Sterberate noch gering Wieler: Handfeste Zahlen bis Ostern
31.03.2020, 11:56 Uhr
Noch ist die Corona-Sterberate in Deutschland niedrig. RKI-Chef Lothar Wieler geht aber davon aus, dass sie bald steigt. Ob die Ausgangsbeschränkungen wirksam sind und die Kurve abflacht, werde sich bis Ostern zeigen, glaubt Wieler.
Der Chef des Robert-Koch-Instituts Lothar Wieler geht davon aus, dass bis Ostern "handfeste Zahlen" zur Entwicklung der Corona-Infektionen in Deutschland vorliegen. Bis dahin würde sich zeigen, ob die Maßnahmen wirken. Er sei jedoch optimistisch, dass sich eine Abflachung der Infektionskurve in Deutschland zeigen werde, sagte Wieler in der Pressekonferenz des RKI.
Zu den geltenden Ausgangsbeschränkungen sagte Wieler, die Maßnahmen hätten "nach wie vor Gültigkeit und müssen nach wie vor eingehalten werden". In Deutschland gibt es nach Angaben von Wieler bisher 61.913 Infektionen, in dieser Zahl seien auch die Verstorbenen und Genesenen enthalten. Nach Berechnungen von ntv.de liegt die Zahl der Infizierten bei 63.326. Die Sterberate ist laut Wieler mit 0,8 Prozent derzeit gering. Der RKI-Chef geht allerdings davon aus, dass sie steigen könnte - vor allem, falls vermehrt Fälle in Alten- oder Pflegeheimen auftreten.
Nach Schätzungen des RKI liegt die Zahl der Genesenen aktuell bei 16.100 Menschen. Die an Covid-19 Verstorbenen waren nach Angaben von Wieler im Schnitt 80 Jahre, die Erkrankten im Schnitt 47 Jahre alt. Auffällig ist bei den Zahlen, dass die Krankheit vermehrt bei Männern tödlich verläuft.
Wieler: Masken bieten Schutz
Einen "großen Erfolg" nannte Wieler das DIVI-Intensivregister, das Auskunft über freie Beatmungsplätze in Deutschland liefert. Dadurch können Patienten an die Krankenhäuser vermittelt werden, die freie Kapazitäten haben. Derzeit würden 729 Krankenhäuser teilnehmen, etwa 63 Prozent der Kliniken mit Intensivpflege. Wieler rief alle bisher fehlenden Häuser auf, sich in dem Register anzumelden.
Wieler äußerte sich in der Pressekonferenz auch zur aktuellen Diskussion über verpflichtende Schutzmasken. "Der Mund-Nasen-Schutz dient dem Schutz anderer vor einer Infektion", sagte Wieler. Wenn eine kranke Person huste oder niese, könnten die Tröpfchen nicht so weit fliegen wie ohne Schutz. Bei einem selbstgenähten Mundschutz käme die Wirksamkeit aufs Material an, doch generell halte auch dieser Tröpfchen zurück.
Studie: Mehr Menschen schätzen das Virus als gefährlich ein
Bei der Bekämpfung der Krankheit ist aus Sicht Wielers auch die Einstellung der Menschen zu dem Virus von Bedeutung. Wieler verwies auf die Cosmo-Studie, bei der auch das RKI mitwirkt. Darin wird fortlaufend dokumentiert, wie die Menschen in Deutschland die Epidemie bewerten. 41 Prozent halten aktuell eine Erkrankung für gefährlich, in der Vorwoche waren es noch 34 Prozent. Für den RKI-Chef ist das eine positive Entwicklung, denn nur, wer die Gefahr richtig einschätze, verhalte sich auch entsprechend.
Ältere und chronisch kranke Menschen denken gemäß Studie eher als junge und gesunde, dass die Erkrankung für sie schwerwiegend ist. Zudem halten Menschen, die im Gesundheitssektor arbeiten, die Erkrankung für schwerwiegender als andere. Wer den Ausbruch dagegen für einen Medienhype hält, schätzt Covid-19 als harmloser ein.
Quelle: ntv.de, ibu