Horror-Absturz in den Alpen Witwe des Germanwings-Piloten äußert sich
02.11.2019, 12:59 Uhr
(Foto: dpa)
Diese Trägodie schockt die Republik: Im März 2015 tötet der Co-Pilot eines Germanwings-Fliegers sich und alle Insassen bei einem gezielten Absturz. Den Flugkapitän hat er zuvor aus dem Cockpit ausgesperrt. Dessen Witwe spricht nun über ihr Leben nach der Katastrophe.
Der Germanwings-Flug 9525 ist am 24. März 2015 auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf als sich das Unglück ereignete: Co-Pilot Andreas Lubitz steuert den Airbus Ermittlern zufolge absichtlich gegen einen Berg in den südfranzösischen Alpen. Alle 150 Insassen kommen ums Leben. Unter den Toten ist auch Flugkapitän Patrick Sondenheimer, den Lubitz zuvor aus dem Cockpit ausgesperrt hatte. Dessen Witwe Annika Sondenheimer spricht nun erstmals mit der "Rheinischen Post" über die Zeit nach dem Unglück.
Als sie das erste Mal davon gehört habe, dass eine Germanwings-Maschine vermisst werde,habe sie schon ein ungutes Gefühl gehabt, erzählt die 41-Jährige: "Ich dachte, das könnte das Flugzeug meines Mannes sein." Ihr Sitznachbar - sie war gerade bei einem Termin im Düsseldorfer Landtag - habe zwar versucht, sie zu beruhigen. Zudem hätte sie von ihrem Mann am Morgen des Absturzes noch eine SMS aus Barcelona erhalten. Dennoch habe sie fortan Stunden des Hoffens und Bangens durchlitten.
Irgendwann sei dann die furchtbare Gewissheit gefolgt - wie lange das gedauert habe, wisse sie heute nicht mehr, sagt Sondenheimer. Ihre beste Freundin habe sie am Landtag abgeholt und nach Hause gebracht. Danach habe sie "eigentlich nur noch funktioniert". Kamerateams und Journalisten hätten nach dem Unglück tagelang ihr Haus in Düsseldorf belagert. Freunde, Nachbarn, Politiker und die Piloten-Gewerkschaft hätten dabei geholfen, sie abzuschirmen.
"Habe mich nie zum Copiloten geäußert"
Das alles habe erst geendet, erzählt Sondenheimer, nachdem klar gewesen sei, dass Co-Pilot Lubitz ihren Mann ausgesperrt und das Flugzeug gezielt abstürzen lassen habe. Die Unschuld ihres Mannes sei damit nach vielen Spekulationen bewiesen gewesen. Zu Lubitz will sie nichts sagen: "Ich habe mich nie zum Co-Piloten geäußert, und ich werde es auch jetzt und in Zukunft nicht tun", betont sie.
Neben seiner Ehefrau ließ Flugkapitän Sondenheimer zwei Kinder zurück, die damals fünf und drei Jahre alt waren. Heute würden ihre Kinder besser verstehen, was passiert sei, sie könnten aber immer noch nicht den Verlust wirklich realisieren, erzählt die Witwe. "Wir haben inzwischen einen stabilen Alltag, und Verlustängste gehören ebenso dazu wie die Erinnerungen." Beiden Kindern habe eine Delfin-Therapie gut getan.
Sondenheimer arbeitet heute wieder als Juristin in der Landesverwaltung. Nach der Katastrophe ließ sie sich zudem als Trauerbegleiterin ausbilden. Im Jahr 2017 gründete sie den Patrick Sondenheimer Stiftungsfonds, der sich um trauernde Kinder und Jugendliche kümmert. Sie wohnt mit ihren Kindern wieder im Düsseldorfer Stadtteil Gerresheim. Auf dem dortigen Friedhof liegen auch die sterblichen Überreste ihres Mannes begraben.
Quelle: ntv.de, kst