Panorama

Hoffnung auf wenige Todesopfer Weiteres Nachbeben erschüttert Italien

Die Kirche St. Antonio in Visso wurde bei dem Beben schwer beschädigt.

Die Kirche St. Antonio in Visso wurde bei dem Beben schwer beschädigt.

(Foto: AP)

Mehrere Tausend Menschen sind obdachlos, viele müssen die Nacht im Auto oder in Notunterkünften verbringen. Doch nach Behördenangaben gibt es bei den Beben in Mittelitalien wohl nur wenige Todesopfer. Doch die Erde bebt weiter.

Die Menschen in der Erdbebenregion Italiens kommen nicht zur Ruhe. Erneut kam es in der bereits am Mittwoch heftig getroffenen Gegend Mittelitaliens zu einem kräftigen Nachbeben, das nach Angaben verschiedener Erdbebenwarten eine Stärke von etwa 4,4 hatte. Laut der italienischen Erdbebenwarte INGV wurde der jüngste heftige Stoß um kurz vor halb elf in einer Tiefe von neun Kilometern gemessen.

Der Bürgermeister von Preci, einem betroffenen Ort in der Region, war gerade am Telefon im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Ansa, als sich der neuerliche Stoß ereignete: "Schauen Sie, da ist ein neues Beben. Es lässt uns nicht los", sagte Pietro Bellini.

Zuvor hatte Italiens Innenminister Hoffnungen genährt, dass wenige Opfer zu beklagen sein könnten. "Wenn es sich bestätigt, dass es keine Toten und Schwerverletzten gab, dann ist es angesichts der Stärke des Bebens ein Wunder", sagte Ressortchef Angelino Alfano im Radio. Bisher war von einem Toten die Rede, der wegen eines Herzinfarktes gestorben sein soll.

Orte fast komplett zerstört

Mehrere Bürgermeister der kleinen Gemeinden in den Marken und in Umbrien hatten sich zuversichtlich gezeigt, dass es trotz schwerer Schäden keine Vermissten und Verschütteten geben könnte. Allerdings wurden viele Schäden an Gebäuden vermutet. "Meine Fachleute haben mir gesagt, dass das historische Zentrum (...) komplett unzugänglich sein könnte", zitierte die Nachrichtenagentur Ansa den Bürgermeister der Gemeinde Visso, Giuliano Pazzaglini. In Visso war der heftigste Erdstoß gemessen worden.

"Es ist eine Katastrophe, 80 Prozent der Wohnungen sind wohl unbewohnbar. Und mit den neuen Beben geben die Leute auf", sagte der Bürgermeister des Dorfes Ussita, Marco Rinaldi. Im nicht weit entfernten Ort Castelsantangelo sul Nera ist laut dem Bürgermeister der gesamte historische Ortskern beschädigt. "Das Zentrum ist Sperrgebiet", sagte Mauro Falcucci. 90 Prozent der Häuser hätten Schäden. Ministerpräsident Matteo Renzi wollte die betroffene Gegend besuchen, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete.

"Einige Tausend" Obdachlose

Viele Menschen in den Gemeinden der Region Marken hatten die Nacht bei strömendem Regen und weit mehr als 100 Nachbeben verbracht. Etliche Betroffene verbrachten sie nach Medienberichten im Auto oder in Notunterkünften. Der Chef des Zivilschutzes, Fabrizio Curcio, sprach im Radio von "einigen Tausend" Obdachlosen. Unter den etwa 60 Nachbeben der Nacht waren auch mehrere von einer Stärke von über 4, wie aus einer Liste der italienischen Erdbebenwarte INGV hervorgeht.

Curcio und der Kommissar für den Wiederaufbau, Vasco Errani, machten sich bereits in die besonders betroffenen Gemeinden in den Marken und in Umbrien auf, um sich ein Bild der Lage zu machen. Dort hatten am Vorabend zwei starke Erdbeben zahlreiche Häuser einstürzen lassen. Die Erdstöße ereigneten sich in jener Region, die erst Ende August von einem heftigen Beben getroffen worden war. Damals kamen 298 Menschen ums Leben, die meisten von ihnen in der Ortschaft Amatrice.

Augenzeugen in der Unglücksregion hatten zunächst von einer "apokalyptischen Situation" gesprochen. Mancherorts war der Strom ausgefallen, es wurden Einstürze erwartet. In den Marken sollten drei Krankenhäuser geräumt werden. Viele Schulen sollten geschlossen bleiben. Bis nach Rom waren die Beben zu spüren, es wurden auch Schäden gemeldet.

Die Erdbeben waren auch in Teilen Österreichs spürbar. Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) erhielt bis Donnerstagfrüh bereits über 150 Meldungen über ihre Homepage. Betroffen war vor allem der Süden des Landes. Bürger aus Innsbruck, Klagenfurt, Villach und Salzburg beobachteten das Schwanken eines Gebäudes oder das Schwingen von Lampen in Wohnungen. Viele bemerkten auch eine Bewegung von Flüssigkeiten in Flaschen und Gläsern. Zu Sachschäden kam es nach ersten Informationen aber nicht.

Quelle: ntv.de, mli/dpa

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