Neue Studie "Vorlesemonitor" Weniger Eltern lesen ihren Kindern vor
07.11.2022, 13:16 Uhr
Bücher sind für Kinder mitunter sogar aufregender als ein aufregender Auftritt - wie Olivia Jones bei einer Vorlesestunde in einer Kita schon 2015 bewies.
(Foto: dpa)
Vorlesen ist für viele Kinder ein wichtiges Ritual vor dem Einschlafen - allerdings greifen immer weniger Eltern am Abend zum Buch. Wie die neue Studie Vorlesemonitor zeigt, gab es in den vergangenen Jahren einen deutlichen Rückgang.
Immer weniger Eltern lesen ihren Kindern vor. Wie der neue "Vorlesemonitor" tun dies nur noch 61 Prozent der Väter und Mütter mindestens einmal pro Woche. Fast 40 Prozent der Kinder bis zu acht Jahren wird laut der Vorlese-Studie selten oder nie vorgelesen. Im Vergleich zur Vorgängerstudie 2019 nahm das Vorlesen ab. Vor drei Jahren lasen noch 68 Prozent der Eltern regelmäßig vor und nur 32 Prozent selten oder nie. Die Studie wurde im Auftrag der "Zeit", der Stiftung Lesen und der Deutsche-Bahn-Stiftung erstellt.
Die Stiftung Lesen versucht vor allem, Kindern und Jugendlichen "in einem bildungsbenachteiligtem Umfeld" ans Lesen heranzuführen. Sie nennt zehn Gründe, warum Vorlesen wichtig ist:
1. Vorlesen schafft Nähe
2. Vorlesen vergrößert den Wortschatz
3. Vorlesen macht erfinderisch
4. Vorlesen steigert das Mitgefühl
5. Vorlesen festigt den Gerechtigkeitssinn
6. Vorlesen macht klug
7. Vorlesen fördert die Konzentration
8. Vorlesen erleichtert das Lesenlernen
9. Vorlesen macht Lust auf Lesen lernen
10. Vorlesen macht fit für die Schule.
Laut der aktuellen Studie wird 40 Prozent der Kinder im Alter von bis zu acht Jahren in Deutschland selten oder nie vorgelesen. 20 Prozent der befragten Eltern gaben an, ihren Kindern nie vorzulesen. Elf Prozent machen dies seltener als einmal pro Woche, lediglich einmal pro Woche lesen weitere acht Prozent der Eltern vor. Regelmäßig vorgelesen wird 61 Prozent der Kinder - 32 Prozent mehrmals pro Woche, 17 Prozent einmal pro Tag, 12 Prozent mehrmals am Tag.
Deutlich mehr, die gar nicht mehr vorlesen
Gegenüber den 20 Prozent der Eltern, die inzwischen nie vorlesen, waren es 2019 nur acht Prozent. Besonders auffällig entwickelte sich das Ende des Vorlesens mit dem Schuleintritt: Einer Mehrheit von 51 Prozent der Achtjährigen wird inzwischen gar nicht mehr vorgelesen, 2019 war dies noch eine Minderheit von 28 Prozent.
Als einen Grund für seltenes Vorlesen machte die Studie die fehlende Verfügbarkeit von Büchern aus. Je mehr Kinderbücher im Haushalt vorhanden sind, desto regelmäßiger lesen Eltern ihren Kindern vor. Der Geschäftsführer der "Zeit"-Verlagsgruppe, Rainer Esser, erklärte: "Nur eine verbesserte Verfügbarkeit von Büchern und digitalen Vorlesematerialien kann dazu beitragen, dass Vorlesen und Lesen in mehr Familien stattfindet."
Auch die Bildungsvoraussetzungen der Eltern haben demnach Einfluss darauf, wie oft Kindern vorgelesen wird. Mehr als die Hälfte der Eltern mit niedrigeren Schulabschlüssen lesen ihren Kindern selten oder nie vor. Über alle Schichten hinweg betrachtet würden viele Eltern vergleichsweise spät mit dem Vorlesen anfangen, mit oder nach dem zweiten Geburtstag der Kinder. Mit dem Schuleintritt werde dann zum großen Teil schon wieder mit dem Vorlesen aufgehört.
Quelle: ntv.de, vpe/AFP