oder nicht nachbesetzt. "Was wir wissen, ist, dass der National Weather Service in beiden Büros, die für dieses Gebiet verantwortlich waren, außergewöhnlich hohe Stellenvakanzen hatte. […] Das ist auf Donald Trumps Angriff auf Bundesangestellte zurückzuführen", so der Demokrat in einem Video auf seinem X-Account.
"Insbesondere gab es eine wirklich wichtige Position, die aufgrund einer Trump-Politik unbesetzt war – das war die Person, die für die Koordination von Warnungen über Wetternotfälle zuständig war." Murphy bezieht sich auf eine Stellenausschreibung in San Antonio, Texas.
Trump: Niemand hat den Sturm erwartet
Trump hatte noch am Wochenende die Schuld für die Katastrophe auf die Biden-Regierung geschoben. Über die geplante Auflösung der Katastrophenschutzbehörde Fema "können wir später reden", sagte Trump vor Journalisten. Einen Zusammenhang zum aktuellen Sparkurs der Regierung stritt Karoline Leavitt, Pressesprecherin des Weißen Hauses, laut BBC ab: "Diese Büros (des National Weather Service) waren gut besetzt … daher sind alle gegenteiligen Behauptungen völlig falsch." Trump selbst ergänzte: "Dieser Sturm ist binnen Sekunden passiert. Niemand hat ihn erwartet. Niemand hat ihn gesehen. Sehr talentierte Leute sind da, und sie haben ihn nicht gesehen."
Doch viele dieser "talentierten Leute" könnten bald schon nicht mehr da sein, denn der US-Supreme Court hat den Weg frei gemacht für Massenentlassungen in den Bundesbehörden ab 2026. Durch die Entscheidung des obersten Gerichtshofs könnten mehrere zehntausend Menschen im kommenden Jahr ihre Jobs verlieren. Das Gericht folgt damit Trumps Wunsch nach weiteren Kürzungen im öffentlichen Sektor.
Mitarbeiter leben in Angst vor Kündigung
Bereits im Januar hat die Trump-Regierung massiv Stellen in Bundesbehörden abgebaut. Damals gingen E-Mails an die Mitarbeiter der nationalen Behörden, in denen Verschärfungen der Arbeitsbedingungen und Kündigungen angekündigt wurden. "Trump hat uns alle wieder Vollzeit ins Büro zurückgeholt. Ich habe Kollegen, die in zwanzig Jahren nie Vollzeit im Büro waren", sagt eine Mitarbeiterin der Environmental Protection Agency (EPA) im Gespräch mit ntv.de.
Sie wertet dort Daten zur Luftverschmutzung in verschiedenen Bundesstaaten aus. Aus Angst vor einer Kündigung möchte sie anonym bleiben. Die EPA arbeitet eng mit anderen Umweltbehörden zusammen, eine direkte Verbindung zum Katastrophenschutz in Texas hat sie aber nicht. "Ich versuche jetzt durchzuhalten. Es werden auch Leute entlassen. Ich hoffe einfach, dass ich weiterhin die Arbeit machen kann, die ich für das Wohl der Öffentlichkeit liebe", so die Mitarbeiterin.
Schlechtere Frühwarnsysteme durch fehlende Mitarbeiter
Die Öffentlichkeit könnte immer häufiger unter verheerenden Folgen von Naturkatastrophen leiden, wenn die Frühwarnsysteme und die Zahl ihrer Mitarbeiter weiter ausgedünnt werden. Eine Untersuchung der BBC zeigt zwar, dass die Büros des nationalen Wetterdienstes im Fall des Hochwassers in Texas ausreichend besetzt gewesen seien, um frühzeitig auf die Flut hinzuweisen – passiert ist das dennoch nicht. Laut Avantika Gori, Assistenzprofessorin für Bau- und Umweltingenieurwesen an der Rice University in Texas, verliefen die Vorhersagen und Warnungen normal, berichtet die BBC. "Die Herausforderung bei diesem Ereignis war, dass es sehr schwierig ist, diesen Typ von extremen, lokalisierten Regenfällen vorherzusagen."
Um diese Wetterlagen verlässlich vorherzusagen, braucht es möglichst viele Informationen und die werden unter anderem von Wetterballons gesammelt. Diese Ballons bündeln regional Daten zu Luftfeuchtigkeit, Wind und Temperaturen und helfen somit, die Qualität der Vorhersagen zu verbessern. Schon jetzt setzen die Wetterbüros nach Angaben der BBC allerdings seltener Ballons an. Es sei dafür nicht ausreichend Personal da. Somit fehlen entscheidende Daten, um Stürme möglichst früh vorherzusagen.
Auswirkungen von Katastrophen werden verheerender
Andrew Dessler, Klimawissenschaftler an der Texas A&M University, warnte zudem vor den Folgen des Klimawandels. "Wir haben eine Menge Kohlenstoff in die Atmosphäre hinzugefügt, und dieser zusätzliche Kohlenstoff speichert Energie im Klimasystem. Aufgrund dieser zusätzlichen Energie ist jedes Wetterereignis, das wir jetzt beobachten, in gewisser Weise durch den Klimawandel beeinflusst", sagte er dem "Guardian".
Künftige Wetterereignisse werden durch den Klimawandel immer extremer - und zusätzlich in den USA durch Kürzungen in den entsprechenden Behörden schlechter vorherzusagen. Die Zahl der Opfer könnte so deutlich ansteigen. Das Weiße Haus hat die Flutkatastrophe in Texas am Montag, während die Suche nach den Vermissten noch andauerte, als "einen Akt Gottes" beschrieben.
Quelle: ntv.de