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Youtube-Videos für Mathe-Stunde Wie digital wird die Schule nach Corona?

Ob die Kinder wirklich digital arbeiten können, hängt auch von den jeweiligen Lehrern ab.

Ob die Kinder wirklich digital arbeiten können, hängt auch von den jeweiligen Lehrern ab.

(Foto: imago images/HMB-Media)

Homeschooling ist für Schüler und Lehrer eine Herausforderung. Wie digitales Lernen funktionieren kann, haben Experten der Universität-Duisburg-Essen herausgefunden - und geben nun Tipps. Sie sehen in der Krise eine große Digitalisierungs-Chance. Doch wird diese auch genutzt?

Youtube-Erklärvideos für mathematische Gleichungen und Bruchrechnungen - was früher vielleicht noch kurios wirkte, ist für manch einen während der Corona-Krise wohl zu einem geeigneten Lernmittel geworden. Das aktuelle Homeschooling ist sowohl für Schülerinnen und Schüler als auch für das Lehrpersonal eine ungewöhnliche Situation, denn gerade bei komplexen Mathematik-Aufgaben ist das eine große Herausforderung. Und das führt in der Krise auch zu neuen Projekten: Denn das deutsche Zentrum für Lehrerbildung Mathematik an der Universität-Duisburg-Essen hat einen eigenen Youtube-Kanal ins Leben gerufen, um Lehrer bei der Wissensvermittlung zu unterstützen.

"Natürlich haben wir einen gewissen Fundus zum digitalen Lehren und Lernen in der Schublade, das Konzept ist ja nicht neu", erklärt Mathematik-Didaktikerin Bärbel Barzel. Den konnten die Experten sofort nutzen: "Nach den Schulschließungen Mitte März kam die Idee auf, Mathematik-Lehrkräfte zu unterstützen, wie man Mathematik via Distance-Learning so gestalten kann, dass wichtige Prinzipien, zum Beispiel Verstehensorientierung, kognitive Aktivierung nicht auf der Strecke bleiben und auch neue Inhalte gut gelernt werden können", sagt Barzel ntv.de.

Die Didaktiker geben mit ihrem Projekt konkrete Hinweise für die Praxis: Zum Beispiel können Mathematik-Lernvideos im Internet eine sinnvolle Ergänzung zu anderen Lernformaten sein. Außerdem geben die Experten Tipps für digitale Lernumgebungen und für sinnvolle Tools zur Kommunikation. Wie gut das digitale Arbeiten wirklich klappt, ist Barzel zufolge noch nicht klar: "Darüber können wir noch nichts Fundiertes und Systematisches sagen. Es scheint eine große Bandbreite zu geben zwischen Lehrkräften, die ihren Schülern Aufgaben zum Bearbeiten nennen bis hin zu Lehrkräften, die ein vielfältiges Setting realisieren mit virtuellem Klassenraum, digitalen Mathematikwerkzeugen, Lernvideos und digitalen Lernumgebungen", sagt die Mathematikerin.

"Hier scheint die Vorerfahrung von Lehrkräften relevant zu sein, wie weit sie schon vorher im Mathematikunterricht mit digitalen Medien gearbeitet haben oder nicht." Die Anpassung der Lehrer ist demnach besonders wichtig: "Sicher treten auf der technischen Bedienebene Schwierigkeiten auf, das Handling der verschiedenen Tools gut zu lernen. Jedoch vermuten wir die Hauptschwierigkeit der Lehrkräfte darin, neue Routinen für das fachliche Lernen und Lehren aufzubauen und dies in Passung zu ihren bisherigen Routinen zu bringen", resümiert Barzel.

Digitalisierungspotenzial in der Schule noch lange nicht ausgeschöpft

Doch trotz solcher neuen, vielfältigen Angebote für Lehrer und Schüler sieht die Realität doch teilweise ernüchternd aus: Die meisten Lehrer setzen auf altbewährte Methoden. Laut einer aktuellen Studie der Robert-Bosch-Stiftung nutzen die meisten Lehrer während der wochenlangen Schulschließungen vor allem klassische Arbeitsmaterialien und Kommunikationswege statt neuer digitaler Formate. Das zeigt eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag der Robert-Bosch-Stiftung. Demnach gab die große Mehrheit der Lehrerinnen und Lehrer von der Grundschule (79 Prozent) bis zum Gymnasium (90 Prozent) an, während der Zeit der Schulschließung Aufgabenblätter genutzt zu haben. Video-, Audio- oder Schreibkonferenzen im Netz nutzte im Vergleich dazu nur ein kleiner Teil der Lehrkräfte. Etwas populärer sind Erklärvideos, die bei gut jedem dritten Lehrer zum Einsatz kamen. Die meisten Lehrkräfte (69 Prozent) sehen Verbesserungsbedarf bei sich selbst, was den Umgang mit digitalen Lernformaten betrifft.

Bärbel Barzel ist dennoch optimistisch, dass auch nach der Krise etwas von der verbesserten Schul-Digitalisierung hängen bleibt: "Es ist erstaunlich, was gerade passiert. Es ist enorm, wie schnell sich viele Schulen und Lehrkräfte auf die aktuellen Herausforderungen eingestellt haben und was alles umgesetzt wurde. Das ist wirklich super und nährt die Hoffnung, dass daraus auch langfristige Veränderungen, Kreativität und Mut erwachsen sind, um Innovationsschübe in Mathematik zu vollziehen."

Quelle: ntv.de

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