Panorama

Mehr als 17.000 neue Fälle Zahl der Corona-Infektionen steigt steil an

Ein Arzt legt einen Tupfer mit einem Abstrich für einen Corona-Test in ein Teströhrchen. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/Symbolbild

Das RKI zählt seit Beginn der Pandemie mehr als 4,4 Millionen Coronavirus-Fälle in Deutschland.

(Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/Symbolbild)

So deutlich war der Zuwachs bei den Neuinfektionen lange nicht: Das Robert-Koch-Institut meldet zur Wochenmitte einen sprunghaften Anstieg bei den neu erkannten Ansteckungsfällen. Die Sieben-Tage-Inzidenz legt kräftig zu - vor allem im Südosten des Landes.

Das Infektionsgeschehen in Deutschland entwickelt eine neue Dynamik: Die vierte Welle scheint die Regionen im Süden und Osten erst jetzt mit voller Wucht zu erfassen. Wie aus den Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervorgeht, ist die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen zuletzt sprunghaft angestiegen.

Binnen 24 Stunden übermittelten die Gesundheitsämter bundesweit 17.015 neue Coronavirus-Fälle: Das sind deutlich mehr laborbestätigte Ansteckungen als an den Vortagen und auch deutlich mehr als an den Vergleichstagen der beiden Vorwochen. In den Daten des RKI ist es der stärkste Tageszuwachs seit Ende März. Entsprechend deutlich steigt auch die Sieben-Tage-Inzidenz. Das RKI gibt das Fallaufkommen in Deutschland mittlerweile mit einem aktuellen Stand von 80,4 an. Zum Vergleich: Am Vortag lag dieser Wert noch bei 75,1. Vor einer Woche waren es 65,4.

Ein Blick auf die Entwicklung im Zeitraum der vergangenen 15 Tage zeigt, wie massiv der Anstieg bei den Neuinfektionen ausfällt. Die aktuell gemeldeten Fallzahlen sind deutlich höher als am Mittwoch vor einer Woche (11.903 neue Fälle) und am Mittwoch vor zwei Wochen (11.547). Inwieweit der Zuwachs auf etwaige Nachmeldungen an das RKI zurückgeht, wird sich erst in den kommenden Tagen zeigen.

Auffällig ist zudem die unterschiedliche Entwicklung beim Fallaufkommen in den einzelnen Bundesländern. Die Sieben-Tage-Inzidenz gibt an, wie viele Menschen sich jeweils binnen einer Woche je 100.000 Einwohner infiziert haben. Deutlich wird: Der Südosten Deutschlands ist derzeit besonders betroffen. Die Schwerpunkte des Infektionsgeschehens haben sich nach Baden-Württemberg, Sachsen und Bayern verlagert. In Thüringen steigen die Fallzahlen aktuell besonders stark.

In Thüringen hat sich der Trend von dem vergleichsweise moderaten Anstieg in der Mehrheit der übrigen Bundesländer entkoppelt. Die gemeldeten Inzidenzwerte liegen in der Mitte Deutschlands weit über den bundesweiten Werten, Tendenz stark steigend.

Die Delta-Welle scheint Thüringen damit erst jetzt voll zu erfassen. Früher betroffene Bundesländer - wie etwa Nordrhein-Westfalen - verzeichnen dagegen derzeit noch ein vergleichsweise stabiles Infektionsgeschehen.

Nach wie vor gibt es in Deutschland auch ein Gefälle bei den Impfquoten. So sind im Südosten des Landes deutlich weniger Menschen vollständig gegen Corona geimpft als im Nordwesten. Die höchste Impfquote kann derzeit der Stadtstaat Bremen vorweisen, die niedrigste verzeichnet Sachsen.

In Sachsen sind den aktuellen RKI-Daten zufolge bisher nur 56,1 Prozent der Einwohner komplett geimpft. Bremen, Schleswig-Holstein und das Saarland erreichen dagegen bereits Impfquoten von mehr als 70 Prozent. Selbst das bevölkerungsreiche NRW kommt beim Impfen bisher sehr viel besser voran als Baden-Württemberg, Bayern, Thüringen und Sachsen.

Offen ist noch, wie stark die ungeschützte Immunisierung das Fallaufkommen künftig beeinflussen könnte. Regionen, die von früheren Ansteckungswellen stark betroffen waren, weisen eine teils deutlich höhere Zahl an Genesenen auf. Für Betroffene, die eine Coronavirus-Infektion überstanden haben, wird die Schutzimpfung derzeit erst sechs Monaten nach der Ansteckung empfohlen.

Sachsen ist das Bundesland mit der höchsten Genesenenquote. Das heißt: Der Anteil der Einwohner mit einem mehr oder weniger gut ausgeprägten Immunschutz gegen das Virus könnte dort womöglich höher anzusetzen sein als in anderen Regionen Deutschlands.

Die Zahl der Corona-Toten bleibt bisher weitgehend konstant. Deutschlandweit wurden zuletzt laut RKI binnen 24 Stunden 92 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es ebenfalls 92 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4.401.631 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl der Menschen, die hierzulande mit dem Virus in Kontakt kamen, dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.

Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - der derzeit für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigste Parameter - gab das RKI zuletzt mit 2,13 (Montag 1,92) an. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5. Verzögerungen im Meldewesen führen allerdings dazu, dass die tagesaktuell veröffentlichten Werte nachträglich weiter nach oben korrigiert werden müssen.

Die Zahl der Genesenen gab das RKI zuletzt mit 4.174.400 an. Die Zahl der Menschen, die nach Einschätzung der behandelnden Ärzte an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 94.808.

Hinweis: Die Zahlen des RKI weichen in der Regel leicht von jenen Falldaten ab, die ntv.de täglich am Abend meldet. Das ntv.de-Datenteam greift direkt auf die Meldezahlen aus den Bundesländern zu, wie sie von den Ministerien und Behörden vor Ort veröffentlicht werden. Das RKI hingegen ist an die gesetzlich vorgeschriebenen Meldewege gebunden, was zu einem zeitlichen Verzug führen kann.

Zudem bilden die jeweiligen Tageswerte unterschiedliche Erfassungszeiträume ab: Die ntv-Auswertung sammelt die jeweils bis zum Abend veröffentlichten Länderangaben und errechnet daraus einen täglichen Stand der gemeldeten Fallzahlen, der in der Regel ab 20.00 Uhr veröffentlicht wird. Das Erfassungssystem des RKI dagegen berücksichtigt eingehende Meldungen bis Mitternacht, wobei der aktuelle Datenstand dann am nachfolgenden Morgen bekannt gegeben wird.

Quelle: ntv.de, mbe/mmo/dpa

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