Panorama

"Klauen leichter als Absetzen" Wurden die Diebe die Juwelen nicht los?

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Völlig überraschend tauchen nach drei Jahren die gestohlenen Schmuckstücke aus dem Dresdner Grünen Gewölbe wieder auf. Noch überraschender ist, dass sie weitgehend intakt sind. Ein Experte für Kunstdiebstahl glaubt, eine Erklärung dafür zu haben.

Der Kunstdiebstahl-Experte Willi Korte ist von dem Fund der Beute aus dem Grünen Gewölbe überrascht. Er sei nach dem Einbruch vor drei Jahren davon ausgegangen, dass sich die Täter bereits vor der Tat um den Absatz der Beute gekümmert hätten und sie deshalb nicht wiedergefunden werde. "In dem Fall lag ich mit meiner Meinung gerne falsch", sagt der Provenienzforscher, der sich mit länger zurückliegenden Kunstdiebstählen beschäftigt. "Ich bin überrascht, dass die Sachen noch in Berlin aufgefunden worden sind. Ich hätte gedacht, dass sie Deutschland schon längst verlassen hätten."

Nach seiner Einschätzung sollte die Beute die Zeit seit dem Diebstahl gut überstanden haben. "Da es ja überwiegend Edelmetall und Steine sind, muss man nicht so sehr auf die Temperatur achten", so Korte. "Ich denke, dass die Sachen noch in einem relativ guten Zustand sein dürften." Derzeit werden die wertvollen Stücke noch untersucht. Fachleute prüfen, ob die 31 Einzelteile tatsächlich echt und vollständig sind und in welchem Zustand sie sich befinden. Zudem werden die Objekte auch kriminaltechnisch untersucht.

Die vor drei Jahren gestohlenen Juwelen und Schmuckstücke waren in der Nacht zum Samstag in Berlin sichergestellt worden. Angaben zum Fundort und zum Zustand der Schmuckstücke wurden mit Verweis auf die noch laufenden Ermittlungen nicht gemacht. Offensichtlich haben die mutmaßlichen Diebe den Fahndern das Versteck aber verraten. Dem Fund seien "Sondierungsgespräche zwischen Verteidigung und Staatsanwaltschaft unter Einbeziehung des Gerichts über eine mögliche Verfahrensverständigung und Rückführung noch vorhandener Beutestücke" vorangegangen, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit.

Kunstraub statt Juwelenraub?

Seit Anfang des Jahres läuft in Dresden ein Prozess gegen sechs Tatverdächtige wegen schweren Bandendiebstahls, Brandstiftung und besonders schwerer Brandstiftung. Die jungen Männer gehören zum arabischstämmigen Remmo-Clan aus Berlin. Einer der Angeklagten hatte vor Gericht bereits zugegeben, an der Vorbereitung, aber nicht an dem Coup selbst beteiligt gewesen zu sein. Der nächste Verhandlungstag steht am kommenden Dienstag an. "Alles weitere ist nun dem Lauf der Hauptverhandlung vor dem Landgericht Dresden vorzubehalten", sagte Jürgen Schmidt, Sprecher der Staatsanwaltschaft Dresden.

Beim Kunstraub gebe es eine alte Regel, sagt Korte. "Das Klauen ist leichter als das Absetzen." Er habe den Einbruch immer eher als Juwelen-, statt als Kunstraub gesehen. "Ich dachte, dass sie die Juwelen rausbrechen und einzeln verkaufen werden, nicht die Kunst als Ganzes." Ermittlungsergebnisse bei Juwelendieben seien üblicherweise nicht sehr gut. Bei Kunstraub sei die Ermittlungsarbeit auch schwer, aber es gebe immer wieder Fälle, bei denen die Beute teils erst nach Jahren gefunden werde.

Kunst-Objekte sind unersetzlich

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Die Freude über den Fund sei groß. "Die Objekte sind als unwiederbringlich einzuschätzen", sagt der Kunstdiebstahl-Experte. "Sowas kann man nicht ersetzen." Nun bleibe nur zu hoffen, dass der Rest der Beute ebenfalls auftauche. "Das wäre schön, wenn alles erhalten geblieben wäre."

Der Einbruch am frühen Morgen des 25. November 2019 war einer der spektakulärsten Kunstdiebstähle in Deutschland. Die Täter schlugen mit einer Axt Löcher in eine Vitrine und rissen die Juwelen heraus. Sie stahlen Schmuckstücke mit insgesamt 4300 Diamanten und Brillanten im Gesamtwert von über 113 Millionen Euro. Danach entbrannte eine Diskussion über die Sicherheitsvorkehrungen in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD), die bis heute anhält.

Quelle: ntv.de, jug/dpa

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