Angeblich Klimawandelfolge Wird Mallorca von "Super-Kakerlaken" überrollt?
11.07.2024, 14:55 Uhr Artikel anhören
Schwülere Tage, wärmere Nächte, mehr Kakerlaken - so die Herleitung der Umstände auf der Insel.
(Foto: picture alliance / Photoshot)
Die Kakerlaken auf Mallorca würden nicht nur immer mehr, sie seien auch resistent gegen die bisher eingesetzten Insektizide. Das berichtet eine spanische Zeitung und ruft die "Plage der Superkakerlaken" aus. Der Experte aber, auf den sich mehrere Medien berufen, sagt: alles halb so wild.
Die Klimakrise könnte den Deutschen ihre Lieblingsinsel vermiesen. Nicht, weil es auch auf Mallorca immer wärmer wird, möglicherweise bald zu warm für die Touristen aus dem Norden. Nein, vielmehr sollen Temperatur und Luftfeuchte auf den Balearen zunehmend ins Anforderungsprofil einer anderen Besuchergruppe passen: der Kakerlaken. Die scheinen Gefallen gefunden zu haben an der Urlaubsregion, in die vergangenes Jahr mehr als 4,5 Millionen Deutsche reisten.
So zumindest stellt es die spanische Zeitung "Ultima Hora" dar. Vergangene Woche schrieb sie von einer "Plage der Superkakerlaken": Die Insekten hätten sich genetisch an deren Bekämpfung angepasst und würden die Balearen diesen Sommer überschwemmen, hieß es. Hintergrund all dessen sei die klimatische Entwicklung: schwülere Tage, wärmere Nächte, mehr Kakerlaken.
Zitiert wurde dazu der Chef des Verbands der spanischen Schädlingsbekämpfer. Der Mann heißt Jorge Galván und sagte demnach: "Einerseits führt der Temperaturanstieg infolge des Klimawandels dazu, dass sich der Lebenszyklus von Insekten wie Bettwanzen oder Schaben stark beschleunigt. Andererseits gibt es Hinweise darauf, dass die Schaben in den vergangenen Jahren eine Reihe zufälliger genetischer Mutationen durchgemacht haben, die sie resistent gegen die Biozidprodukte machen, die bisher zu ihrer Bekämpfung eingesetzt wurden."
Mehr Tourismus, mehr Abfall
Kakerlaken sind auch als Küchenschaben bekannt und sehr anpassungsfähig. Laut "Ultima Hora" kommen auf Mallorca alle drei geläufigen Arten vor: die deutsche, die orientalische und die amerikanische Schabe. Letztere wird bis zu 4,4 Zentimeter groß.
Die verschiedenen Arten können auch niedrige Temperaturen überleben, entwickeln sich aber schneller und pflanzen sich rascher fort, wenn es wärmer und feuchter wird. Laut "Ultima Hora" ist das Mallorcas Problem: Die steigenden Temperaturen und die länger anhaltende Hitze führten zu wachsenden Schabenpopulationen.
Der spanischen Zeitung "Ideal" erklärte der Chef-Schädlingsbekämpfer Galván zudem, den Schaben komme die Luftfeuchtigkeit entgegen, die in Küstengebieten und Inselregionen herrschte: "In diesen Gebieten gibt es auch mehr Tourismus und Überfüllung, was bedeutet, dass es mehr Abfall gibt und es schwieriger ist, gute Hygienebedingungen aufrechtzuerhalten."
Schädlingsbekämpfer sehen sich gerüstet
Laut Umweltbundesamt übertragen Schaben keine Krankheiten. Sie verschleppen aber Keime, können Allergien und Asthma auslösen. Die Behörde schreibt weiter, ein Schabenbefall löse "hierzulande bei vielen Betroffenen großen Ekel" aus.
Diese Abscheu vor Kakerlaken dürfte Grund für die mediale Aufmerksamkeit sein, die die Insekten und ihr Chefbekämpfer Galván derzeit erfahren. Zumindest letzterem geht der Wirbel aber mittlerweile zu weit: Galváns Lobbyverband schoss auf X scharf gegen den "Daily Mirror". Der hatte die Aussagen der Schädlingsbekämpfer aufgegriffen und britische Touristen vor "genetisch abgehärteten Superkakerlaken" gewarnt.
Laut der spanischen Zeitung "La Vanguardia" bezeichnete Galván den Bericht der Briten als "unverhältnismäßig" und "alarmistisch". Seinen Einschätzungen zufolge können Deutsche, Briten und alle anderen Beunruhigten voller Zuversicht den Sommerurlaub im Süden antreten: Galván bestätigte demnach, die Schaben profitierten vom Klima und hätten sich angepasst - er versicherte aber auch, die spanischen Schädlingsbekämpfungsunternehmen seien "für jede Situation in dieser Hinsicht bestens ausgebildet".
Quelle: ntv.de, lwe